Geheimnis der Leidenschaft
fangen. Was glaubst du wohl, tut Rio da draußen mit einem leeren Wasserwagen? Meinst du, er fährt nur zum Vergnügen mit dem Wagen im Dunkeln herum?«
Hope schloss den Mund wieder, viel langsamer, als sie ihn geöffnet hatte. »Glaubst du wirklich ...«, begann sie mit hoffnungsvollem Blick und sehnte sich mit jedem schmerzenden Muskel in ihrem Körper nach einem Bad.
»Warum fragst du ihn denn nicht selbst?«
Das Geräusch des alten Wasserwagens, der auf den Hof der Ranch geholpert kam, klang laut in der plötzlichen Stille.
»Schnelle Arbeit«, meinte Mason. »Dazu braucht man Kraft. Und die hat Rio zur Genüge.«
Hope war viel zu erstaunt, um etwas sagen zu können. Sie lief hinaus in den Hof.
»Wo soll ich es abladen?«, fragte Rio.
»Ich ... das hätten Sie nicht zu tun brauchen ... hinten«, brachte sie schließlich heraus.
Er sah an ihr vorbei in die Nacht. Hinten war eine Menge Land, einschließlich der Perdidas, die sich vor den Sternen am Nachthimmel erstreckten.
Lachend kletterte sie auf das Trittbrett des Wagens und griff nach der Türklinke. »Ich mache das schon. Sie müssen halb verhungert sein. Gehen Sie rein und essen Sie.«
»Nachdem ich das Wasser ausgeladen habe.«
Er machte keine Umschweife. Er wusste, wie kostbar jeder einzelne Tropfen Wasser für sie war. »Halten Sie sich fest.«
Sie klammerte sich an die Tür der Fahrerkabine, während er den schweren Wagen um das Haus herumlenkte, zu einer Stelle, die mal eine Wiese gewesen war, wo aber nur noch zwei Reifenspuren auf dem toten Gras zu erkennen waren. Das Rohr, das früher einmal das Wasser von dem Brunnen mit Namen Hope zum Haus geführt hatte, war abgesägt, der verbliebene Rest des Rohrs so hingebogen worden, dass man den Segeltuchschlauch daran anschließen konnte.
Ein Blick genügte Rio, um zu wissen, dass es wieder einmal Schwierigkeiten geben würde. Er kletterte aus der Kabine und bereitete sich darauf vor, erneut mit der störrischen Verbindung und dem schweren Schlauch kämpfen zu müssen.
Hope holte die Taschenlampe aus dem Wagen und leuchtete auf seine Hände, während er versuchte, die Verbindung zwischen dem Wasserwagen und der im Boden befindlichen Zisterne herzustellen, die das Ranchhaus mit Wasser versorgte. Schon bald blähte das Wasser den Schlauch auf und floss in den beinahe leeren Tank. Unter ihren Füßen war gedämpftes Donnern zu hören.
»Wie groß ist der Tank?«, fragte Rio.
»Eine halbe Ladung Wasser kann er aufnehmen. Gehen Sie rein und essen Sie. Ich werde so lange hier draußen aufpassen.«
Er wollte widersprechen, doch in diesem Augenblick steckte Mason den Kopf aus der Tür und rief: »Komm rein und hole es dir, ehe ich es an die Schweine verfüttere!«
»Haben Sie Schweine?«, flüsterte Rio ihr zu.
»Nein, aber ich hatte nicht das Herz, Mason das zu verraten.«
»Zu weich, wie?«
»Für einige Leute schon.« Sie lächelte schnell, doch Rio war es nicht entgangen. »Mason gehört dazu.«
»Turner auch?«, fragte Rio und wusste gar nicht, warum er diese Frage stellte.
Hope sah ihn an. »Ich bin nicht lange genug in Turners Nähe, als dass es etwas ausmachen könnte.«
»Entschuldigung. Es geht mich auch gar nichts an.«
Sie zuckte die Schultern. »Jeden im Umkreis von hundert Meilen hat es zu der einen oder anderen Zeit interessiert. Warum also sollte es bei Ihnen anders sein?«
Er wollte etwas sagen, doch dann überlegte er es sich noch einmal.
»Nur los«, sagte sie mit einem Seufzer. »Aber bitte seien Sie originell. Sagen Sie mir nicht, dass Turner ein unglaubwürdiger Hundesohn ist, denn das weiß ich bereits. Sagen Sie mir nicht, dass er unglaublich reich ist, denn das interessiert mich
nicht.«
»Bedrängt er Sie?«
Etwas in Rios Stimme, etwas Gefährliches, weckte in Hope den Wunsch, dass es hell genug wäre, um seinen Gesichtsausdruck deutlich sehen zu können. »Es ist nichts, mit dem ich nicht fertig werden könnte.«
»Wenn sich das ändert, lassen Sie es mich wissen.«
»Dann müssen Sie sich aber hinter Mason anstellen«, entgegnete sie spöttisch.
»Das wäre mir ein Vergnügen.«
Hope zweifelte nicht daran, dass Rio jedes Wort ernst meinte. Offensichtlich stand er mit John Turner nicht gerade auf freundschaftlichem Fuß. Das war nicht überraschend. Jeder, der auch nur einen Funken Selbstachtung besaß, hatte Schwierigkeiten, mit Turner zurechtzukommen.
Und Rio hatte, trotz seiner lässigen Art, eine Menge Stolz.
»Dein Essen wird nicht wärmer, Rio!«,
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