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Geheimnis der Leidenschaft

Titel: Geheimnis der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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einen wandernden Cowboy fremd hätten sein sollen.
    »Aber die letzte Eiszeit endete, das Wetter erwärmte sich und die Flüsse hörten auf, das ganze Jahr zu fließen«, sagte er. »Es gab weniger Flüssigkeit, die verdunsten konnte, und es gab weniger Feuchtigkeit, die das Klima hätte milder machen können. Immer mehr Flüssigkeit verdunstete und dann noch mehr, bis der Regen diesen Verlust nicht mehr ausgleichen konnte.« Seine Stimme war leise, eindringlich, und er sah, wie sich die gegenwärtige Trockenheit in der Klimaveränderung von vor fünfzehntausend Jahren andeutete. »Die riesigen Seen begannen zu verdunsten. Sie schrumpften und schrumpften und schrumpften, bis nichts mehr übrig war, als das, was wir heute den Großen Salzsee nennen und den Pyramidensee an der Grenze von Kalifornien und Nevada.«
    Er schloss einen Augenblick lang die Augen und sah es geschehen, sah, wie die riesigen Seen zur Wüste wurden. »All diese unendliche Menge an Wasser. Weg.«
    Auch Hope sah es, und sie trauerte darum.
    Als Rio die Augen wieder öffnete, blickte er auf das Land vor sich, ein trockenes Land, das mit den fossilen Formen der vor langer Zeit ausgetrockneten Seen bedeckt war.
    »Heute fließt fast kein Wasser mehr aus dem Basin- und Range-Land in irgendein Meer«, erklärte er schlicht. »Denken Sie darüber nach, Hope. Tausende und Tausende von Quadratmetern Land werden von Flüssen entwässert, die in die Wüste fließen und dort verschwinden. Bäche aus den Bergen fließen hinunter in die Ebenen, die Senken, in die Täler zwischen den Bergrücken. Und dort bleibt das Wasser. Es gibt kein Netzwerk von Teichen und Seen mehr, keine Bächlein und Bäche und Flüsse, die in ein Meer fließen. Es gibt nur noch eine brennende Sonne und einen wolkenlosen Himmel. Und es gibt den Wind, der über die sich verändernde Oberfläche der Erde weht und all ihre Geheimnisse berührt.«
    Hope hörte sowohl Rios Worte als auch das wispernde Flüstern des trockenen Windes über dem Sonnental. Sie hatte Tausende von Fragen, die sie ihm stellen wollte, ein Leben voller Fragen, die sich nach einer Antwort sehnten. Doch sie sprach nicht, weil sie wollte, dass er weiter erzählte, sie wollte die Welt so sehen, wie er sie sah, ein endloser Prozess von Wechsel und Erneuerung, Seen und Berge, die sich erhoben, Kontinente, die sich bewegten.
    Und über allem gab es Flüsse und Wolken voller Regen, das wiederkehrende Wunder des Wassers.
    Als hätte Rio ihre schweigende Bitte gehört, begann er wie-der zu sprechen. »In den seltenen Fällen, wo es noch genügend Wasser aus den Bergen gibt, um das ganze Jahr über eine Senke mit Wasser zu füllen, verdunsten diese Seen mit einer ungeheuren Geschwindigkeit von bis zu vier Metern im Jahr.«
    Hope zuckte zusammen. »Gott. Es regnet jahrelang kaum ein Zehntel so viel.«
    »Das ist auch der Grund, warum frisches Wasser mit der Zeit zu Salzwasser wird. Alles Wasser, auch das sogenannte frische Wasser, enthält Bestandteile von gelöstem Salz. Wenn das Wasser verdunstet, ist das, was in die Luft aufsteigt, wirklich frisch, kein Salz ist darin enthalten, denn das Salz bleibt zurück. Jedes Jahr verschwindet das frische Wasser, und das Salz bleibt.«
    Ihr Sattel knarrte, als sie sich ein wenig bewegte, als wollte sie das flüchtige Wasser auf dem trockenen Land zurückhalten.
    »Ohne genug neues, frisches Wasser verwandelt die Verdunstung einen Frischwasser-See langsam in einen Salzwasser-See, der für Tiere und Pflanzen nutzlos ist«, erklärte Rio. »Der große Salzsee ist das, was von einem riesigen See aus dem Pleistozän übrig geblieben ist. Der Mono-See ist der Rest eines anderen Sees. Es gibt viel Salz und wenig Wasser.« Er zuckte die Schultern. »So ist es von der Sierra Nevada bis nach Utah passiert und sogar noch weiter. All das Wasser, gestohlen von der Sonne und dem durstigen Himmel.«
    Hope wartete und beobachtete ihn mit einer Eindringlichkeit, die ihre Augen dunkel werden ließ. »Dann hatte der Hydrologe also Recht? Es gibt keine Hoffnung für meine Ranch?«
    Rio bewegte sich im Sattel, er wollte ihr etwas versprechen, und wusste doch, dass er das nicht konnte. Alles, was er ihr bieten konnte, war eine Möglichkeit, zu kämpfen.
    Und das war alles, worum sie ihn bat: eine Möglichkeit, zu kämpfen.
    »Nicht alles Wasser verdunstet«, sagte er. »Einiges davon versickert im Boden und sammelt sich zwischen faustgroßen Felsbrocken und Kieseln, die nicht größer sind als mein Daumen. Es

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