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Geheimnis der Leidenschaft

Titel: Geheimnis der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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Fußabdrücken oder anderen Zeichen dafür, dass der Hydrologe aus seinem Wagen ausgestiegen und herumgegangen war.
    Es gab keine Spuren.
    Rio wandte sich im Sattel um und blickte den Weg zurück. Der Weg war auf der letzten Meile steil angestiegen. Man hat-te von hier aus einen guten Blick auf die kleinen Gebäude der Ranch, auf die Wüstenebene dahinter und auf die nächste Bergkette.
    »So weit ist er gefahren«, erklärte ihm Hope. »Ich habe ihm gesagt, dass er vom Pinon-Camp aus einen noch besseren Überblick haben würde. Er hat gemeint, dass er von hier aus schon mehr als genug sehen kann.«
    Sie blickte über den Erdrutsch hinweg zu den Perdidas, die sich dunkel über den trockenen Ausläufern erhoben. Dann wandte sie sich nach Westen, wie Rio es getan hatte.
    Die Grenzen der Ranch verliefen unsichtbar an den zerklüfteten Ausläufern der Berge entlang. Die Tiefebene zwischen den Perdidas und der nächsten Bergkette fünfzehn Meilen weiter westlich war eine Wüste, eine Alkali-Ebene im Sommer und voller Brackwasserseen während der Zeiten der Winterregen, wenn die Bäche von den Bergen herab Wasser mit sich führten.
    Die Ausläufer der Berge waren zerklüftet und nicht so steil wie die östlichen Vorberge der Perdidas. Kleine Täler mit dichtem Gras lagen in den Falten dieser Berge, bewacht von felsigen Abhängen, auf denen große Salbeibüsche standen und der Pinon und die Mahagonibäume beinahe sechs Meter hoch wuchsen. Es waren eher Büsche als Bäume, aber sie waren so hoch, dass man sie auch Pygmäen-Wälder nannte.
    Der endlose Wechsel der Erhebungen faszinierte Hope. Tiefebenen wechselten sich ab mit Berghängen, die aussahen wie kleine gelbbraune Wogen, die für immer eingefroren worden waren. Ein dünner silberner Hitzeschleier schimmerte über den Tiefebenen und vermischte sich mit dem blauweißen Dunst der Entfernungen. Es gab nichts, was den Blick aufhielt, bis auf die Bergrücken, die auf der weit entfernten Krümmung der Erdoberfläche verschwanden.
    »Wie viel wissen Sie über die geologische Geschichte dieses Landes?«, fragte Rio leise.
    »Nicht viel mehr als nur den Namen >Basin und Ranges und das erklärt sich wohl von selbst«, meinte sie und deutete in die Ferne. »Tiefebene gefolgt von Bergen, gefolgt von Tiefebene, eine Welt ohne Ende.«
    Seine Augenbrauen zogen sich ein wenig zusammen, als er in die Ferne sah. Welt ohne Ende.
    »Sie leben auf einem Land, das sehr selten ist, Hope, es ist beinahe einzigartig auf der Welt. Seine nächsten Verwandten sind die Baikal-Region in Sibirien und das Afrikanische Rift-Tal. Das sind die Landstriche, wo sich die Erdkruste durch die Kraft des geschmolzenen Basaltes ausgedehnt hat, der nach oben drückte und den Kontinent im wahrsten Sinne des Wortes zerrissen hat. Die Erdkruste wird dünner und zerbricht unter dem Druck, ein Prozess, den man Grabenbruch nennt.«
    Hope wandte sich Rio zu; die Ehrfurcht in seiner Stimme berührte sie eigenartig.
    »In Afrika ist der Prozess so weit gegangen, dass Teile dieses Bruches unterhalb des Meeresspiegels liegen und nur darauf warten, dass das südliche Ende des Grabenbruches den Rand des afrikanischen Kontinents zerreißt und den Ozean hineinfließen lässt. Dann wird ein neues Meer geboren werden wie das Rote Meer an der Stelle, wo die arabische Halbinsel sich langsam von Afrika löst und das Salzwasser in den Spalt hineinfließt und den Bruch verdeckt.«
    Er betrachtete den Horizont, doch seine Augen sahen nur die bezwingenden, massiven, unendlich langsamen Bewegungen der Kontinentalplatten in einem Zeitraum, der so ungeheuerlich groß war, dass man ihm nur einen Namen geben, ihn aber nicht verstehen konnte. Geologische Zeit. Alte Zeit.
    »Eine ähnliche Art des Aufbrechens der Kruste geschieht ganz unten auf dem Grund des Atlantiks«, fügte er noch hinzu.
    Allein das Zuhören weckte in Hope den Schmerz all dessen, was nicht sein konnte. Seine Worte klangen durch seine innere Aufregung lebendig, es war die Stimme eines Mannes, der intellektuell, geistig und sinnlich bereit war, die Welt um sich herum in sich aufzunehmen.
    »Ich werde Ihnen heute Abend Karten davon zeigen«, meinte er. »Der atlantische Grabenbruch ist wirklich toll, all die gefrorenen Basaltklippen und die flachen Ebenen dazwischen werden von einer großen zentralen Fuge auf dem Meeresboden aus nach Osten und nach Westen gedrückt.«
    »Das würde ich gerne sehen.«
    Langsam kehrte Rios Aufmerksamkeit zu dem Land vor ihm zurück, weg von

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