Geheimnis der Leidenschaft
mit einer einzigen, katzenartigen Bewegung auf seinen Rücken. Wenn der Hengst bocken würde, war Rio darauf vorbereitet.
Als wäre ihm der Gedanke zu bocken niemals in seinen wohlerzogenen Kopf gekommen, wandte sich der Hengst dem Tor des Korrals zu. Mit einem Lächeln öffnete Rio das Tor, ritt mit Hope hindurch und schloss das Tor dann wieder, ohne dabei aus dem Sattel zu steigen.
»Wie hat sich denn der letzte Hydrologe durch die Ranch bewegt?«, fragte er.
»Mit dem Wagen«, antwortete Hope.
Unter den gesenkten Augenlidern hervor warf sie Rio einen Blick zu. Die harten Linien in seinem Gesicht hatten sich entspannt, seine Stimme klang ruhig, neutral, vollkommen kontrolliert. Es war so, als hätte er sie nie berührt, als hätte er nie bedauert, was für ein Mann er war, als hätte er ihre Reaktion nie gehört.
Aber all das war geschehen.
Hope lenkte Aces auf den unbefestigten Weg, der in die Ausläufer der Berge führte.
Rio folgte ihr. »Nur mit dem Wagen? Dann hat er aber einen großen Teil Ihres Landes gar nicht gesehen.«
»Er hatte eine ganze Menge Karten dabei.«
»So eine Karte ist eine gute Sache. Das erspart einem Mann eine Menge Arbeit im Sattel und auf den Füßen. Aber um die Stelle für einen Brunnen zu finden, nützt sie nicht viel.«
Hope stieß den Atem aus. »Ich hatte gehofft, dass Sie das sagen würden. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie jemand ein Stück Papier auf dem Küchentisch ausbreiten und mir dann erklären kann, wenn es auf meiner Ranch artesisches Wasser geben würde, dann würde man es drei Meilen unter dem Erdboden finden und dann sei es heißer als die Hölle.«
Rios Mundwinkel zogen sich sarkastisch nach unten. »Er hatte zur Hälfte Recht. Drei Meilen unter der Erdoberfläche ist es heißer als die Hölle.«
Durch eine leichte Berührung seiner Sporen lief Storm Walker schneller. Dieses Tempo behielt er bei, bis die Pferde begannen, tiefer zu atmen und ihr Fell einen seidigen Glanz bekam, wie kurz vor einem Schweißausbruch. Dann verfiel er in eine leicht trabende Gangart, in der sie viele Meilen hinter sich bringen konnten, ohne die Pferde zu ermüden.
Als er Storm Walker wieder zügelte und ihn langsam gehen ließ, war Aces noch immer an seiner Seite, und sie hielt leicht Schritt mit dem viel kräftigeren Hengst. Rio nickte anerkennend.
»Gutes Tier«, sagte er.
»Im Augenblick wäre mir ein guter Brunnen lieber.«
»Wenn er zu finden ist, dann werden Sie ihn bekommen. Meiner Karte nach endet der Weg zwei Meilen von hier. Gibt es einen Pfad bis zur Grenze der Ranch?«
»Der Weg endet sogar schon nach einer Meile. Erdrutsch.«
Er lächelte ein wenig. »Das ist das Problem mit Landkarten. Das Land verändert sich ständig.«
»Es gibt einen Pfad bis zum Pinon-Camp. Dad hat dort immer gejagt. Das Camp liegt nur wenige hundert Meter von der Grenze der Ranch entfernt, glaube ich.« Sie zuckte die Schultern. »Nahe genug. Es ist schwer zu sagen, ohne eine ausgedehnte, kartografische Bestimmung.«
»Sogar mit einer solchen Bestimmung ist es schwer zu sagen«, erklärte Rio spöttisch. »Manchmal scheint es so, als hätte jeder neue Landvermesser eine neue Idee. Außerdem ist ein erstaunlich großer Anteil des Landes der Region Basin und Range noch nie vermessen worden. Teufel, es ist ja kaum besiedelt. Zwei oder drei Ortschaften und eine ganze Menge Salbeibüsche und Berge dazwischen.«
»Deshalb liebe ich es ja auch so. Viel Platz, um einfach nur zu ... leben.«
»Ja«, sagte er, »und sehr viele Leute verstehen das nicht.«
»Gut so. Dann bleibt für den Rest von uns noch mehr Platz.«
Lächelnd blickte Rio den Weg entlang. Es hatte nicht genug Regen gegeben, um die Spuren des letzten Fahrzeugs zu verwischen, das über den unebenen Boden gefahren war. An Stellen, die windgeschützt lagen, waren noch immer deutlich die Reifenspuren zu sehen. Er stellte fest, dass die Abdrücke zu keinem der Wagen der Ranch gehörten.«
»Jäger?«, fragte er und deutete auf die Reifenspuren.
»Der Hydrologe. Er ist hierher gekommen, um sich von hier aus einen Überblick über die ganze Ranch zu verschaffen.«
»Nun, wenigstens war er kein vollkommener Dummkopf. Das ist nämlich eines der Dinge, die wir auch tun werden.«
Die Wagenspuren des Fahrzeuges des Hydrologen führten hinauf bis zum Erdrutsch, hörten dort auf, kreuzten sich und führten dann wieder den Berg hinunter. Rio lenkte Storm Walker vorsichtig um die Spuren herum und hielt Ausschau nach
Weitere Kostenlose Bücher