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Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition)

Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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von Schatten und Licht auf den wohl geformten Zügen. Er wusste um das angedeutete Grübchen auf seinem männlichen Kinn. Seine Mutter hatte immer behauptet, er sei von einem Engel geküsst worden, als er noch in ihrem Bauch war. Erst als dann endlich goldblonde Bartstoppeln seine Wangen überzogen, hatten seine Schwestern sich nicht länger beklagen können, dass er hübscher sei als sie.
    Er kannte das Gesicht und wusste um seine Wirkung auf Frauen. Von den altjüngferlichen Tanten, die es sich nicht verkneifen konnten, ihm die rosigen Wangen zu tätscheln, als er noch ein Kind war, über die Debütantinnen, die kicherten und erröteten, wenn er sie im Hyde Park grüßte, bis hin zu den schönen Frauen, die nur zu erpicht waren, in sein Bett zu steigen – für den Preis von nur einem verführerischen Lächeln und einer schwungvollen Runde über die Tanzfläche.
    Er bezweifelte sogar, dass die kratzbürstige Miss Wickersham seinem Charme widerstehen konnte.
    Sie studierte das Portrait eine Weile still. »Er sieht sehr gut aus, nehme ich an«, sagte sie schließlich mit nachdenklicher Stimme, »wenn einem die Sorte Mann gefällt.«
    Gabriel runzelte die Stirn. »Und was für eine ›Sorte‹ soll das sein?«
    Er konnte fast hören, wie sie sich ihre Antwort zurechtlegte. »Seinem Gesicht fehlt Charakter. Es ist das Gesicht von jemandem, der es immer leicht hatte, dem stets alles in den Schoß gefallen ist. Er ist kein Junge mehr, aber noch kein Mann. Er war sicher ein netter Gesellschafter für einen Spaziergang durch den Park oder einen Abend im Theater, aber ich denke nicht, dass er jemand wäre, den ich gerne kennen lernen würde.«
    Gabriel streckte die Hand nach ihr aus und fasste sie am Oberarm, spürte ihr weiches Fleisch durch die Wolle ihres Ärmels hindurch. Er drehte sie um, sodass sie ihn ansehen musste, und war ehrlich neugierig. »Was sehen Sie jetzt?«
    Dieses Mal war kein Zögern aus ihrer Stimme herauszuhören. »Ich sehe einen Mann«, sagte sie leise. »Einen Mann, in dessen Ohren immer noch Kanonendonner tönt. Einen Mann, dem das Leben eine blutige Nase verpasst hat, der sich aber nicht geschlagen gibt. Einen Mann mit einer Narbe, die seinen Mundwinkel nach unten zerrt, wenn er eigentlich lieber lächeln würde.« Sie fuhr mit der Fingerspitze leicht über seine Narbe. Gabriel bekam am ganzen Körper eine Gänsehaut. Erschreckt von der Intimität ihrer Berührung, nahm er ihre Hand in die seine, zog sie fort.
    Rasch befreite sie sich aus seinem Griff, und in ihrer Stimme schwang nun wieder die alte Forschheit mit. »Ich sehe einen Mann, der dringend eine Rasur benötigt und saubere Kleider. Wissen Sie, es ist wirklich nicht nötig, dass Sie herumlaufen, als wären Sie angezogen worden wie …«
    »Von einem Blinden?«, schlug er trocken vor, so erleichtert wie sie, wieder auf vertrauten Boden zurückzukehren.
    »Haben Sie keinen Kammerdiener?«, wollte sie wissen.
    Er spürte ein leichtes Ziehen an seiner Krawatte, die er am Morgen vom Boden seines Schlafzimmers aufgehoben und sich achtlos um den Hals geschlungen hatte, und gab ihr einen Klaps auf die Hand. »Ich habe ihn entlassen. Ich kann es nicht ertragen, wenn mich jemand von vorne und hinten bedient, als sei ich ein hilfloser Invalide.«
    Sie entschloss sich, diese auf sie gemünzte Warnung nicht weiter zu beachten. »Ich kann mir nicht vorstellen warum. Die meisten Gentlemen Ihres Standes mit zwei guten Augen sind völlig zufrieden, mit ausgestreckten Armen dazustehen und sich anziehen zu lassen, als seien sie kleine Kinder. Falls Sie partout keinen Kammerdiener wollen, kann ich Ihnen wenigstens von den Lakaien ein heißes Bad bereiten lassen. Es sei denn, Sie haben irgendwelche Einwände dagegen.«
    Gabriel wollte sie gerade darauf aufmerksam machen, dass das Einzige, wogegen er Einwände hatte, sie sei, als ihm ein neuer Gedanke kam. Vielleicht gab es ja mehr als einen Weg, um sie zur Kündigung zu bewegen.
    »Ein schönes heißes Bad wäre vielleicht genau das Richtige«, erwiderte er mit seidenglatter Stimme. »Natürlich ist ein Bad für einen Blinden äußerst gefährlich. Was, wenn ich beim Einsteigen in den Badezuber stürze und mich am Kopf verletze? Was, wenn ich unters Wasser rutsche und ertrinke? Was, wenn ich … die Seife fallen lasse? Es kann wirklich keiner von mir erwarten, dass ich sie alleine wiederfinde.« Er tastete erneut nach ihrer Hand, hob sie aber nun an die Lippen und drückte einen zarten Kuss auf die

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