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Geheimnis des Verlangens

Geheimnis des Verlangens

Titel: Geheimnis des Verlangens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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hören, legte sie sich wieder hin und versuchte zum soundsovielten Male wieder einzuschlafen. Aber dann hörte sie doch noch ein Quietschen, ein absolut unverkennbares Quietschen. Es war eine der Dielen, und zwar höllisch nahe an ihrem Bett.
    Sie riß erneut die Augen auf. Die anderen Geräusche, die sie geweckt hatten, waren harmlos gewesen, aber diesmal hatte sie Angst. Sie griff nach dem Messer, das unter ihrem Kissen lag, eine Angewohnheit aus ihren Tagen in der Taverne, die sie glücklicherweise beibehalten hatte, selbst auf dem Schiff. Aber kaum hatten ihre Finger die Klinge ertastet, da wurde ihr das Kissen unter dem Kopf weggerissen, um gleich darauf mitten auf ihrem Gesicht zu landen.
    Einen entsetzlichen Augenblick lang glaubte Tanya, dass jemand sie mit voller Absicht ersticken wollte. Sie brauchte nicht lange, um zu begreifen, dass ihr erster Eindruck korrekt war. Irgendjemand wollte nicht, dass sie weiteratmete, und preßte das Kissen so fest auf ihr Gesicht, dass sie auch gar nicht atmen konnte.
    Es war der Schock darüber, dass jemand tatsächlich versuchte, sie zu töten, der sie fast eine volle Minute lang lähmte, obwohl in ihrer Hand ein Messer lag. Und erst der Schmerz in ihrer Brust setzte sie schließlich in Bewegung. Sie konnte sich kaum rühren, da ihr Körper unter dicken Bettdecken gefangen war. Die Hand mit dem Messer war unter dem Kissen eingezwängt, dort wo es auf ihr Gesicht gedrückt wurde.
    Ihre freie Hand fand nur einen Arm, der sich nicht von der Stelle rührte, als sie daran zog. Wem auch immer dieser Arm gehörte — er stemmte sein ganzes Gewicht auf die Kissen. Also zog sie jetzt am Kissen, aber wieder ohne Erfolg. Ihre letzte Hoffnung war das Messer. Sie musste es mit ihrer freien Hand zu fassen bekommen, und Gott sei Dank ragte die Klinge ein wenig aus dem Kissen heraus. Aber ihre andere Hand hielt es noch immer fest umklammert, und sie konnte nicht einmal die Finger öffnen, um es loszulassen, weil diese Hand direkt unter der fremden Hand lag, die das Kissen herunterdrückte. Sie zerrte an der Klinge, drehte sie herum, wackelte daran, aber ihre eingeklemmte Hand hielt den Griff des Messers einfach zu fest. Außerdem lief auch ihre Zeit langsam ab. Ein erster Anflug von Schwäche fuhr ihr durch die Glieder, als der Schmerz in ihrer Brust unerträglich wurde.
    Jetzt blieb ihr nichts anderes übrig, als etwas zu tun, das sie unter keinen anderen Umständen getan hätte. Irgendwie bewegte sie diese Klinge, hoch und runter, zu dem Arm hin, der das Kissen darüber festhielt. Wahrscheinlich brach sie sich bei diesem Versuch die Finger, aber das spürte sie nicht, denn dazu waren die Schmerzen in ihrem ganzen Körper mittlerweile zu groß. Außerdem war sie bereits einer Ohnmacht nahe, als das Kissen endlich auf einer Seite ihres Gesichtes nachgab. Dabei schoß genug Luft in ihre Lungen, um sie doch noch bei Bewusstsein zu halten. Und jetzt war auch ihre andere Hand frei, in der irgendwie noch immer das Messer lag. Sie unternahm einen schwachen Versuch, ihren Angreifer damit zu erwischen. Der Hieb ging ins Leere, aber sie war in der Lage, sich noch einen Atemzug zu stehlen, bevor er versuchte, das Kissen erneut herunterzudrücken. Nur versuchte er es gar nicht. Er wusste , dass sie einen scharfen Gegenstand besaß, mit dem sie ihn gestochen hatte. Und er hatte sich in Sicherheit gebracht.
    Als sie begriff, dass ihr Angreifer das Kissen jetzt völlig losgelassen hatte, versuchte Tanya nicht einmal, es von ihrem Gesicht zu schieben, sondern rollte einfach aus dem Bett, bevor sie darin erstochen oder erschossen werden konnte, nachdem die einfachere Methode gescheitert war. Jeder Atemzug tat ihr weh, und sie keuchte noch immer, als sie mit dem ganzen Durcheinander ihrer Decken auf dem Fußboden landete. Sie war kaum in der Verfassung zu kämpfen, falls das notwendig sein sollte.
    Nie zuvor in ihrem Leben hatte sie geschrien, es sei denn vielleicht in der jüngsten Zeit, und dann vor Zorn. Aber sie entschied jetzt ohne zu zögern, dass dies ein guter Zeitpunkt wäre, um damit anzufangen, einfach weil sie keine Ahnung hatte, was ihr Angreifer im Augenblick tat. Sie konnte ihn nicht sehen und war immer noch zu Tode erschrocken. Außerdem wollte sie verhindern, dass dieser Hurensohn einfach so davonkam. Und sie war selbst noch nicht soweit, um hinter ihm herjagen zu können. Es stellte sich jedoch heraus, dass es gar nicht so einfach war zu schreien, nachdem sie um ein Haar erstickt worden

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