Geheimnis des Verlangens
sich immer noch, ihn anzusehen, sondern öffnete geschickt den Verschluss seiner Hose. »Es tut mir leid, Stefan, aber ich habe mich heute nachmittag lang und breit mit ihr unterhalten.«
Mehr sagte sie nicht, sondern zwang ihn regelrecht dazu, ihr dieses Geständnis zu entreißen. »Und?«
»Sie sagte, es sei eine große Erleichterung für sie, zu wissen, dass du eine Mätresse hast, die dich davon abhält, sie in dieser Hinsicht zu belästigen.«
Er trat einen Schritt zurück, während sich seine Wut um das Zehnfache vermehrte. »Zum Teufel mit ihr, das hat sie tatsächlich zu dir gesagt?«
»Das und noch mehr«, sagte Alicia und setzte sich wieder auf ihre Fersen. Sie wünschte nur, sie hätte ihm wenigstens noch die Hose ausziehen können, bevor er anfing, im Zimmer auf und ab zu gehen. Sie liebte Stefan zwar nicht, aber er war nun mal ein fabelhafter Liebhaber. Das — wenn auch nichts anderes — hatte sie in seiner Abwesenheit vermisst .
Jetzt wirbelte er zu ihr herum. »Was noch?«
»Stefan, du willst das bestimmt nicht hören.« Als er ihr daraufhin nur einen finsteren Blick zuwarf, war ihr klar, dass sie jetzt genug um den heißen Brei herumgeredet hatte. »Nun ja, sie hat zugegeben, dass sie es nicht ertragen kann, deine ... Das heißt, sie hat eine Abneigung gegen ...«
Sie sprach nicht weiter, sondern blickte nur vielsagend auf seine linke Wange. Die Narben dort zuckten, dann verschwanden sie plötzlich, so sehr verdunkelte der Zorn sein Gesicht. Alicia starrte ihn fasziniert an. Himmel, er war wirklich ein gutaussehender Mann, wenn man seine Narben nicht bemerkte. Es war wirklich zu schade, dass sie selbst eine solche Abneigung dagegen verspürte. Natürlich hätte sie diesen Mann ohne seine Narben niemals für sich gewonnen, und das wusste sie auch. Daher war sie klug genug, um ihre Abneigung für sich zu behalten.
Jetzt, wo der Schaden einmal angerichtet war, fühlte sich Alicia sicher genug, die Prinzessin zu kritisieren. »Sie ist einfach eitel, Stefan. Was kann man von so einer Frau schon erwarten. Sie weiß, wie schön sie ist, und weiß, dass sie jeden Mann haben könnte, den sie nur will ...«
»Genug!«
Stefan konnte nicht fassen, wie sehr ihn diese Worte schmerzten. Es war genau so, wie er befürchtet hatte. Tanya war nicht in der Lage, seine Entstellung zu übersehen. Er hätte wissen sollen, dass sie log, als sie behauptete, seine Narben wegen seiner Augen kaum bemerkt zu haben. Aber die Beharrlichkeit, mit der sie ihn zurückwies, war der Beweis dafür. Und ihre gelegentliche Erwiderung seiner Küsse war genau das, was er zuerst vermutet hatte — sie war eine Hure, im Herzen genauso wie in der Wirklichkeit, aber eitel? Nein, das war wohl nur eine Spekulation von Alicia. Er hatte nie jemanden gekannt, der weniger eitel oder eingebildet war als Tanya. Aber das war auch das einzige, was er ihr im Augenblick zugute halten konnte.
Er hatte nicht bemerkt, dass Alicia näher gekommen war, sondern spürte zuerst nur ihre kühlen Brüste, die sich an seinen nackten Oberkörper pressten , kurz bevor sie ihre Arme um ihn schlang. »Ich werde dir helfen, sie für eine Weile zu vergessen, Stefan«, schnurrte sie. »Ich weiß, dass ich es kann.«
Er wusste es auch, außerdem brauchte er eine Frau, brauchte so dringend eine, dass es weh tat. Und diese hier war mit allen Talenten einer geborenen Hure ausgestattet und wusste genau, wie sie einem Mann zu seinem Vergnügen verhelfen konnte.
Kapitel 39
T anya schlief in dieser Nacht überhaupt nicht gut.
Nach so vielen Wochen auf See vermisste sie das Schaukeln des Schiffes, aber das war nicht der einzige Grund. Sie hatte den ganzen Abend über vor Wut gekocht und bisher einfach nicht die Gelegenheit gehabt, ihrem Zorn ein wenig Luft zu machen. Also war es kein Wunder, dass sie beim leisesten Geräusch aufwachte, und es war kein Wunder, dass sie wieder einmal hellwach war, als jemand die Klink e ihrer Tür herunterdrückte.
Unglücklicherweise erkannte sie nicht sofort, was dieses Geräusch zu bedeuten hatte. Und das Feuer, das früher am Abend im Kamin gelodert hatte, um das Zimmer zu wärmen, war bis auf die Asche heruntergebrannt und spendete jetzt kein Licht mehr. Um sie herum herrschte völlige Dunkelheit, daher konnte sie auch nicht sehen, wie die Tür sich langsam öffnete. Nicht einmal die gut geölten Angeln warnten sie mit einem leisen Quietschen vor dem Kommenden.
Nachdem sie ein paar Sekunden gelauscht hatte, ohne etwas zu
Weitere Kostenlose Bücher