Geheimnis des Verlangens
zweifelte stark daran, dass diese beiden Sprachen zu den sieben gehörten, die der Mann beherrschte. »Würdet Ihr mir bitte sagen, was ich hier mache?«
»Ihr solltet gar nicht hier sein.«
»Nicht was sein?«
»Hier. Wenn meine Männer den Unterschied zwischen Rubinen und hübschem Glas kennen würden, dann wäret Ihr es auch gar nicht.« Er nahm eine Kette vom Tisch und ließ sie an einem Finger baumeln, um sie ihr zu zeigen.
»Ich verstehe nicht.«
»Das haben wir bekommen, um Euch zu töten. Es ist nicht echt. Also werdet Ihr nicht sterben.«
Das war nett von ihm, diesen Punkt zu klären, bevor sie Zeit genug hatte, um entsetzt zu sein. »Habe ich richtig verstanden? Jemand hat Eure Männer dafür bezahlt, mich zu töten, und diese Kette war der Lohn?«
»Genau das habe ich gerade gesagt.«
»Und da sie aus Glas statt aus echten Rubinen gemacht ist, werdet Ihr mich nicht töten?«
»Genau das habe ich gesagt.«
Es war bestimmt dieser feige Attentäter, der jetzt zweifellos Angst davor hatte, es selbst noch einmal zu versuchen. Aber vorsichtshalber erkundigte sie sich: »Könnt Ihr mir sagen, wer?«
Er zuckte mit den Schultern. »Wir geben uns nicht mit Namen ab.«
Sie seufzte. »Na schön, und was jetzt?«
»Meine Männer verschwenden viel Zeit, um Euch zu bekommen, ruinieren gute Tiere, um hierherzukommen. Pavel hier, der denkt, wir sollten Euch trotzdem töten, schon für den Ärger, den sie gehabt haben.« Er kicherte. »Er haßt alle Aristokraten, nachdem einer ihn halbtot geschlagen hat. Würden Eure Leute bezahlen, um Euch wiederzuhaben?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Wahrscheinlich, obwohl ich nicht mein Leben darauf verwetten würde. Warum verlangt Ihr nicht einfach den Preis, den ihr haben wollt, und seht zu, ob ihr ihn bekommt?«
Er grinste. »Mir gefällt die Art, wie Ihr denkt, Lady.« Er zeigte mit einer Hand auf einen Krug, der oben auf dem Ofen stand. »Eßt, ruht Euch aus, es wird nicht lange dauern.«
»Nein?«
»Eure Leute waren nicht weit zurück«, erklärte er, »überhaupt nicht weit. Hofft, dass sie eine Menge Gold bei sich haben, Lady, sonst müssen wir sie vielleicht alle umbringen.«
Also war es ihm schließlich doch gelungen, sie in Angst und Schrecken zu versetzen.
Kapitel 45
G efolgt von seinen Männern ritt Stefan langsam in Latzkos Dorf ein. Er war schon einmal hierhergekommen, ungefähr vor sieben Jahren, als er einen Streit mit seiner neuen Mätresse gehabt hatte und sie nach Hause zu ihrem Vater gelaufen war. Latzko war ihr Vater. Stefan war gekommen, um sich mit dem Mädchen zu versöhnen, nachdem er begriffen hatte, dass er in ihrer Auseinandersetzung unfair gewesen war. Er konnte sich jetzt nicht einmal mehr daran erinnern, weshalb sie sich eigentlich gestritten hatten, so nebensächlich war die Sache gewesen. Und Arina hatte sich gefreut, dass er gekommen war, um sie zurückzuholen. Ein alter Verehrer von ihr sah das jedoch ganz anders und hatte darauf bestanden, dass Stefan um sie kämpfen solle. Es war eine ärgerliche Angelegenheit gewesen. So sehr hatte er das Mädchen gar nicht gewollt. Aber schließlich hatte er dem Kerl den Gefallen getan und gewonnen. Ironischerweise aber dauerte die Affäre mit Arina dann nur noch einen Monat lang.
Jetzt kam Latzko aus seinem Haus, um ihn zu begrüßen. Und nach seinem freundlichen Lächeln zu schließen, erinnerte er sich an ihn. Und warum auch nicht? Der verschlagene Bandit war vor sieben Jahren nicht zufrieden damit gewesen, seine heißblütige Tochter einfach so wieder gehen zu lassen. Er hatte Stefan 50 Rubel abgeknöpft, bevor er ihm seine Tochter zurückgab, und das war, nachdem Stefan bereits um sie gekämpft und dieses Privileg gewonnen hatte.
»Was führt Euch diesmal hierher, Stefan?«
Zwei andere Männer waren erschienen und hatten sich Latzko vor seinem Haus zugesellt. Stefan war nicht besonders begeistert darüber, dass Pavel einer von ihnen war und ihn jetzt genauso feindselig ansah wie beim letzten Mal. Aber auch der Rest des Dorfes kam jetzt zum Vorschein. Ruhig und gelassen umzingelten Latzkos Männer die von Stefan. Ihre Waffen waren unsichtbar, aber Stefan wusste , wie schnell sich das bei diesen Bergleuten ändern konnte.
Er starrte Latzko an und sagte ohne jede Einleitung: »Ich glaube, Ihr habt etwas, das mir gehört.«
»Euch?« Latzko lachte herzlich. »Ich will verdammt sein. Meine Leute haben sich nicht die Mühe gemacht, mir das zu sagen.«
Stefan biß die Zähne zusammen, er
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