Geheimnis des Verlangens
bezweifelte das. Aber im Augenblick war es ihm auch egal: »Wieviel?«
»Fünfhundert?«
»Abgemacht.«
»Und er muss mit mir kämpfen«, warf Pavel so laut ein, dass alle es hören konnten.
»Abgemacht.«
Aus Latzkos Miene war abzulesen, dass er mit dieser Herausforderung eindeutig nicht gerechnet hatte. Er versuchte sogar zu protestieren. »Du hättest eigentlich aus Erfahrung klug werden sollen, Pavel, statt so dumm zu sein, immer wieder dieselben Fehler zu machen. Hat er dich nicht beim letzten Mal mit seinen bloßen Händen beinahe umgebracht?«
»Mein Fehler beim letzten Mal war, dass ich keine Messer für den Kampf verlangt habe«, erwiderte Pavel mit erschreckendem Selbstvertrauen. »Diesmal werden wir welche benutzen.«
Der ältere Mann gab einen Laut von sich, der seinen Abscheu verriet, bevor er sich wieder an Stefan wandte. »Er grollt Euch noch immer, der da. Er gibt Euch die Schuld daran, dass Arina ihm die kalte Schulter zeigt, obwohl sie im Augenblick mit einem österreichischen Herzog zusammenlebt. Aber ich habe das letzte Wort hier, und ich sage, Ihr müsst nicht mit ihm kämpfen.«
Latzko hatte offensichtlich Angst, dass er sein Geld nicht bekommen würde, falls Stefan etwas zustieß. Aber diesmal wollte Stefan den Kampf. Er war geradezu unbändig froh über diese Herausforderung.
»Ich habe bereits angenommen, Latzko, und es wird jetzt geschehen, noch in dieser Minute.«
»Stefan!« wandte Lazar hinter ihm ein, aber Stefan brachte ihn nur mit einem ungehaltenen Blick zum Schweigen, während er vom Pferd stieg.
Vasili ließ sich nicht so leicht den Mund verbieten. »Dann laß wenigstens einen von uns an deiner Stelle kämpfen. Du darfst in deiner Position jetzt nicht mehr solche unvernünftigen Risiken auf dich nehmen.«
»Ich habe zu entscheiden, was ein Risiko ist und wann es sich lohnt, eines einzugehen. Dieses Risiko ist unbedingt nötig, damit die Haut auf Tanyas H interteil bleibt, wo sie ist.«
Vasili s Augenbrauen flogen in plötzlichem Verstehen in die Höhe. Stefan brauchte irgendetwas , um seinen Zorn und seine Furcht abzureagieren, bevor er seiner Verlobten gegenübertrat. Es grenzte schon an ein Wunder, dass er diese Gefühle während der letzten vierundzwanzig Stunden unter Kontrolle gehalten hatte.
»Nun, der Himmel sei davor, dass sie irgendwelche Haut einbüßt«, erwiderte Vasili trocken, obwohl er genau wusste , dass diese Gefahr überhaupt nicht bestand. »Also mach voran und sieh zu, dass du dich ein wenig abkühlst dabei. Aber du solltest einmal ernsthaft darüber nachdenken, ob du in Zukunft nicht auf diese Art von Vergnügen verzichten könntest, ja, ich finde wirklich, das solltest du tun.«
Stefan nickte ihm nur kurz zu, während er sein Schwert und seinen Mantel ablegte. Er trug kein Messer bei sich. Latzko stellte ihm sein eigenes zur Verfügung, einen langen Dolch mit einem guten Griff daran. Und kaum hatte er die Waffe in der Hand, da hatte Pavel bereits sein eigenes Messer gezogen und versuchte, ihn mit einem nach unten gerichteten Hieb zu erdolchen, um den Kampf auf der Stelle zu beenden. Aber Stefan hatte gar keinen sauberen Kampf erwartet, nicht nach seiner letzten Erfahrung mit diesem Mann. Pavels schmutzige Tricks hatten Stefan beim letzten Mal wütend genug gemacht, um ihn besinnungslos zu schlagen. Er fragte sich, ob er ihn diesmal wohl würde töten müssen, als er Pavels Handgelenk auffing, es zurückwarf und mit seiner eigenen Klinge aufschlitzte. Aus einer kleinen Kerbe an Pavels Arm floß nun das erste Blut.
Sie umkreisten einander mit ausgestreckten Messern und warteten auf eine neue Gelegenheit, um den Kampf zu eröffnen. Keiner der beiden Männer hatte während der vergangenen anderthalb Tage geschlafen, aber im Augenblick spürten sie nichts davon, spürten überhaupt nichts anderes als den rohen Trieb, der sie anstachelte.
Pavel wurde von Haß und Eifersucht verzehrt. Stefan hatte, als er Tanya in den Wäldern nicht finden konnte, noch einmal den Horror des Todes seines Bruders durchlebt. Aber wie schnell hatte sich das in mörderische Rage verwandelt, als sie die Spuren dieser drei Ponys entdeckt hatten. Wenn er die Männer, die sie mitgenommen hatten, ein paar Stunden vorher eingeholt hätte, hätte er keine Gnade gezeigt. Pavel konnte sich glücklich schätzen, dass Stefan noch nicht wusste , dass er einer von ihnen war.
Schließlich machte Pavel einen Satz, einen ungeschickten Versuch, Stefan zu Fall zu bringen. Stefan ging
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