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Geheimnis des Verlangens

Geheimnis des Verlangens

Titel: Geheimnis des Verlangens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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erholt hatte, sagte er zu niemand bestimmtem: »Es war doch eigentlich klar, dass sie so aussehen würde. Ihre Mutter war eine berühmte österreichische Schönheit, und ihr Vater war einer der bestaussehenden Männer, die Cardinia je hervorgebracht hat. Das ist es, was wir erwartet haben, nicht diese ausgelutschte alte Scharteke, die sie mit ein bißchen Farbe aus sich gemacht hat. Außerdem hat Stefan uns ja bereits gewarnt, dass sie nicht das war, was sie zu sein schien.«
    »Ich habe Schlimmeres erwartet, nicht Besseres«, sagte Vasili .
    »Das nennst du einfach nur besser?« fragte Serge, der jetzt ebenfalls in sich hineinlachte. »Sie werden aus ganz Europa herbeikommen, um sie in Augenschein zu nehmen, wenn es sich erst einmal herumgesprochen hat, dass sie sogar ihre Mutter noch in den Schatten stellt. Und zu denken, dass ich Mitleid empfunden habe für...«
    Aus zwei Kehlen wurde ein so lautes Räuspern hörbar, dass Serge höchst wirkungsvoll davon abgehalten wurde, weiterzusprechen. Stefan, der bis dahin geschwiegen hatte, ging steif auf Tanya zu und half ihr auf die Beine.
    »Die Frage ist nur«, sagte er in einem Ton, der kalt genug war, um seine nächsten Worte vorherzusehen, »warum sollte eine Hure ein Gesicht verstecken, dass ihr ein wahres Vermögen einbringen könnte?«
    Das vermögenbringende Gesicht wurde von einem hellen Rot überflutet, ein Umstand, der Tanya fast noch mehr in Wut versetzte als die Beleidigung. Sie hatte es langsam wirklich satt, jedesmal zu erröten, wenn einer dieser Männer ihr seine Verachtung unter die Nase rieb. Offensichtlich gab es nichts, was den Beleidigungen, mit denen sie neuerdings überschüttet wurde, ein Ende machen konnte, also musste sie sich dagegen wappnen. Sie wusste nicht einmal, warum sie so empfindlich darauf reagierte, da man sie in ihrem Leben schon weit Schlimmeres als eine Hure genannt hatte. Und in all diesen Fällen war sie viel zu dickhäutig gewesen, um davon auch nur Notiz zu nehmen. Aber falls sie noch einen Tag in Gesellschaft dieser vier Männer verbringen musste , sollte sie sich gegen diese Dinge abhärten oder anfangen, Gleiches mit Gleichem zu vergelten und zurückzuschlagen.
    Gerade im Augenblick reizte sie der Gedanke an Vergeltung ungemein. Und obwohl es nur eine rhetorische Frage gewesen war, auf die niemand eine Antwort von ihr erwartete, gab sie ihm trotzdem eine, und ihr Lächeln dabei war von geradezu mörderischer Süße. »Ich bin auch nur eine Frau, Stefan, und ich hatte nie genug Zeit, all die Kunden zu bedienen, die dieses Gesicht anzog.«
    Unglaublich erweise wich alle Farbe aus seinem Gesicht, nur um dann mit solcher Schnelligkeit wieder zurückzukehren, dass sie wusste , dass diesmal er an der Reihe war zu erröten. Nun, das war also ein Punkt für dich. Es wird leichter, als du gedacht hast, ihnen ihre Unverschämtheit heimzuzahlen.
    Aber dann hörte sie eine Stimme hinter ihm sagen: »Jesus Maria!« Und eine andere warnte: »Denk nach, bevor du irgend etwas tust. Stefan.«
    Dabei konnten sie nicht einmal sein Gesicht sehen, auf dem sich jetzt rasende Wut widerspiegelte. Sie erwarteten, dass ihre Worte ihn in Rage brachten. Warum? Welchen Unterschied machte es schon, wenn sie etwas zugab, das diese Männer ohnehin schon von ihr glaubten? Hätte sie die Wahrheit gesagt, wäre Stefan wahrscheinlich genauso ärgerlich geworden. Vielleicht sollte sie das beim nächsten Mal versuchen.
    Im Augenblick wappnete sie sich erst einmal gegen seine Reaktion. Ob er sich wohl wie gewöhnlich auf sie stürzen würde? Anscheinend nicht, wenn seine Freunde dabei waren, denn er hob lediglich mit einem Finger ihr Kinn an und ließ seine goldenen Augen über ihr Gesicht streifen, als wolle er Zoll für Zoll davon für immer in sein Gedächtnis eingraben.
    Sie wusste , was er sah, oder dachte es jedenfalls. Genaugenommen hatte sie ihr Spiegelbild schon seit einer ganzen Reihe von Jahren nicht mehr im vollen Licht betrachtet. Aber selbst wenn sie es getan hätte, hätte sie nicht das gesehen, was er sah: Dichte Wimpern umrahmten Augen, die bezaubernd schön geformt waren, Augen, die ohne die dic ke graue Puderschicht um sie herum alles andere als blaß waren, sondern strahlend und von heller Tönung, Haut so zart wie Blütenblätter, ein weicher rosiger Teint und sanft geschwungene Augenbrauen von derselben Farbe wie ihr mitternachtsschwarzes Haar. Er sah die Aristokratin in ihren hohen Wangenknochen und Leidenschaft in ihrem einladenden

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