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Geheimnis des Verlangens

Geheimnis des Verlangens

Titel: Geheimnis des Verlangens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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sie erreichten. Stefan hatte dann beschlossen, die Nacht dort zu verbringen. Zu Tanyas großer Enttäuschung hatte er auch noch eine Wache aufgestellt, wobei sie sich alle vier bis zum Morgengrauen abwechselten. Und Tanyas Hoffnung, sich heimlich davonschleichen zu können, während die Männer schliefen, war dahin. Sie hatten kein Feuer gehabt und keine Decken, um sich warmzuhalten, und sie musste in ihren feuchten Kleidern schlafen, während die Männer sich fast bis auf die Haut ausgezogen hatten, um ihre Kleider zum Trocknen über irgendwelche Sträucher zu hängen.
    Tanya hoffte, dass sie den Anstand besaßen, sich jetzt, da es wieder hell war, anzuziehen. Aber sie hatte noch nicht nachgesehen. Sie war im Schlaf auf den Bauch gerollt, und ihre eigenen Kleider waren dort, wo sie auf ihnen gelegen hatte, immer noch unangenehm klamm. Die Männer waren bereits wach. Sie konnte ihre leise Unterhaltung hören, aber sie waren wieder in diese fremde Sprache, die sie alle kannten, zurückgefallen, und daher machte sie sich erst gar nicht die Mühe zuzuhören.
    Zweifellos schmiedeten sie Pläne und beratschlagten darüber, in welche Richtung sie nun weitergehen sollten. Sie fragte sich, ob sie sich in dieser Gegend wohl auskannten, was sie selbst ganz sicher nicht tat. Nicht an diesem Ufer des Flusses. Eigentlich auch nicht am anderen, jedenfalls nicht so weit entfernt von Natchez. Aber das war im Augenblick nicht ihr Problem. Ihr Problem bestand zunächst einzig und allein darin, eine weitere Gelegenheit zu finden, diese Männer loszuwerden. Und das war praktisch unmöglich, weil keiner von ihnen ihr über den Weg traute. Sie würden sich nicht mehr weiter als eine Armeslänge von ihr entfernen.
    Schließlich drehte sie sich doch um und setzte sich hin. Sie entdeckte sie alle vier zusammen in der Nähe des Wassers. Vasili und Serge hockten auf einem Baumstamm, und Vasili versuchte, mit einem Taschentuch den Schlamm von seinen Stiefeln zu polieren. Lazar kauerte auf dem Boden und war eifrig damit beschäftigt, Geld zu zählen. Es musste also noch einer von ihnen ein wenig bei sich gehabt haben, als sie sich entschlossen, hinter ihr herzukommen. Stefan stand mit dem Gesicht zum Wasser, wahrscheinlich mit der Absicht, irgendein vorbeifahrendes Schiff ans Ufer zu winken. Sie hätte ihnen sagen können, dass dies eine gute Möglichkeit war, sich ausrauben und ermorden zu lassen, bei all den unangenehmen Kerlen, die heutzutage den Mississippi befuhren. Was Stefan da vorhatte, würde nur jemand tun, der wirklich verzweifelt war. Sie hatte Grund zur Verzweiflung und nicht ihre Begleiter — noch nicht jedenfalls. Aber was all die Diebe und Mörder auf dem Mississippi betraf, so würden ihre Entführer wahrscheinlich ganz gut zu ihnen passen; schließlich waren sie ja selbst alles andere als rechtschaffene, ehrliche Leute, dachte sie mißmu tig.
    Mit ihrer Bewegung hatte sie zuerst Serges Blick auf sich gezogen, dann Lazars. Als sie den Blick überhaupt nicht mehr von ihr abwandten, sah sie schnell an sich hinab, um sich zu versichern, ob das Wams ihre Brüste immer noch hinreichend bedeckte. Das tat es. Als sie wieder zu den Männern hinübersah, bemerkte sie, dass jetzt auch Vasili sie anstarrte, und er schien überrascht, nahezu überwältigt. Was, zum Teufel, hatte das nun schon wieder zu bedeuten?
    »Ist mir über Nacht vielleicht ein zweiter Kopf gewachsen oder so was?« fragte sie gereizt.
    Bei dem Klang ihrer Stimme drehte sich Stefan um, warf einen Blick auf sie und ließ einen Fluch hören, der ihr in den Ohren brannte. An diesem Punkt fing Lazar an zu lachen. Serge lächelte. Aber sie alle starrten sie immer noch an, als sähen sie etwas absolut Unglaubliches.
    Tanya war für gewöhnlich nicht gar so schwer von Begriff, aber sie war seit Jahren so daran gewöhnt, sorgfältig zurechtgemacht zu sein, bevor sie irgend jemand, selbst Dobbs, gegenübertrat, dass es ihr nicht sofort in den Sinn kam, dass das Flußwasser ihre Maskerade bis auf den letzten Rest weggewaschen hatte. Als sie sich dann daran erinnerte, dass sie sich am vergangenen Abend von Kopf bis Fuß im Fluß abgeschrubbt hatte, wiederholte sie Stefans Fluch, allerdings leise. Sie hatte nicht die Absicht gehabt, ihnen danach noch einmal in die Arme zu laufen. Und jetzt seh' sich einer ihre verdammten Reaktionen an. Es hatte ihnen die Sprache verschlagen — wenn das nicht zum Schreien war!
    Es blieb jedoch nicht lange so. Als Lazar sich von seinem Lachanfall

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