Geheimnis um ein verborgenes Zimmer
wozu dieser Raum benutzt wird.”
Er setzte sich gähnend auf das Sofa und ließ seine Augen durch das Zimmer schweifen. Da entdeckte er einen kleinen unauffälligen Wandschrank. Was mochte wohl darin sein? Neugierig stand er auf und versuchte, den Schrank zu Öffnen. Aber er war zugeschlossen. Ohne lange zu überlegen zog Dicki ein riesiges Schlüsselbund aus der Tasche. Er hatte die Schlüssel heimlich gesammelt, denn er hatte in vielen Büchern gelesen, daß Detektive jede Tür und jeden Schrank aufschließen können. Sie besaßen Schlüssel, die Dietriche hießen und anscheinend zu jedem Schloß paßten.
Dicki hatte verschiedentlich versucht, solch einen Dietrich zu kaufen, war dabei jedoch auf ungeahnte Schwierigkeiten gestoßen. Einige Ladenbesitzer hatten ihn mißtrauisch gemustert und unbequeme Fragen gestellt. Daher sammelte Dicki alle alten Schlüssel, die er finden konnte, und trug sie stets bei sich. Sein Mantel wurde durch das Gewicht dieser reichhaltigen Sammlung auf einer Seite immer stark nach unten gezogen.
Geduldig probierte Dicki nun einen Schlüssel nach dem anderen aus. Endlich hatte er Glück. Ein Schlüssel paßte, der Schrank ging auf. Darinnen lag ein kleines Buch, offenbar eine Art Notizbuch, in dem jedoch nur Namen und Zahlen standen, die Dicki nichts sagten.
Vielleicht interessiert sich Inspektor Jenks für das Buch, dachte Dicki. Er steckte es in seine Tasche und schloß den Schrank wieder zu. Die Spürnasen mußten dem Inspektor bald von diesem Geheimnis erzählen. Es würde gut sein, ihm dann auch gleich ein Beweisstück geben zu können.
Wieder setzte sich Dicki auf das Sofa. Seine Erregung war verflogen, und er wurde plötzlich sehr müde. Gähnend sah er auf seine Uhr. Schon halb zwei! Wie lange er sich in dem Haus aufgehalten hatte!
Ich will mich einen Augenblick hier hinlegen, dachte er schläfrig. Er streckte sich auf dem weichen Lager aus und war in einer Minute fest eingeschlafen.
Dickt geht es schlecht
Dicki schlief wie ein Murmeltier. Der nächtliche Ausflug hatte ihn müde gemacht, und das Sofa war sehr bequem. Obwohl das Zimmer ungeheizt war, fühlte er sich warm und mollig unter den dicken Wolldecken. Friedlich lag er da und träumte, daß er ebenso berühmt wäre wie Sherlock Holmes.
Dicki hörte nicht, daß um halb fünf ein Auto durch die Kastanienallee fuhr und vor Haus Ruhland hielt. Er hörte nicht, daß jemand durch den Vorgarten ging. Er hörte nicht, daß die Haustür aufgeschlossen wurde. Er hörte weder Stimmen noch Schritte, obwohl das leere Haus davon widerhallte.
Dicki schlief ruhig weiter und wachte nicht einmal auf, als die Tür des verborgenen Zimmers geöffnet wurde. Ein Mann trat ein, ging auf das Fenster zu und zog einen dichten Vorhang vor, ehe er das Licht anknipste. Er bemerkte Dicki nicht gleich. Hinter ihm trat jedoch ein zweiter Mann ein, der ihn sofort entdeckte. Er stieß einen Schrei der Überraschung aus und deutete auf das Sofa. „Nanu, was ist denn das?”
Die beiden Männer starrten den schlafenden Jungen mit den schwarzen Augenbrauen und den furchtbaren Zähnen erstaunt an.
„Wer ist das? Und wie kommt er hierher?” stieß der erste ärgerlich hervor. Dann schüttelte er Dicki unsanft.
Dicki öffnete die Augen. Ach herrje! Er war in dem verborgenen Zimmer eingeschlafen, und nun hatte man ihn erwischt. Der Anblick der Männer erfüllte ihn mit Schrecken. Sie sahen sehr unangenehm aus.
„Was machst du hier?” fragte der größere von den beiden mit scharfer Stimme. Er hatte ein rotes Gesicht, vorstehende Augen und einen kurzen Bart. Der andere Mann war klein und hatte ein rundes bleiches Gesicht mit schwarzen Knopfaugen. Sein Mund bestand aus den dünnsten Lippen, die Dicki jemals gesehen hatte. Der Junge richtete sich auf und starrte die beiden ratlos an. Was sollte er antworten?
„Hast du die Sprache verloren?” herrschte der Mann mit dem roten Gesicht ihn an. „Was treibst du. in unserem Haus?”
Dicki beschloß, den Franzosen zu spielen. „Je ne comprends pas”, antwortete er.
Aber leider konnte der kleine blasse Mann Französisch. Er rasselte einen langen Satz herunter, von dem Dicki kein Wort verstand. Er gab es daher auf, den Franzosen zu spielen, und beschloß, die Räubersprache zu gebrauchen, die die Kinder untereinander sprachen, wenn sie jemand anführen wollten.
„Tibbeltucki wickel farmerie tolly swick”, sagte er mit ernstem Gesicht.
Die Männer sahen ihn verständnislos an. „Was für eine
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