Geheimnis um einen entführten Prinzen
Sie denn von ihm?”
„Ich möchte mich bei ihm nach Prinzessin Bongawy erkundigen. Aber vielleicht können auch Sie mir Auskunft geben, Frau Kronstein. Wohnt die Prinzessin bei Ihnen?”
„Was für eine Prinzessin?” fragte Frau Kronstein erstaunt.
„Sie ist die Schwester von Prinz Bongawah, der heute nacht verschwunden ist”, erklärte Herr Grimm.
Frau Kronstein hatte wohl von dem Verschwinden des Prinzen gelesen, sich aber nicht besonders dafür interessiert. Wahrscheinlich war der Junge fortgelaufen, weil es ihm im Zeltlager nicht gefiel, hatte sie nur bei sich gedacht. Was Dietrich mit der Sache zu tun haben sollte, konnte sie sich nicht erklären.
„Wir sind erst seit drei Tagen von der Reise zurück”, sagte sie. „Ich kann mir nicht denken, daß Dietrich inzwischen eine Prinzessin kennengelernt hat. Sonst hätte er sie mir doch vorgestellt. Auf Wiedersehen, Herr Grimm.”
„Aber – haben Sie die Prinzessin denn nicht zum Tee eingeladen?” fragte Herr Grimm verzweifelt.
„Warum sollte ich jemand zum Tee einladen, den ich gar nicht kenne?” Frau Kronstein musterte den Polizisten mißtrauisch und schloß die Tür.
Herr Grimm blieb draußen stehen und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er mußte Dietrich suchen. Vielleicht war der Junge bei seinen unzertrennlichen Freunden, den Hillmanns oder den Tagerts.
Er radelte zuerst zu den Tagerts, hatte aber auch dort kein Glück. Gina und Rolf waren nicht zu Hause.
„Sie sind gewiß bei Dietrich Kronstein”, meinte das Mädchen.
Nein, dort waren sie nicht; das wußte Herr Grimm besser. Er hatte keine Lust, noch einmal zurückzufahren. Sein Gesicht rötete sich vor Ärger. Keuchend radelte er zu den Hillmanns und klingelte heftig.
Die fünf Kinder und Purzel waren hinten im Garten. Als der Scotchterrier das laute Klingeln hörte, knurrte er und wollte nach vorn stürzen, aber Dicki hielt ihn zurück. Betti lief an der Hecke entlang und spähte ums Haus, um zu sehen, wer gekommen war. Atemlos kehrte sie zu den anderen Spürnasen zurück.
„Es ist Wegda!” stieß sie mit ängstlicher Miene hervor.
„Er ist ganz rot im Gesicht und sieht furchtbar böse aus. Ob er uns nach der Prinzessin fragen will, die ich gespielt habe? Ich glaube, er ist wirklich auf unsere Maskerade reingefallen.”
„Laßt uns schnell durch die hintere Gartentür verschwinden”, schlug Dicki vor. „Wegda soll ruhig ein wenig hinter der Prinzessin herjagen. Sei still, Purzel. Daß du nicht etwa bellst und uns verrätst!”
Leise liefen die Kinder zur hinteren Gartentür, die auf einen Heckenweg führte. Purzel verhielt sich mäuschenstill. Er merkte wohl, daß die Kinder etwas vorhatten.
Als Frau Hillmann mit Herrn Grimm in den Garten kam, war nichts mehr von den Kindern zu sehen. Auch in der Laube befanden sie sich nicht. „Sonderbar!” sagte Frau Hillmann. „Ich habe sie doch eben noch gehört. Flipp! Betti! Wo seid ihr?”
Es kam keine Antwort. Nachdem Frau Hillmann noch ein paarmal vergebens gerufen hatte, sagte sie zu Herrn Grimm: „Die Kinder sind gewiß bei Dietrich Kronstein oder bei den Tagerts. Vielleicht gehen Sie einmal dorthin.”
Herr Grimm blickte sie düster an und sah sich im Geist von einem Haus zum anderen rasen, immer hinter dem ihm entweichenden Dicki her. Nachdem er sich kurz verabschiedet hatte, radelte er verdrossen davon.
Eine milde Jagd
Ern erfuhr auf sonderbare Weise von dem Verschwinden des Prinzen. Seitdem er mit Prinzessin Bongawy bekannt geworden war, hatte er immerfort nach ihm ausgeschaut, weil er ihm erzählen wollte, daß er seine Schwester getroffen hatte. Aber vergeblich hatte er über die Hecke gespäht, hinter der das Zelt von Prinz Bongawah lag. Heute kroch er nun einfach hindurch.
Kaum tauchte er auf der anderen Seite auf, so stürzten sich zu seinem Erstaunen zwei große Polizisten auf ihn. Einer ergriff ihn am Arm und fragte streng: „Was suchst du hier?”
Ern wand sich, um freizukommen. „Ich wollte nur mit jemand sprechen. Lassen Sie mich los. Sie tun mir weh.”
„Dir könnte Schlimmeres passieren, wenn du dich hier rumtreibst”, antwortete der Polizist. „Vielleicht verschwindest du auch – ebenso wie der kleine Prinz.”
„Der Prinz ist verschwunden?” Ern starrte den Polizisten überrascht an. „Wann denn?”
„Heute nacht. Hast du nichts gehört? Du kampierst doch in dem Zelt nebenan, nicht wahr?”
„Ja, aber ich habe überhaupt nichts gehört. Alle Wetter, der Prinz verschwunden! Vor
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