Geheimnis um einen entführten Prinzen
sich über uns. Wenn wir den Chefinspektor auf unserer Seite haben, ist es nicht so schlimm.”
Dicki stand auf. „Gut, ich gehe. Auf Wiedersehen, Spürnasen! Falls ich in zehn Minuten nicht zurück bin, wißt ihr, daß der Chef mich aufgefressen hat.”
Er ging durch den Garten ins Haus. Die anderen blieben etwas bedrückt zurück. Was würde ihr großer Freund nur sagen, wenn er erfuhr, daß es gar keine Prinzessin Bongawy gab? Und was würde vor allem Herr Grimm dazu sagen? Er würde ganz und gar nicht erbaut von dem Scherz sein, das war gewiß.
Zwei peinliche Unterredungen
Chefinspektor Jenks war recht ärgerlich. „Das ist ja eine Geschichte aus dem Tollhaus!” rief er, nachdem Dicki ihm am Telefon alles erklärt hatte. „Zuerst ruft Grimm mich an und erzählt mir lang und breit von einer geheimnisvollen Prinzessin, die die Schwester von Prinz Bongawah sein soll, und nun muß ich von dir hören, daß es eine solche Prinzessin gar nicht gibt, sondern daß Betti sich nur verkleidet hatte. Ich habe gewiß Sinn für allerlei Scherze, aber das geht denn doch zu weit, Dietrich! Wegen eurer Maskerade hat Grimm seine Zeit ganz umsonst vertan. Inzwischen hätte er schon wertvolle Untersuchungen anstellen können.”
„Ja, natürlich”, sagte Dicki kleinlaut. „Aber als wir uns kostümierten und Betti Prinzessin Bongawy nannten, wußten wir ja noch nicht, daß der Prinz verschwinden würde. Es war ein unglückliches Zusammentreffen. Wie konnten wir ahnen, was passieren würde!”
„Freilich konntet ihr das nicht ahnen”, gab der Chefinspektor zu. „Du hast eine sonderbare Gabe, in geheimnisvolle Fälle verwickelt zu werden, Dietrich. Grimm wird wütend sein, wenn er die Wahrheit erfährt. Übrigens – wie ist denn eigentlich sein Neffe Ern an diese Märchenprinzessin geraten?”
„Ach, er kam gerade zu mir, als die anderen sich verkleidet hatten. Er und seine Zwillingsbrüder haben ein Zelt neben dem Zelt des Prinzen. Schade, daß er solch ein Trottel ist! Sonst hätte er vielleicht etwas von dem Verschwinden des Prinzen bemerkt.”
Es entstand eine kurze Pause. Dann sagte der Chefinspektor: „Ich könnte Grimm beauftragen, ihn zu verhören, aber wer weiß, ob er viel aus ihm herauskriegt. Versuch du lieber, etwas von Ern zu erfahren. Eigentlich hast du es ja nicht verdient, daß ich dich an diesem Fall mitarbeiten lasse.”
„Nein”, sagte Dicki bescheiden. Aber sein Gesicht strahlte. Er durfte wieder etwas Detektivarbeit tun! Nun schien es doch noch ein Geheimnis in diesen Ferien zu geben.
„Also abgemacht!” sagte der Chefinspektor abschließend.
„Versöhne Herrn Grimm, wenn du kannst, und sage ihm, er soll mich später anrufen. Er wird sehr ärgerlich sein. Und ich bin es auch. Versuch diese Eselei bald wieder gutzumachen, hörst du?”
Ohne ein Abschiedswort beendete er das Gespräch. Nachdem auch Dicki seinen Hörer hingelegt hatte, lehnte er sich an die Wand und dachte nach. In seine freudige Erregung mischte sich ein unbehagliches Gefühl. Ganz durch Zufall war er in den Fall des Prinzen Bongawah verwickelt worden, nur weil Betti sich verkleidet hatte und Ern auf die Maskierung hereingefallen war. Wer konnte aber auch ahnen, daß der Prinz verschwinden werde? Zu dumm, daß Herr Grimm sofort über die geheimnisvolle Prinzessin berichten mußte! Das sah ihm wieder einmal ähnlich. Er war immer auf einer falschen Fährte. Nun mußte Dicki ihm erklären, daß die Kinder sich nur einen Scherz gemacht hatten. Das würde eine peinliche Unterredung werden.
„Ich treibe zu viel Unsinn”, dachte Dicki bei sich. „Aber das Maskieren macht uns allen doch so viel Spaß! Wir spielen zu gut, glaube ich. Ach, du meine Güte, da kommt Herr Grimm auf unser Haus zu! Jetzt wird’s Ernst.”
Dicki lief zur Haustür und öffnete sie, ehe Herr Grimm klingeln konnte, damit seine Mutter nicht etwa herauskäme.
Der Polizist starrte ihn ganz verdutzt an. „Den ganzen Tag jage ich hinter dir her, und nun öffnest du mir, ohne daß ich geklingelt habe!” stieß er hervor. „Wo bist du bloß so lange gewesen?”
„Das spielt jetzt keine Rolle. Kommen Sie bitte hier herein, Herr Grimm. Ich habe Ihnen etwas zu sagen.” Mit diesen Worten führte Dicki den Polizisten in das Arbeitszimmer seines Vaters.
Herr Grimm setzte sich etwas überrascht auf einen Stuhl.
„Ich habe dich allerlei zu fragen”, entgegnete er scharf.
„Ich suche dich schon lange wie eine Stecknadel, weil ich dringend eine Auskunft
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