Geheimnis um einen entführten Prinzen
Flipp.
Dicki ging durch das schmale Gartentor zu dem Wohnwagen und klopfte an die Tür.
Ein junger Mensch mit einer Zigarette im Mundwinkel öffnete ihm. „Na, was soll’s denn sein?”
„Ich suche eine Frau, die in einem Wohnwagen neben dem Schulzeltlager zwischen Marlow und Peterswalde gewohnt hat”, antwortete Dicki gewandt. „Leider ist sie fortgezogen, ohne daß ich es wußte, und ich muß sie dringend sprechen. Würden Sie wohl so liebenswürdig sein, mir ihren Namen und ihre Adresse zu nennen?”
„Na, nun gib man nicht so an!” erwiderte der Jüngling von oben herab. „Denkst du, ich habe Zeit, alle möglichen Adressen rauszusuchen?”
Dicki sah unauffällig auf die Wagenwand und entdeckte dort ein kleines Metallschild mit der Aufschrift „Reginald und Berthold Williams”. Das mußten die Eigentümer der Firma sein. Der junge Mann war gewiß ihr Angestellter.
„Wenn Sie keine Zeit haben, werde ich eben Herrn Reginald Williams fragen”, sagte er auf gut Glück und tat so, als ob er gehen wolle.
Der Jüngling fiel vor Schreck fast die Stufen hinunter.
„He, so renn doch nicht weg! Warum hast du nicht gleich gesagt, daß du Herrn Reginald Williams kennst? Ich werde die Adresse sofort heraussuchen.”
Dicki freute sich diebisch, daß seine List Erfolg hatte.
„Beeilen Sie sich aber”, sagte er geschäftig.
Der Jüngling beeilte sich sehr. Herr Reginald mußte ein strenger Chef sein, wenn schon die Nennung seines Namens seinem Angestellten derart in die Knochen fuhr. Hastig blätterte der junge Mann in einem Aktenstück, bis er die Liste der Wohnwagen fand, die neben dem Schulzeltlager standen. „Um welchen Wagen handelt es sich?” fragte er dann.
„Er heißt Schöne Aussicht.”
Der Jüngling fuhr mit dem Zeigefinger die Liste herunter. „Aha, hier haben wir ihn! Die Frau, die den Wagen zuletzt gemietet hatte, heißt Sturm und wohnt in Langenbrück, Heinrichstraße 24. Das ist nicht weit von hier – etwa fünf Kilometer.”
„Danke.” Dicki schrieb sich die Adresse auf.
„Gehst du noch zu Herrn Reginald?” fragte der Angestellte, als Dicki sich zum Gehen wandte.
„Nein, das ist ja nicht mehr nötig”, antwortete Dicki zur Erleichterung des Jünglings und ging zu den anderen Spürnasen, die ihn voller Spannung erwarteten.
„Ich habe die Adresse bekommen!” rief er. „Frau Sturm, Langenbrück, Heinrichstraße 24. Es sind ungefähr fünf Kilometer bis dort. Kommt, wir fahren rasch hin.”
Aufgeregt radelten die Spürnasen nach Langenbrück. Die Heinrichstraße war schmal und schmutzig. Die Häuser sahen vernachlässigt aus. Das Haus Nummer 24 war das allerschäbigste von allen. An den Fenstern hingen zerfetzte Gardinen, und von der Haustür blätterte die Farbe ab.
„Ich werde nach Frau Sturm fragen”, sagte Dicki.
„Fahrt bis zum Ende der Straße und wartet dort auf mich. Es fällt zu sehr auf, wenn ihr vor dem Haus stehenbleibt.”
Die anderen fuhren weiter. Dicki stellte sein Rad an den Bordstein und klingelte dann an der Haustür. Eine Frau mit unordentlichen Haaren öffnete ihm.
Dicki nahm seine Mütze ab. „Entschuldigen Sie bitte – sind Sie Frau Sturm?”
„Nein”, antwortete die Frau. „Frau Sturm wohnt hier nicht.”
„Ach! Ist sie ausgezogen?”
„Sie hat niemals in diesem Haus gewohnt, soviel ich weiß”, antwortete die Frau. „Ich wohne hier schon siebzehn Jahre mit meinem Mann und meiner alten Mutter und kenne sie nicht. In der ganzen Straße wohnt keine Frau Sturm.”
„Wie sonderbar!” Dicki zog den Zettel mit der Adresse hervor. „Sehen Sie – hier steht ,Frau Sturm, Langenbrück, Heinrichstraße 24’.”
„Die Adresse stimmt, aber eine Frau Sturm wohnt hier nicht. Geh doch zur Post. Vielleicht kann man dir dort sagen, wo sie wohnt.”
„Vielen Dank! Ja, das will ich tun. Entschuldigen Sie, daß ich Sie umsonst bemüht habe.” Dicki radelte die Straße hinunter und erzählte den anderen Kindern von seinem Mißerfolg. Darauf fuhren alle zusammen zur Post.
Auch dort war Dicki wieder der Sprecher. „Ich suche eine Frau Sturm”, sagte er zu dem Postbeamten. „Könnten Sie mir wohl ihre Adresse sagen?”
Der Beamte nahm ein Adreßbuch aus einem Regal und schob es Dicki hinüber. „Hier, sieh selber nach. Darin findest du Sturm, Hagel, Gewitter und Schneegestöber.”
Dicki lachte höflich, nahm das Adreßbuch und begann darin zu blättern. In Langenbrück gab es drei Sturms.
„Gräfin Luisa Sturm, Villa Westend”, las
Weitere Kostenlose Bücher