Geheimnis um einen entführten Prinzen
wissen mußte? Warum fuhr Dietrich mit seiner Bande dorthin?
Tief in Gedanken versunken ging Herr Grimm heim. Plötzlich faßte er einen Entschluß. Er wollte auch nach Tiplingen fahren und die Kinder beobachten. Vielleicht hatte Dietrich wirklich eine Spur gefunden.
Seufzend holte der Polizist sein Fahrrad aus dem Schuppen. Er radelte nicht gern bei großer Hitze. Es schadete seiner Gesundheit, das fühlte er. Aber die Pflicht rief, und so fuhr er los.
Die Spürnasen hatten schon auf Ern gewartet. Dicki spendierte noch jedem eine Portion Eiskrem, bevor sie abfuhren. Purzel saß wie gewöhnlich in seinem Korb. Zufrieden ließ er seine rote Zunge heraushängen. Wenn alle Spürnasen beisammen waren, fühlte er sich am glücklichsten.
Auch Ern war glücklich. Die Begegnung mit seinem Onkel hatte er schon vergessen. Er war stolz darauf, daß die Spürnasen ihn mitnahmen, und strahlte übers ganze Gesicht.
„Siszuscheen”, sagte er ein paarmal vor sich hin.
„Was heißt das?” fragte Gina verwundert.
„Es ist zu schön”, erklärte Betti lachend.
„Sachticha”, sagte Ern.
„Sachtercha!” riefen die anderen im Chor.
Nachdem sie etwa zwei Kilometer gefahren waren, tauchte eine vertraute Gestalt in dunkelblauer Uniform vor ihnen auf, die eifrig die Pedale eines Fahrrads trat.
„Wegda!” rief Flipp überrascht. „Fährt er etwa auch nach Tiplingen? Er wird doch wohl nicht den Baby-Wettbewerb besuchen wollen. Ern, hast du ihm erzählt, daß wir auf den Rummelplatz gehen wollen?”
Ern errötete. „Ja. Sollte ich es ihm nicht sagen? Ich habe mir nichts dabei gedacht.”
„Das hättest du lieber bleibenlassen sollen”, entgegnete Dicki ärgerlich. „Jetzt wird er uns die ganze Zeit beschatten. Na, die Babys wird er sich ja kaum ansehen. Und darauf kommt es schließlich an. Du mußt mit Gina und Betti zusammen zu dem Baby-Wettbewerb gehen, Ern. Vielleicht erkennst du die Zwillinge aus dem Wohnwagen wieder.”
„Laßt mich bloß mit Babys in Ruhe!” rief Ern entsetzt.
„Ich bin nicht wie Bern. Wenn ich Babys sehe, renne ich meilenweit.”
„Vor diesen Babys wirst du nicht davonlaufen!” erwiderte Gina energisch. „Betti und ich werden zuerst in die Bude gehen. Falls wir dort Zwillinge sehen, die unserer Meinung nach die Gesuchten sein könnten, hole ich dich herein, damit du sie dir ansiehst. Bleib also in der Nähe der Bude. Daß du dich nicht etwa drückst!”
„Sisgräßlich!” murmelte Ern.
„Sisarg”, sagte Dicki. „Sisfad, sisblöd!”
„Sprichst du wieder ausländisch?” fragte Ern.
„Nicht mehr als du.” Dicki lachte. „Los, Kinder, jetzt überholen wir Wegda mit großem Getöse! Klingelt alle laut und anhaltend. Bell, Purzel, bell tüchtig! Und dazu schreien wir im Chor: Guten Tag, Herr Grimm!”
Mit rasendem Geklingel, Gebell und Geschrei sauste die ganze Bande an dem Polizisten vorbei. Fast wäre er vor Schreck in den Graben gefallen. Finster sah er den davonflitzenden Kindern nach. Er war schon recht erschöpft, trat jedoch mannhaft die Pedale. Tiplingen war ja nicht mehr weit. Wenn es dort etwas gab, was er wissen mußte, würde er auch dort sein. Wer weiß, was die verflixten Kinder wieder vorhatten!
Der Vergnügungspark in Tiplingen war nur klein. In einem Zelt wurden Blumen und Früchte ausgestellt; in einem anderen sollte der Baby-Wettbewerb stattfinden. Außerdem gab es ein Karussell, Luftschaukeln und eine Würfelbude. In einem winzigen Zelt saß ein Wahrsager und sagte den Leuten großen Reichtum, Überseereisen und anderes voraus.
Die Ausstellungen und der Baby-Wettbewerb fanden nur an diesem Nachmittag statt. „Ein Glück, daß wir gestern das Plakat gesehen haben!” sagte Betti, als die Spürnasen an der Kasse ihr Eintrittsgeld bezahlten. Purzel durfte umsonst hinein, aber Dicki mußte ihn an die Leine nehmen.
„Wann mag der Wettbewerb wohl beginnen?” fragte Gina. „Ach, dort kommen ja schon ein paar Babys an! Die armen Kleinen sind ganz rot vor Hitze.”
Immer mehr Frauen mit den verschiedenartigsten Kinderwagen trafen ein. Gina und Betti blieben stehen und musterten sie, während die Jungen sich verkrümelten.
„Ein Zwillingswagen!” rief Gina nach einer Weile leise.
„Und dort kommt noch einer! Wo ist Ern? Er muß uns sagen, ob die Zwillinge aus dem Wohnwagen dabei sind.”
Ern war nirgends zu sehen. Er hatte gerade eine Fahrt mit dem Karussell gemacht, als er sah, wie Herr Grimm mit rotem Gesicht sein Rad auf den Platz schob. Der
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