Geheimnis um einen Wohnwagen
rief Eulalie. „Ich sage Ihnen, es war derselbe Mann. Diesmal konnte ich ihn noch genauer sehen. Er hat eine Narbe im Gesicht.”
„Eine Narbe?” fragte Herr Grimm aufhorchend.
„Aber ja! Kommen Sie bitte so schnell wie möglich her. Vielleicht können Sie ihn festnehmen. Purzel ist schon im Garten und sucht ihn.”
Daß Purzel im Garten herumlief, paßte Herrn Grimm zwar gar nicht. Aber der Mann mit der Narbe! Gewiß war es der entlaufene Sträfling. Wie herrlich, wenn er ihn verhaften könnte, und noch dazu in Dietrichs Garten!
„Wo ist Dietrich?” fragte er.
„Er macht einen Dauerlauf.”
Herr Grimm nickte zufrieden. „Gut, ich komme sofort!”
Er bestieg sein Fahrrad und fuhr schnell zu den Kronsteins. Dort führte er das Rad durchs Gartentor, lehnte es an den Zaun und ging leise ums Haus herum zum Hintereingang. Als Eulalie und Johanna seine Schritte hörten, fuhren sie erschrocken zusammen.
„Ach, Sie sind’s, Herr Grimm!” rief Johanna. „Warum schleichen Sie denn ums Haus herum?”
„Ich wollte nicht, daß der Kerl mich kommen hört”, erklärte Herr Grimm. „Wo ist der Hund?”
„Purzel muß noch im Garten sein”, antwortete Johanna.
„Kommen Sie, wir werden den Garten zu dritt durchsuchen”, sagte Herr Grimm. „Und nehmen Sie den Hund lieber fest. Womöglich hält er mich für den Landstreicher und greift mich an.”
Johanna, Eulalie und der Polizist durchstreiften den ganzen Garten und suchten jeden einzelnen Busch ab. Aber sie fanden weder den Landstreicher noch Purzel.
Nach einer Stunde gab Herr Grimm die Suche auf. „Der Kerl ist fortgelaufen. Wenn ich nur wüßte wohin! Ich suche nämlich einen Mann mit einer Narbe. Er hatte die Narbe doch über der Oberlippe, nicht wahr?”
„Nein, auf der Backe”, antwortete Eulalie erstaunt.
Herr Grimm war bitter enttäuscht und sehr ärgerlich.
„Aber – ich dachte – – Nun ja, du konntest schließlich nicht wissen, wo die Narbe sein soll. Das ist nicht der Mann, den ich suche. Es muß – nein! – oder doch – – Der Bengel muß sich wieder maskiert haben. Und du hast zu mir gesagt, er mache einen Dauerlauf! Was fällt dir ein, mich an der Nase herumzuführen!”
„Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen”, entgegnete Eulalie gekränkt. „Und ich dulde es nicht, daß man in diesem Ton mit mir spricht. Gute Nacht!” Sie warf den Kopf hoch und stakste die Treppe hinauf.
Johanna lachte. „Da geht sie ab! Sie sehen ganz erhitzt aus, Herr Grimm. Kommen Sie in die Küche und trinken Sie eine Tasse Tee. Eulalie hat wahrscheinlich Gespenster gesehen.”
Herr Grimm nahm seinen Helm ab, wischte sich mit dem Taschentuch über die Stirn und bedankte sich für die freundliche Einladung. Während er in der Küche Tee trank, erzählte er Johanna von seinen Heldentaten und wie viele Verbrecher er schon festgenommen hätte.
Er hörte nicht, daß draußen jemand am Haus entlangschlich; er sah nicht, daß ein Gesicht mit einer Narbe am Küchenfenster erschien. Er ahnte nicht, daß Dicki zurückgekommen war und sich nun in seinem Schuppen umzog.
Plötzlich fiel sein Blick auf die Küchenuhr. „Himmel, ist das spät geworden! Ich muß gehen. Gute Nacht, Johanna, und vielen Dank für den Tee.”
Er ging zum Gartentor, um sein Rad zu holen, aber es war nicht mehr da. Jemand mußte es gestohlen haben. Wie ärgerlich! Nun mußte er zu Fuß nach Hause gehen.
Als er sein Haus betrat, läutete das Telefon. Wütend riß er den Hörer hoch. Wenn ihm jemand noch einmal von einem Landstreicher erzählte, sollte er etwas zu hören bekommen!
Dicki meldete sich am Apparat. „Guten Abend, Herr Grimm. Ich wollte Ihnen nur melden, daß neben unserer Küchentür ein fremdes Fahrrad steht. Es ist wahrscheinlich gestohlen. Vielleicht haben Sie inzwischen schon eine Anzeige bekommen.”
„Ich hatte mein Rad neben das Gartentor gestellt!” schrie Herr Grimm. „Wer hat es zur Küchentür gebracht? Das kannst doch nur du getan haben!”
Am anderen Ende der Leitung ertönte ein Kichern, dann war nichts mehr zu hören. Herr Grimm stöhnte. Nun mußte er noch einmal zurückgehen und sein Rad holen. Aber den Streich sollte ihm Dietrich Kronstein büßen!
In der Wohnwagenkolonie
Während Herr Grimm, Johanna und Eulalie den Landstreicher suchten, hatte Dicki den Garten schon durch die hintere Pforte verlassen und sich auf den Weg zur Wohnwagenkolonie gemacht. Falls ihn dort jemand ansprach, wollte er nach einer Schlafgelegenheit fragen. Unterwegs
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