Geheimnis Um Mitternacht
Aufmerksamkeit auf ihr Essen gerichtet. Sie fühlte sich deutlich unwohl. Die Spannung, die in den letzten Tagen zwischen ihnen gewachsen war, wurde durch das intime Wissen, das sein Onkel am gestrigen Abend mit ihnen geteilt hatte, noch verstärkt. Schließlich wurde die Stille zu unangenehm, und sie legte ihre Gabel hin und blickte ihn über den Tisch hinweg an.
„Was werden Sie jetzt tun?", fragte sie.
„Wegen was?"
Sie verzog das Gesicht. „Wegen dem, was Ihr Onkel Ihnen gestern Abend erzählt hat. Fragen Sie sich nicht... was passiert ist?"
„Mein Onkel und ich haben gestern noch lange geredet", gab er zu. „Ich hatte schon von der Haushälterin erfahren, dass der Diener meines Vaters noch hier im Dorf lebt. Erst hatte ich mit ihm reden wollen, aber dann ..." Er zuckte die Schultern. „Ich habe mir eingeredet, dass es nur wenig Sinn hat, und es immer wieder hinausgeschoben. Aber nun - mm muss ich alles herausfinden, was ich kann. Mein Onkel hat mir gesagt, dass die Zofe meiner Mutter auch noch hier lebt. Ich werde sie beide besuchen, und ich dachte ... Ich würde es zu schätzen wissen, wenn Sie mitkämen."
„Natürlich", erwiderte Irene, ohne zu zögern. „Aber würden Sie nicht lieber Ihren Freund mitnehmen? Mr.
Aldenham?"
„Nein. Ich habe Piers nichts davon erzählt. Er ist mein Freund, aber das hier ..." Er zuckte die Schultern. „Über so etwas reden wir nicht."
„Wann möchten Sie aufbrechen?", fragte sie.
Er lächelte verhalten. „Wenn Sie mit dem Frühstück fertig sind, können wir sofort los. Ich werde die Kutsche vorfahren lassen."
Irene überdachte die Sache nicht weiter oder fragte sich, ob Francesca eine Aufgabe für sie hatte, die erledigt werden musste. Sie nickte nur und ging auf ihr Zimmer, um Handschuhe und Hut zu holen und einen leichten Umhang überzuwerfen. Als sie wieder nach unten kam, wartete die Kutsche schon vor der Tür, und Gideon stand daneben, um ihr hineinzuhelfen.
Als sie dann mit ihm allein in der Kutsche saß, kehrte ihr Unbehagen zurück. Ihr wollte nichts einfallen, was sich natürlich anhören würde, und ihr Gehirn schien hauptsächlich mit den Gedanken beschäftigt, wie nah er ihr war und wie leicht es wäre, die Hand auszustrecken und seinen Arm zu berühren ... und doch schien er entfernter als je zuvor.
Schließlich sagte sie hölzern: „Sie sind sehr eifrig darin, die jungen Damen kennenzulernen."
„Ja." Er sah sie an, seine Miene verschlossen, und wandte den Blick dann aus dem Fenster. „Ich habe mit allen geredet. Und mit ihnen getanzt."
„Das habe ich gesehen." Sie schluckte gegen den Knoten im Hals an.
„Ich hoffe, dass Sie mein Vorgehen annehmbar fanden."
„Ja, natürlich." Erleichtert stellte sie fest, dass ihre Stimme völlig ungerührt klang. „Sie haben das sehr gut gemacht."
Sie blickte aus dem anderen Fenster, während beide in drückendes Schweigen verfielen. Es war eine Erleichterung, als sie nach einigen Minuten die ersten Häuser des Dorfes erreichten. Sie bogen von der Hauptstraße ab und nahmen eine schmale gewundene Gasse, die sie schließlich zu einem hübschen kleinen, halb mit Holz verkleideten Cottage brachte.
Ein Dienstmädchen in einem adretten grauen Kleid und einer weißen Haube kam an die Tür, knickste und führte sie dann in einen kleinen Salon.
Kaum hatte sie den Raum wieder verlassen, hörten sie sie aus einem der hinteren Fenster rufen: „Mr. Owenby, Sir, Sie haben Besuch."
Es dauerte nicht lange und ein alter Mann betrat den Salon. Sein Blick wanderte erst zu Gideon und dann zu Irene.
Er war nicht groß, aber breit gebaut, mit kurz geschnittenem, eisengrauem Haar. Er trug eine graue Jacke über dunklen Hosen und ein einfaches Hemd ohne Kragen, und es war klar, dass er draußen im Hof gearbeitet hatte. Ein Schweißfüm überzog noch immer seine Stirn.
Er verbeugte sich vor Gideon. „Mylord."
„Sie sind Mr. Owenby?", fragte Gideon.
„Nur Owenby, Sir. So hat mich Seine Lordschaft immer genannt."
„Mein Vater?" „Ja."
Gideon stellte Irene vor, und der ehemalige Diener deutete mit einer Handbewegung zu einer Gruppe von Stühlen vor dem
kleinen Kamin. „Bitte, setzen Sie sich, Mylord. Mylady. Kann ich Ihnen eine Tasse Tee bringen?"
„Nein, danke. Wir sind hier, um Ihnen einige Fragen zu stellen. Über die Nacht, in der meine Mutter und ich Radbourne Park ... verlassen haben."
„Natürlich, Sir. Als Sie entführt wurden."
„War das tatsächlich so?"
„Natürlich, Mylord." Ein warf
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