Geheimnis Um Mitternacht
nie etwas herausgefunden." Seine Miene verhärtete sich. „Seine Lordschaft war danach nie mehr derselbe."
„Sie blieben in den Diensten meines Vaters?"
Der Diener nickte. „Bis zu dem Tag, an dem er starb. Ich gab ihm seine Medizin und brachte ihm sein Essen, das wenige, was er herunterbekam. Lord Cecil war ein guter Mann und ein guter Herr."
„Aber kein sehr guter Vater, scheint mir", sagte Irene.
Der Diener warf ihr einen verächtlichen Blick zu. „Ich bitte um Entschuldigung, Miss, aber Sie haben ihn nicht gekannt. Oder die Frau. Sie hat ihn gebrochen, ja, das hat sie. Er hatte etwas Besseres verdient als ..." Er verbiss sich die offensichtlich abwertende Bemerkung, die er schon auf der Zunge hatte, warf einen schnellen Blick zu Gideon und sagte: „ ... diese Frau."
„Ich würde denken, dass ein Mann mehr Anstrengungen unternehmen würde, um seinen eigenen Sohn zu finden", hielt Irene dagegen.
„Er glaubte, dass der Junge bei seiner Mutter besser aufgehoben war", schoss Owenby zurück. „Er wusste nicht, dass sie ihn allein in der Stadt zurückgelassen hatte."
„Wie wollen Sie wissen, dass Sie das getan hat?", fragte Gideon.
„Was? Was meinen Sie?"
„Woher wissen Sie, dass Sie mich in London verlassen hat?"
„Das tue ich nicht. Ich habe einfach angenommen ... Ich meine, dort wurden Sie doch gefunden, oder? Das sagt zumindest der Klatsch, dass der Duke sie in irgendeiner Spielhölle in London gefunden hat und wusste, dass Sie es waren."
Gideon hob die Brauen. „Ein bisschen farbenfroher als die tatsächliche Wahrheit vielleicht, aber ja, ich habe in London gelebt."
„Und Sie können sich an nichts anderes erinnern?", fragte Owenby. „Nichts über Ihre Mutter oder wie Sie nach London gekommen sind?"
„Nein. Nichts. Ich würde sehr gerne herausfinden, was passiert ist."
„Ich wünschte, ich könnte Ihnen helfen, Mylord", räumte Owenby ein. „Aber ich habe Ihnen alles gesagt, was ich weiß."
„Mein Vater hat nie wieder von ihr gehört? Keine Briefe? Keine Gerüchte? Niemand hat behauptet, sie gesehen zu haben?"
„Nicht dass ich wüsste."
Das war alles, was sie aus ihm herausbekamen, auch wenn Gideon weitere Fragen stellte. Seine Antwort war immer dieselbe: Er hatte ihnen alles gesagt, was er wusste. Gideons Mutter war mit ihrem Liebhaber durchgebrannt und hatte ihren Sohn mitgenommen.
Es war klar, dass sie nicht mehr erfahren würden. Schließlich nickte Gideon und sagte dem Mann höflich auf Wiedersehen. Dann verließen er und Irene das Cottage.
„Nun", meinte Irene, als sie sich wieder in die Kutsche gesetzt hatten und losfuhren, „seine Antworten waren immerhin in keinster Weise widersprüchlich."
„Er war aber auch nicht bereit, sie weiter auszuführen", fügte Gideon hinzu. „Ich kann mir nicht helfen, aber mir drängt sich die Vermutung auf, dass er mehr weiß, als er sagt."
Irene sah Gideon überrascht an. „Sie denken, er verbirgt etwas vor uns?"
Er zuckte die Schultern. „Ich weiß nicht. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob es wirklich verdächtig ist, aber ...
einige Dinge sind seltsam. Zum einen hat er sehr pffen seine Meinung über meine Mutter geäußert."
„Ja, das ist mir auch aufgefallen. Er hat sie auf jeden Rill in einem anderen Licht gesehen als Lord Jasper."
„Ich frage mich, welches das richtige Bild ist", überlegte Gideon. „Die liebevolle Mutter und liebenswerte und charmante Frau, die mein Onkel in ihr sieht? Oder die kalte, betrügerische Dirne, für die Owenby sie hielt?"
Impulsiv streckte Irene die Hand aus und legte sie auf seinen Arm. Mitgefühl schwoll in ihrer Brust. „Ich denke, dass die Wahrheit irgendwo dazwischen liegt. Aber ich vermute, dass Lord Jaspers Meinung der Wahrheit näher kommen muss. Owenbys Eindruck ist ohne Zweifel von seiner Loyalität Ihrem Vater gegenüber geprägt."
Gideon lächelte sie an und legte seine Hand über die ihre. „Vielen Dank für Ihre Freundlichkeit, aber was er sagt, verletzt mich nicht. Wie auch immer meine Mutter gewesen sein mag, die Wahrheit ist, dass ich keinerlei Erinnerung an sie habe. Und während ich es sicherlich bevorzugen würde, wenn sie keine kalte, böse Frau war, würde es doch in meinem Leben keinen Unterschied machen, wäre es tatsächlich so. Aber trotzdem muss ich mich über die Antworten des Mannes wundern. Es ist offensichtlich, dass Owenby ein sehr ergebener Diener war. Wenn ich es richtig verstanden habe, war er seit der Zeit in Eton bei Lord Cecil, und mein Vater
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