GEHEIMNISSE DER NACHT
sie nicht antwortete, öffnete er selbst und stolperte hinein.
Belinda lag auf dem Sofa. Sie trug Rot und hieß ihn mit leeren Augen willkommen. Nein. Jetzt erst bemerkte er es. Sie trug überhaupt nichts. Ihre Pulsadern waren aufgeschnitten. Blut war über die Wände gespritzt, teilweise bis an die Decke, war in den Teppich eingedrungen und ins Sofa. Ihr ganzer Körper war beschmiert. Und es war altes Blut. Totes Blut. Verschwendet.
„Dachtest du, ich weiß nichts von ihr, Dante?“
Dante fuhr herum und geriet fast aus dem Gleichgewicht durch die plötzliche Bewegung.
Hinter ihm stand Stiles und grinste ihn mit seiner verzerrten Karikatur eines Grinsens an. „Ich konnte deine kleine lebende Blutbank nicht am Leben lassen. Du brauchtest sie zu sehr. Ich wusste, du würdest heute Nacht herkommen.“
„Sie war unschuldig. Du herzloser Bastard.“ Dante versuchte, sich auf ihn zu stürzen, brach stattdessen aber zusammen und fing sich gerade noch an einem Tisch. Er stand gebeugt da und wurde immer schwächer.
„Der Zweck heiligt in diesem Fall die Mittel. Was du nicht weißt, ist, dass ich einige der Männer, die für die DPI tätig waren, wieder zusammengebracht habe. Oh, wir sind nicht viele. Nur eine Handvoll. Überlebende des berühmten Vampiraufstands von White Plains.“
Dante schüttelte den Kopf. „Die Regierung …“
„… hat nichts mit uns zu tun. Wir werden privat unterstützt. Eure Art sollte sich in Acht nehmen, von wem sie trinken, Dante. Reiche Männer üben gern Rache, und sie können es sich leisten, dafür zu bezahlen.“
Keuchend gelang es Dante, seinen Kopf aufrecht zu halten, obwohl er ihm auf die Brust fallen wollte. „Bessere Auftragskiller“, murmelte er.
„Vampirjäger. Wenn man uns nicht bezahlt, tun wir es … einfach zum Spaß.“ Hinter Stiles traten drei weitere Männer ein, alle bewaffnet. Einer hatte eine Pistole, einer eine Armbrust, der dritte einen Pflock. Dante musste kurz die Augen schließen, so sehr bediente die dritte Waffe das Klischee, und schüttelte den Kopf. „Wie ich sehe, habt ihr einen Anfänger dabei.“
Stiles lachte. Es war ein tiefes, ehrlich belustigtes Geräusch – und doch gleichzeitig gefährlich. „Schön, dass du in so einer Situation noch Witze machen kannst“, sagte er schließlich. „Nein, Dante, das ist kein Anfänger. Der Pflock ist mit einer neuen Chemikalie ausgerüstet, von der wir glauben, dass sie das Ende deiner Art sein wird. Natürlich können wir das nicht wissen, ehe wir es nicht ausprobiert haben.“ Er trat näher und hob Dantes Kinn an. „Rate, wer unser Versuchskaninchen sein darf?“
All seine Kraft, die ihm noch blieb, legte Dante in die Faust, die er jetzt in Stiles’ Magen rammte. Stiles krümmte sich zusammen, stolperte rückwärts, doch die anderen drei traten vor.
„Bleibt genau da stehen.“
Lou Malone, der freundliche Cop, stand plötzlich mit gezogener Waffe im Türrahmen, und die Männer im Raum erstarrten.
„Fallen lassen!“, rief Lou.
Waffen fielen zu Boden.
„Gegen die Wand da hinten. Macht schon, bewegt euch. Gesicht zur Wand. Genau so“, sagte er, während er sie antrieb. „Hände hinter den Kopf. Füße auseinander, Stirn an die Wand. So ist es besser.“
Er zuckte mit dem Kopf in Dantes Richtung. Dante nickte und machte sich auf zur Tür, bückte sich aber auf dem Weg, ging auf ein Knie und hob den hölzernen Pflock auf. Sobald er seine Hand um das Holz geschlossen hatte, begann seine Haut zu brennen. Er ließ ihn schnell wieder fallen, umklammerte sein Handgelenk und starrte schockiert auf seine Handfläche, von deren verbrannter Haut Qualm aufstieg. Er kämpfte sich aufrecht und stolperte in den Flur.
„Ich habe einen Wagen draußen“, meinte Lou, „lass ihn an und warte auf mich. Ich brauche nur eine Sekunde.“ Lou schnappte sich das Telefon und wählte den Notruf.
Dante schleppte sich nach unten, um im Auto zu warten.
Lou schlug den Männern mit dem Griff seines Revolvers auf den Kopf. Dann legte er seine Handschellen um ein altes Heizungsrohr und fesselte zwei von ihnen daran. Er schloss die Tür und ließ sie liegen. Sie würden hoffentlich so bleiben, bis die Polizei ankam. Wenigstens eine kurze Weile sollte sie das aufhalten. Lange genug, um seinen übernatürlichen Gefangenen in Sicherheit zu bringen.
Wahrscheinlich war die Verfolgungsjagd damit noch lange nicht zu Ende, aber wenigstens konnte Stiles sich erst einmal nicht mehr einmischen. Es überraschte ihn, als er
Weitere Kostenlose Bücher