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GEHEIMNISSE DER NACHT

GEHEIMNISSE DER NACHT

Titel: GEHEIMNISSE DER NACHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE
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als sie selbst. Aber verdammt, das war ein Wespennest, in das sie wirklich nie wieder hatte stechen wollen – oder wenigstens jetzt noch nicht. Sie erinnerte sich an das verbrannte, verrußte Gesicht des Mannes, an den Klang seiner Stimme, die ihr über das Telefon drohte, ihren Freunden etwas anzutun.
    Sie schüttelte sich und merkte, dass Lydia immer noch auf eine Antwort wartete. „Das Erste und Wichtigste ist, dass Sie niemandem von dieser Sache erzählen. Niemandem. Tun Sie so, als wären Sie völlig unwissend. Tun Sie so, als hätten Sie geschluckt, was die Ihnen an Märchen über Kimbras Tod aufgetischt haben. Bedanken Sie sich bei denen, und widersprechen Sie ihnen nicht. Stellen Sie keine Fragen. Ich schwöre Ihnen, das ist am wichtigsten.“
    Lydia sah überrascht aus, nickte aber mit Nachdruck. Lou andererseits hatte die Augen zusammengekniffen und starrte Maxine an, als hätte sie den Verstand verloren.
    „Abgesehen davon machen Sie einfach so normal weiter, wie Sie können. Halten Sie sich von der Straße fern, schließen Sie nachts die Türen ab. Gesellschaft wäre auch nicht schlecht. Ich meine, nur für den Fall.“
    „Ja, klar.“ Der Spott in Lous Stimme war nicht zu überhören. „Und wahrscheinlich schlägst du als Nächstes vor, sie soll sich Knoblauch und Kruzifixe ums Bett hängen, was, Max?“
    Ihr Blick war vernichtend. „Ich glaube nicht, dass das funktioniert.“
    Lou verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf. „Lydia, geh nach Hause und vergiss dieses Treffen. Ich hätte es besser wissen sollen, als Mad Max Stuart als Stimme der Vernunft mitzubringen. Lass die Obrigkeit ihren Job machen, und ich verspreche dir, du bekommst schon deine Antworten. Du musst nur geduldig sein.“
    Dann drehte er sich um. „Und zu dir …“
    „Lou, bitte“, sagte Lydia.
    Maxine sackte auf ihrem Stuhl zusammen. „Ist schon in Ordnung, Lydia“, sagte sie. „Kehren Sie ruhig in Ihren Alltag zurück. Ich bin an der Sache dran.“ Dann seufzte sie. „Vielleicht sollten Sie jetzt gehen. Ich glaube, Lou würde mich gerne eine Weile anbrüllen.“
    Lydia sah sie an und nickte schließlich. „Sieht aus, als könnten Sie mit ihm fertig werden.“
    „Kann ich.“
    „Danke, Maxine. Vielen Dank. Wir bleiben in Kontakt.“
    Maxine zupfte eine Visitenkarte aus ihrer Tasche und gab sie Lydia, fast, als hätte sie sich gerade erst daran erinnert. „Es ist, äh – eine meiner alten Karten. Ich habe noch keine neuen drucken lassen.“
    Lydia nickte und steckte die Karte in ihre Tasche. Dann umarmte sie Lou und verließ den Imbiss.
    Maxine stand auf. „Komm mit, Lou.“
    „Mit wohin?“, fragte er.
    „Zu mir. Ich muss dir ein paar Dinge zeigen. Und wenn du mich danach immer noch anbrüllen willst, dann kannst du das gerne tun. Ich bleibe ganz still dabei. Aber wenn nicht – dann musst du mir bei der Sache helfen.“
    „Nichts, was du mir zeigst, kann entschuldigen, was du dieser Frau gerade angetan hast, Max. Das werde ich dir nie verzeihen.“
    „Doch, wirst du.“
    Er griff nach dem Umschlag, doch sie schnappte ihn vom Tisch, ehe er ihn an sich nehmen konnte. „Das ist vertraulich.“
    „Ich weiß.“ Maxine blickte ihn ruhig an. „Und ich habe zu Hause noch einen Haufen mehr. Also passt es da ganz gut rein.“
    Mit aufgerissenen Augen wartete er auf die Pointe – doch die kam nicht.
    „Komm mit“, wiederholte sie ihre Bitte. „Ich erklär dir alles, wenn wir da sind.“
    Lou bemerkte ihre Veränderung sofort. Maxine hatte ihn wirklich überrascht, als sie Lydia unterstützt hatte, statt sie zu beruhigen. Maxine war wild, das schon. Ungestüm, das auch. Respektlos, und ein wenig selbstbezogen. Aber verdammt, er hätte nie gedacht, sie würde ihm in den Rücken fallen, wenn er sie am meisten brauchte.
    Das alles enttäuschte ihn sehr. Andererseits war sie nur ein Kind. Was sollte man da schon erwarten?
    Jetzt allerdings begann er, sich Sorgen zu machen. Sie benahm sich merkwürdig beim Verlassen des Imbisses, so als könnte sie jemand beobachten. Sie sah sich auf der Straße um, sah unter sein Auto, ehe sie einstieg, sah auf den Rücksitz und dann auch immer wieder in den Rückspiegel, während er fuhr.
    „Was ist los, verdammt?“, wollte er wissen.
    Sie warf ihm einen Blick zu und schüttelte den Kopf. „Halt bei der Bank an. Ich muss etwas holen.“
    Mit gerunzelter Stirn sah er sie von der Seite an, fuhr aber auf die Einfahrt der Bank zu.

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