Geheimnisse des Himmels
habe Melora sie über die Entfernung von vier tanzenden Paaren hören können, erschien sie urplötzlich an der Seite der Freundinnen.
„Ich vergraule niemanden. Ich entledige mich nur…sagen wir, du kannst froh darüber sein, das Hoatwink, die Feier verlassen hat bevor er…du willst keine Details wissen.“
„Du kanntest ihn also?“, fragte Kaithlyn. Sie kam nicht umhin zu bemerken, wie hübsch Melora aussah. Sie hatte ihr Haar locker zusammengesteckt und trug ein rotes Bustierkleid, das sich eng an ihren schlanken Körper schmiegte. Jetzt verschränkte sie die Arme vor der Brust und presste die Lippen zusammen. Es minderte ihren strahlenden Ausdruck um einiges, doch sie schien es nicht zu stören, das ihre Abweisung präsent war, wie eine vierte Person. „Er gehört zum Drachenclan. Ich habe ihn durch Fye kennengelernt. Er ist ein anzüglicher, widerlicher Mistkerl ohne Benehmen.“
„Und der Rest seiner Familie?“, fragte Rose.
„Da gibt es keinen Rest. Die Hoatwinks haben nur einen Erben, einen Sohn.“
„Gibt es irgendjemanden auf dieser Welt den du nicht mit deinen Blicken erdolchen willst?“, sagte Rose und schüttelte missbilligend den Kopf.
„So etwas aus dem Munde des Schülerrates“, spottete Melora. „Es gibt da tatsächlich jemanden.“ Sie lächelte überheblich, schob Rose und Kaithlyn grob zur Seite und stolzierte auf Fye zu, der sich gerade mit einer Runde älteren Damen unterhielt. Die beiden Mädchen steckten die Köpfe zusammen. „So eine Hexe“, murmelte Rose. „Warum genau ist sie mitgereist?“
„Wegen Mrs Koirbet, du weiß doch – “
„Spionin“, nuschelte Rose melodramatisch. Kaithlyns Magen fing an zu knurren. Rose meinte sie sollte sich eine Pause vom Leute kennenlernen nehmen, also gingen sie zum Buffet.
Kaithlyn tat sich Kartoffelpüree, Gemüse und ein Stück Fleisch auf und füllte dann einen weiteren Teller für Harlow. Harlows Augen glänzten bei all den Köstlichkeiten freudig erregt.
Sie kehrten nicht an die große Tafel zurück, sondern suchten sich einen ruhigen Tisch am Rande der Veranstaltung. „Tolle Party“, sagte Rose sarkastisch. Kaithlyn warf ihr einen vielsagenden Blick zu.
„Ich bin froh, dass du hier bist“, sagte sie und tätschelte Harlows Rücken. „Sollte ich ein schlechtes Gewissen haben, weil ich mich verstecke?“
„Nein“, antwortete Rose kurz angebunden. „Dein Großvater sagte, dass die Leute, die dich sehen wollen auch zu dir kommen werden. Wer suchet der findet.“
Rose klopfte ihr aufmunternd auf die Schulter.
„Soll ich dir Nachtisch mitbringen?“, fragte Rose nach einer Weile.
„Nein.“
Kaithlyn schob ihren Teller von sich weg.
„Ich nehme Harlow mit, okay?“
„Mh.“
„Vielleicht gibt es ja Schokokuchen? Den magst du doch…“
Kaithlyn nickte. Sie fühlte sich fehl am Platz. All diese Menschen schienen aus einer ganz anderen Welt zu kommen. Kaithlyn war sich nicht sicher, ob sie dazugehören wollte. Sie beschloss nach draußen zu gehen, um frische Luft zu schnappen. Sie suchte sich einen freien Balkon; genoss die Abwesenheit von neugierigen Blicken. Es dämmerte bereits. Die warme Abendluft streifte ihr Gesicht. Es roch nach Lilien und Rosen. Kaithlyn mochte diesen Duft. Er half zu entspannen; lockte sie in den Garten, der Stille und Einsamkeit verhieß. Über eine schmale Wendeltreppe an der linken Seite des Balkons gelangte sie hinab. Es fühlte sich gut an, sich von den vielen Geräuschen und Menschen zu entfernen. Mit jedem Schritt verspürte sie Erleichterung. Dieser Teil des Gartens wirkte akkurat gepflegt. Das Gras, durch das sie Schritt war gerade gestutzt, die Hecken hatten einen ordentlichen Schnitt, formten Tiere und Menschen. Die grünen Zweige verliehen diesen Statuen aus Blättern und Geäst etwas Lebendiges. Es war als würde sie durch ein Museum schreiten, das die Kunst die Natur zu formen vollendet hatte. Der Weg unter ihren Füßen bestand aus ebenmäßigen, dunklen Steinplatten, in die kleine funkelnde Steine eingelassen waren. Sie erinnerten Kaithlyn an die schönen Mosaike in ihrem Badezimmer. Sie erblickte die hohen Mauern des Labyrinthes und fröstelte leicht. Egal wie friedvoll dieser paradiesische Garten auch war, egal mit welchen Glanz er Kaithlyn auch verzaubern mochte, sie würde inmitten all des Grüns und der Stille immer an Green erinnert werden. Immer . Ihr Weg endete am Ufer eines von Schilf umschlossenen Teiches. Er war klein und so vollkommen rund, dass er
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