Geheimnisse des Himmels
ins Gesicht.
„Karacord Blut“, sagte Melora laut.
„Es ist das verdammte Karacord Blut! Es fließt in Kaithlyns Adern, es hat sie sicher vor dem größten Schaden des Zaubers geschützt.“
„Ja, bestimmt“, antwortete Kaithlyn, um Melora zu besänftigen. Ich bin eine Hayworth , dachte sie. Ich habe keinen Bezug zu den Karacords. Jedenfalls nicht emotional.
Kaithlyn rieb sich die Tränen aus den Augen. Sie wollte nicht weinen. Sie wollte sich nicht so verdammt schwach fühlen, doch genau das war sie, schwach. Sie war einfach weggerannt. Harlow war verletzt worden, Melora und Kaine auch.
„Ist…ist Fye stark?“, fragte sie leise.
Melora stand langsam auf und sah Kaithlyn eindringlich an. Ihre dunklen Haare standen wild durcheinander, ihre Kleidung war schmutzig und wies Spuren von getrocknetem Blut auf, aber ihre Augen funkelten in dem hellen Goldton, der Kaithlyn versicherte, das Melora sich wieder erholt hatte.
„Ich vertraue darauf, dass er Green besiegt.“
Melora sprach ohne einen Zweifel.
Besiegt? Was bedeutete das? Bekämpfen…verletzen…töten? Kaithlyn traute dem rotäugigen Fye alles davon zu. Er hatte ausgesehen wie ein Dämon aus der Hölle. Blutrünstig.
„Fye hatte rote Augen“, sagte Kaithlyn langsam. „Warum?“
Nach all der verstrichenen Zeit war es Mr Roberts, der nun seine Stimme erhob.
„Das waren die Drachenaugen“, sagte er. „Es ist eine besondere Fähigkeit der Magier des Drachenclan. Sie ist eher selten und der Einsatz dieser Kraft zeugt von großer Selbstbeherrschung. Einmal aktiviert kann sie eine gewaltige Waffe sein.“
Die Augen als teuflisches Werkzeug? Na, toll . Sie hoffte, dass ihre Augen niemals so aussehen würden. Sie hoffte, dass sie Fye nie wieder so sehen musste…
„Kann mein…Mr Karacord das auch?“
„Ja. Er war der Erste, der diesen Zustand erreichte. Alles in Ordnung, Miss Hayworth?“, setzte er an, als Kaithlyn den Blick senkte.
„Es sind nur leichte Kopfschmerzen.“
Kaithlyns Herz machte einen turbulenten Sprung in ihre Magengegend.
Nur Kopfschmerzen? NUR KOPFSCHMERZEN?
Es fiel ihr wie Schuppen von den Augen. Damals vor ihrer Abreise in Mrs Koirbets Haus, als sie im Wohnzimmer gewartete hatte und Fye sich ihr vorstellte…wie konnte sie nur vergessen haben was geschehen war? Diese plötzlichen Kopfschmerzen, dann die Bilder, die vor ihren Augen aufgeflackert waren. Eine vermummte Gestalt. Eine Wüste aus Eis und Kälte und ein Schrei. Das konnte nicht sein. Nein. Das konnte einfach nicht sein. Green war die dunkle Gestalt. Er setzte seinen Lähmzauber ein und schuf eine Wüste aus Eis und Kälte und der Schrei, es war Meloras Schrei gewesen, den Kaine und auch Kaithlyn gehört hatten. Alles war eingetroffen, alles geschah, genau wie in den Bildern in ihrem Kopf. Hatte sie dieses Unheil so herauf beschworen? Oder war es so wie Fye gesagte hatte eine Vision ? Hätte sie alles verhindern können, wenn sie ihn nicht angelogen hätte? Kaithlyn schloss die Augen und versuchte sich die Bilder noch einmal ins Gedächtnis zu rufen.
„Vielleicht Nebenwirkungen der Medizin?“, fragte Mr Roberts an niemanden bestimmten gerichtet und legte grüblerisch die Stirn in Falten.
Kaithlyn wusste nicht, was sie tun sollte. Ich kann es ihnen nicht erzählen, nicht ohne mir sicher zu sein, dachte Kaithlyn. Was sollte sie bloß mit dieser Information anfangen?
„Vielleicht wäre es besser, wenn Sie alle in ihre Zimmer gehen. Ich denke wir hätten alle einwenig Ruhe nötig. Zusammen in diesem Raum zu sitzen schafft nur noch mehr Zeit für freie Gedanken und Sorgen“, sagte Mr Roberts zaghaft. Melora fuhr abrupt herum, ihr Körper zitterte schwach, doch sie hielt sich auf den Beinen.
„Glauben Sie ernsthaft, dass wir in unsere Zimmer gehen, wenn Fye noch da draußen kämpft?“
Ihre Stimme bebte vor Entrüstung. Mr Roberts wich überrumpelt zurück. Solche Unverfrorenheit war er nicht gewohnt. Er war ein friedliebender, höflicher Mann, darauf bedacht immer einen freundlichen Ton anzuschlagen.
„Glauben Sie, das –“
Kaithlyn fuhr Melora über den Mund.
„Es war nur gut gemeint, okay?“, sagte sie erschöpft. Melora schien kurz zu überlegen; sie entschied sich mit Schweigen zu antworten. Kaine seufzte. Kaithlyn beobachtete weiter Harlow. Sie regte sich und öffnete langsam die Augen.
„Harlow?“, sagte Kaithlyn sanft.
„K-k-k-kaithlyn…“, murrte sie sehr leise.
Ihre Stimme klang wie ein heiseres Echo In Kaithlyns
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