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Geheimnisse einer Sommernacht

Geheimnisse einer Sommernacht

Titel: Geheimnisse einer Sommernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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sollten. Als er eines Nachmittags mit Annabelle zu einem Juwelier ging und ihr sagte, sie könne sich aussuchen, was sie wolle, schüttelte sie nur hilflos den Kopf beim Anblick all der Diamanten, Saphire und Smaragde, die vor ihr auf dem schwarzen Samttuch ausgebreitet lagen. Nach den Jahren der Einschränkungen, der künstlichen Perlen und dreimal gewendeten Kleider fiel es ihr schwer, plötzlich im Reichtum zu schwelgen.
    „Gibt es denn gar nichts, was dir gefällt?“, drängte Simon und zeigte auf ein Kollier aus weißen und gelben Diamanten, die wie kleine Blüten zusammengesetzt waren. Er hielt es gegen ihren schlanken Hals und bewunderte den Glanz der Steine auf ihrer blassen Haut. „Wie wäre es denn damit?“
    „Dazu haben wir auch die passenden Ohrringe, Madam“, meldete sich der Juwelier eilfertig. „Und ein Armband.“
    „Es ist wirklich wunderschön“, antwortete Annabelle. „Nur …, nun ja, es kommt mir komisch vor, einfach in einen Laden zu gehen und ein Kollier zu kaufen, als sei es nichts anderes als eine Dose Süßigkeiten.“
    Erstaunt über ihre Zurückhaltung sah Simon sie lange an. Während der Juwelier sich taktvoll in die hinteren Räume seines Geschäfts zurückzog, legte Simon das Halsband zurück auf sein Samtbett. Dann nahm er Annabelles Hand und streichelte zärtlich ihre Finger. „Was ist los, Liebling? Wir können auch zu einem anderen Juwelier gehen, wenn dir die Auswahl hier nicht gefällt …“
    „Oh, nein, das ist es nicht. Vermutlich bin ich nur so daran gewöhnt, nichts kaufen zu können. Ich muss erst ganz begreifen, dass es nicht mehr so ist.“
    „Ich bin ganz sicher, dass du dieses Problem bewältigst“, meinte Simon trocken. „Aber ich bin es leid, dich mit diesen falschen Perlen zu sehen. Wenn du dich nicht überwinden kannst, etwas auszuwählen, dann erlaube mir, es für dich zu tun.“ Er entschied sich für zwei Paar Diamantohrringe, das Blumenkollier, ein Armband, zwei lange Perlenketten und einen Ring mit einem runden, fünfkarätigen Diamanten. Erschrocken über solche Extravaganz hatte Annabelle mehrmals versucht, leise zu protestieren, aber Simon hatte nur lachend geantwortet, je mehr sie widerspreche, desto mehr würde er kaufen. Daraufhin hatte sie geschwiegen und mit großen Augen zugesehen, wie die Schmuckstücke in eine kleine, mit Samt ausgelegte Mahagonischatulle gelegt wurden. Nur den Ring steckte Simon ihr an den Finger, stellte fest, dass er zu groß war, und gab ihn dem Juwelier zurück.
    „Was ist mit dem Ring? Wollen wir den nicht auch mitnehmen?“, fragte Annabelle. Sie hielt die Mahagonischatulle fest in der Hand, als sie den Laden verließen.
    Amüsiert zog Simon die Brauen hoch. „Nachdem der Juwelier ihn enger gemacht hat, schickt er ihn ins Hotel.“
    „Und wenn er verloren geht?“
    „Was ist los? Im Geschäft hast du noch so getan, als wolltest du ihn nicht.“
    „Ja, aber jetzt gehört er mir“, erklärte sie so besorgt, dass Simon in lautes Gelächter ausbrach.
    Zu ihrer Erleichterung wurde der Ring noch am selben Abend in einem mit Samt ausgelegten Kästchen ins Hotel geliefert. Während Simon dem Laufburschen eine Münze reichte, stieg Annabelle eilig aus dem Bad, trocknete sich ab und zog ein frisches, weißes Nachthemd über. Als sich Simon von der Tür umdrehte, stand seine Frau direkt hinter ihm, mit strahlenden Augen, wie ein Kind, das sich auf die weihnachtliche Bescherung freut. Unwillkürlich musste er über diesen Anblick lächeln. Ihre Aufregung machte all ihre Anstrengungen zunichte, sich wie eine Dame von Welt zu benehmen. Der Ring funkelte und glitzerte, als Simon ihn aus dem Kästchen nahm und Annabelle an den Finger steckte. Der neue schmiegte sich eng an den schlichten, goldenen Ehering, den er Annabelle zur Hochzeit geschenkt hatte.
    Eine Weile betrachteten sie beide bewundernd den Diamanten an ihrer Hand, dann umarmte Annabelle ihren Mann mit einem Freudenschrei. Bevor Simon reagieren konnte, löste sie sich wieder von ihm und führte barfüßig einen Freudentanz auf. „Herrlich …, guck mal, wie er funkelt! Oh, Simon, geh weg! Ich bin habgierig. Ich weiß es. Es ist mir ganz egal, wenn du es auch erfährst. Oh, ich liebe diesen Ring!“
    Simon fing sie ein und drückte ihren schlanken Körper an sich. „Ich geh nicht weg“, erklärte er. „Ich nutze die Gunst des Augenblicks und hole mir den Lohn für deine Dankbarkeit.“
    „Gern“, rief sie begeistert und gab ihm einen enthusiastischen

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