Geheimnisse einer Sommernacht
gesagt, dass er es nicht wagt, sich ihr noch einmal zu nähern. Aber wenn es mit Hodgeham doch irgendwie Ärger geben sollte, dann möchte ich das während ihrer Abwesenheit regeln. Außerdem hat Jeremy gemeint, dass sie ihm etwas verwirrt vorkommt. Durchaus verständlich, wenn man bedenkt, was sie durchgemacht hat. Eine Reise wird sie bestimmt auf andere Gedanken bringen.“
Je länger Annabelle darüber nachdachte, desto bereitwilliger musste sie zugeben, dass Simons Vorschlag nicht schlecht war. Philippa hatte Erholung dringend nötig. Und wenn Jeremy mit ihr reiste, konnte sie vielleicht auch die Begleitung der Hunts ertragen. Ob Philippa das wollte? Im Moment war sie viel zu verstört, um irgendwelche Entscheidungen zu treffen. Den Plänen, die ihre Kinder für sie machten, würde sie sicherlich zustimmen. „Simon?“, fragte Annabelle unsicher. „Fragst du mich nach meiner Meinung oder erzählst du mir nur, was du bereits entschieden hast?“
Simon sah sie abschätzend an. „Was würde dich eher veranlassen, Ja zu sagen?“ Ihr Mienenspiel verriet ihm die Antwort, und er lachte leise. „Gut, ich frage nach deiner Meinung?“
Annabelle lächelte verschämt und schmiegte sich an seine Schulter. „Wenn Jeremy einverstanden ist, habe auch ich nichts dagegen.“
25. KAPITEL
Annabelle hatte ihren Mann nicht gefragt, wie Bertha und Meredith Hunt die Nachricht über ihre Reisebegleiter aufgenommen hatten. Annabelle wollte es eigentlich auch gar nicht wissen. Für sie war einzig und allein wichtig, dass Philippa weit weg von London war, dass sie alles vergessen konnte, was sie an Hodgeham erinnerte, und ausgeglichen und voller neuer Eindrücke zurückkam. Und vielleicht war eine solche Reise auch für Jeremy nicht schlecht. Er würde sich freuen, einige der fremden Orte, von denen er in Büchern gelesen hatte, mit eigenen Augen zu sehen.
Da ihr nur wenige Tage bis zur Abfahrt ihrer Lieben blieben, versuchte Annabelle sich vorzustellen, was die beiden für eine sechswöchige Unternehmung benötigten. Mit Feuereifer stürzte sie sich auf die Reisevorbereitungen für Mutter und Bruder. Belustigt über die Kaufwut seiner Frau meinte Simon eines Tages, dass man annehmen könnte, die beiden würden nicht in Gasthöfen und Pensionen übernachten, sondern gingen auf eine Expedition in unerforschte Gebiete.
„Das Reisen im Ausland kann manchmal sehr unbequem sein“, belehrte Annabelle ihn, während sie Dosen mit Tee und Biskuits in einen Rucksack packte. Neben ihrem Bett lag ein Stapel kleinerer und größerer Schachteln die sie nach ihrem Inhalt ordnete. Arzneimittel aus der Apotheke, zwei Daunenkopfkissen, Bettwäsche, ein Paket mit Lesestoff und ein Sortiment haltbarer Lebensmittel hatte sie zusammengetragen. „Das Essen auf dem Kontinent ist ganz anders“, sagte sie, während sie ein Glas mit Eingemachtem hochhielt und den Inhalt kritisch begutachtete.
„Stimmt! Im Gegensatz zum englischen soll es Geschmack haben“, erwiderte Simon todernst.
„Und das Klima könnte sehr ungünstig sein.“
„Blauer Himmel und Sonnenschein? Oh, ja, dem wollen sie ganz bestimmt aus dem Weg gehen.“
Für seine spöttischen Bemerkungen erntete er ein unwilliges Stirnrunzeln. „Musst du mir unbedingt zuschauen?
Hast du nichts anderes zu tun?“
„Nein, im Schlafzimmer nicht.“
Annabelle verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn herausfordernd kokett an. „Es tut mir leid, Mr. Hunt, Sie müssen Ihre niedrigen Gelüste bezwingen. Vielleicht haben Sie es ja noch nicht bemerkt: Die Flitterwochen sind vorbei!“
„Die Flitterwochen sind dann vorbei, wenn ich es will“, erklärte Simon ihr, warf sie aufs Bett und verschloss ihre Lippen mit einem leidenschaftlichen Kuss. „Du hast keine Chance, wie du merkst.“
Kichernd schlug sie heftig um sich, bis sie sich nicht mehr wehren konnte, weil er auf ihr lag. „Ich muss noch weiter packen“, protestierte sie, als er zwischen ihre Schenkel rutschte. „Simon …“
„Weißt du eigentlich schon, dass ich Knöpfe mit den Zähnen öffnen kann?“
Glucksend versuchte sie sich ihm zu entwinden, als er sich ihrer Bluse zuwandte. „Keine besonders gute Technik, oder?“
„Aber nützlich in gewissen Situationen. Komm, ich zeig es dir…“
An diesem Tag wurde nur noch wenig eingepackt.
Aber schließlich kam der Zeitpunkt, an dem Annabelle neben Simon an der Tür ihres Elternhauses stand und der Kutsche nachsah, in der Mutter und Bruder saßen. Sie bog um die
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