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Geheimnisse einer Sommernacht

Geheimnisse einer Sommernacht

Titel: Geheimnisse einer Sommernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Meine Geschäftspartner werden Ihnen aber bestätigen, dass sie für ihre Investitionen immer reichlich belohnt worden sind.
    Und meine Mitarbeiter erhalten gemessen am allgemeinen Standard einen guten Lohn. Und was Doppelzüngigkeit angeht … Ich denke, es ist recht offensichtlich, dass ich das gegenteilige Problem habe. Ich bin ehrlich – so ehrlich, dass es in dieser zivilisierten Gesellschaft fast schon nicht mehr entschuldbar ist.“
    Annabelle wusste nicht recht, warum, aber irgendwie musste sie über den schlecht erzogenen Halunken grinsen. Sie rutschte vom Tisch ünd strich ihren Rock glatt. „Ach, ich verschwende doch nicht länger meine Zeit, Ihnen zu erklären, wie man sich höflich benimmt. Es ist ja offensichtlich, dass Sie gar nicht daran interessiert sind.“
    „Sie haben Ihre Zeit nicht verschwendet“, sagte er, während er um den Tisch ging. „Ich werde gründlich darüber nachdenken, mein Benehmen zu ändern.“
    „Lassen Sie es!“ Ein Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. „Ich fürchte, Sie sind ein hoffnungsloser Fall. Und wenn Sie mich nun entschuldigen wollen. Ich möchte nämlich meinen Spaziergang durch den Park fortführen. Einen schönen Tag noch, Mr. Hunt.“
    „Darf ich Sie begleiten?“, bat er leise. „Sie können mich noch weiter unterrichten. Ich will auch zuhören.“
    Frech rümpfte Annabelle die Nase über ihn. „Nein, das werden Sie nicht.“ Dann entfernte sie sich eilig über den Kiesweg und wusste genau, dass er ihr nachstarrte, bis sie im Obstgarten zwischen den Birnbäumen verschwunden war.

6. KAPITEL
    Kurz vor dem Abendessen desselben Tages traf Annabelle in der Empfangshalle auf Lillian und Daisy. In dem großen Raum, in dem Tische und Stühle in kleinen Gruppen beieinanderstanden, hatten sich bereits viele der Gäste eingefunden, machten sich miteinander bekannt oder waren einfach erfreut, sich wiederzusehen.
    „Ich wusste doch, dass dir das Kleid viel besser steht als mir“, rief Lillian, umarmte die neue Freundin ausgelassen und hielt sie dann auf Armeslänge von sich ab, um sie zu bestaunen. „Was für ein Kreuz, mit jemandem befreundet sein zu müssen, der so hinreißend aussieht.“
    Annabelle trug eines ihrer neuen Kleider – aus gelber Seide mit weitem Tüllüberrock, der mit winzigen, seidenen Veilchensträußen gerafft war. Ihr Haar hatte sie im Nacken zu einem kunstvoll geflochtenen Zopf aufgesteckt. „Ich habe viel? Fehler“, gestand Annabelle lächelnd.
    „Wirklich? Und welche?“
    Annabelle grinste spitzbübisch. „Ich gebe nur zu, was du bereits bemerkt hast.“
    In Daisys braunen Augen blitzte der Schalk. „Lillian erzählt allen Leuten ihre Schwächen“, verkündete sie. „Meine Schwester ist richtig stolz auf ihre Fehler.“
    „Ja, ich besitze ein ungezügeltes Temperament“, bekundete Lillian selbstgefällig. „Und fluchen kann ich wie ein Seemann.“
    „Und wer hat dir das denn beigebracht?“, wollte Annabelle wissen.
    „Meine Großmutter. Sie war Weißwäscherin. Mein Großvater war der Seifenmacher, bei dem sie die Seifen kaufte.
    Ihr Arbeitsplatz lag in der Nähe der Docks, und so bestand ihre Kundschaft größtenteils aus Matrosen und Dockarbeitern, die ihr so vulgäre Ausdrücke beibrachten, dass sich dir die Nackenhaare sträuben würden, wenn ich die wiederhole.“
    Annabelle lachte herzhaft. Die beiden Mädchen waren stets zu Streichen aufgelegt, und obwohl sie ganz anderes waren als alle anderen Bekannten Annabeiles, machte ihr der Umgang mit den beiden richtig Spaß. Allerdings konnte sie sich schlecht vorstellen, dass Lillian und Daisy sich in der Rolle als Ehefrau eines englischen Peers glücklich fühlen würden. Die meisten Mitglieder des Hochadels wollten eine Frau heiraten, die ernst, vornehm und zurückhaltend war – eine Frau eben, deren einziges Ziel es war, ihren Ehemann zum Zentrum der bewundernden Anerkennung zu machen. Wie erfrischend die Gesellschaft der Bowman-Schwestern auch sein mochte, so dachte Annabelle doch daran, dass es für jede von ihnen schade sei, wenn sie ihren unschuldigen Übermut unterdrücken mussten, der sie so faszinierend machte.
    Plötzlich erblickte Annabelle Evie, die so verschreckt wie ein Mäuschen, das in einem Sack junger Katzen gelandet war, in den Raum trat. Ihre Miene entspannte sich erst wieder, als sie Annabelle und die Bowman-Schwestern entdeckte. Sie sagte etwas zu ihrer sauertöpfisch dreinblickenden Tante, die sie begleitete, und näherte sich lächelnd den

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