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Geheimnisse einer Sommernacht

Geheimnisse einer Sommernacht

Titel: Geheimnisse einer Sommernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Vorfreude auf das Bad im Teich laut quakend an ihr vorbeimarschierten. Es war ein so komisches Bild, dass Annabelle lachen musste.
    Doch dann hörte sie das Knirschen von schweren Stiefeln auf dem Kies. Es war ein Mann, der wahrscheinlich von einem Waldspaziergang zurückkam.
    Annabelle stockte der Atem. Simon Hunt, dachte sie schockiert. Den hatte sie wahrhaftig nicht auf Stony Cross erwartet. Für sie war er verbunden mit städtischem Leben und Abendgesellschaften. Sonst war sie ihm nie begegnet. Doch nun bei Tageslicht, an einem sonnigen Nachmittag, hatte sie das Gefühl, eine völlig andere Person zu treffen. Seine breitschultrige Statur wirkte im eng geschnittenen Abendanzug eher unvorteilhaft, im grob gewebten Jagdrock mit offenem Hemdkragen und ohne Krawatte passte alles zusammen. Er wirkte noch dunkler als gewöhnlich, schien sich viel an der frischen Luft aufgehalten zuhaben, denn sein Gesicht hatte einen bernsteinfarbenen Teint. Das kurz geschnittene Haar glänzte in der Sonne, die dicken Locken schimmerten bräunlich schwarz. Im Sonnenlicht waren seine harten Gesichtszüge besonders auffällig und die wenigen weichen Merkmale in seinem Gesicht – dichte, dunkle Wimpern und die sinnliche, wulstige Unterlippe – umso augenfälliger und interessanter.
    Hunt und Annabelle starrten einander sprachlos und seltsam berührt an, so als ob einer eine Frage gestellt hätte, auf die keiner von ihnen eine Antwort wusste.
    Als die Stille unangenehm lang zu werden drohte, ergriff Hunt schließlich die Initiative. „Hübsch klingt das“, sagte er leise.
    Annabelle sah ihn verwirrt an. „Was?“
    „Ihr Lachen.“
    Annabelle spürte einen kurzen, scharfen Stich in der Brust, der weder Schmerz noch Freude bedeutete. Ähnliches hatte sie noch nie zuvor verspürt. Ganz unbewusst legte sie ihre Finger auf die Stelle. Hunts Blick fiel auf ihre Hand und glitt dann wieder langsam hinauf zu ihrem Gesicht. Er trat näher an den Steintisch und verringerte so ein wenig die Distanz zu ihr.
    „Ich hatte nicht erwartet, Sie hier zu treffen.“ Es war irritierend, wie er sie eingehend von oben bis unten musterte.
    „Aber natürlich, es ist der richtige Ort für eine Frau in Ihrer Situation.“
    Annabelle betrachtete ihn argwöhnisch. „In meiner Situation?“
    „Sie versuchen doch, sich einen Mann zu angeln.“
    Annabelle warf ihm einen hochmütigen Blick zu. „Ich versuche niemanden zu angeln, Mr. Hunt.“
    „Den Köder auslegen, die Angel auswerfen, die unachtsame Beute einholen, bis sie japsend vor ihnen an Deck liegt.“
    Sie sah ihn streng an. „Sie können ganz beruhigt sein, Mr. Hunt, ich habe nicht vor, Ihnen Ihre kostbare Freiheit zu nehmen. Sie wären der Allerletzte auf der Liste.“
    „Was für eine Liste?“, fragte er. Annabelle schwieg und Hunt beobachtete Sie. „Aha“, meinte er schließlich, „haben Sie etwa eine Liste aller infrage kommenden Junggesellen gemacht?“ In seinen Augen glitzerte es amüsiert.
    „Ich bin wirklich erleichtert, dass ich nicht im Rennen bin. Ich habe nämlich beschlossen, um jeden Preis die Fallstricke einer Ehe zu vermeiden. Dennoch bin ich neugierig … Wer steht denn ganz oben auf der Liste?“
    Annabelle verweigerte die Antwort. Obwohl sie es hasste, auf diese Art ihre Nervosität zu zeigen, konnte sie sich nicht beherrschen und musste mit dem Fingernagel das Wachs rund um den dicken Kerzenstummel abkratzen.
    „Westcliff sicherlich“, mutmaßte Hunt.
    Annabelle, die halb auf dem Tisch saß, dessen uralte, glänzende Steinplatte von der Sonne erwärmt war, gab einen ärgerlichen Laut von sich. „Ganz bestimmt nicht. Den Earl würde ich nicht heiraten, selbst wenn er mich auf Knien darum bäte.“
    Hunt lachte herzlich über die allzu offensichtliche Lüge. „Ein Lord von uraltem Adel und mit seinem Vermögen?
    Sie würden doch vor nichts zurückschrecken, um ihn zu bekommen.“ Zwanglos setzte er sich auf die andere Seite des Tisches. Annabelle nahm sich zusammen. Sie wollte ihm nicht zeigen, dass er ihr zu nahe kam. Für gewöhnlich galt bei einem Gespräch zwischen einer Dame und einem Gentleman das unausgesprochene Einverständnis, dass der Gentleman gewisse Dinge niemals tun würde …, zum Beispiel die Dame irgendwie zu erschrecken oder zu beleidigen. Aber bei Simon Hunt gab es solche Sicherheiten nicht.
    „Weshalb sind Sie denn hier?“, lenkte sie ab.
    „Ich bin ein Freund von Westcliff“, antwortete er ohne Zögern.
    Annabelle konnte sich schwer

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