Geheimnisvoll Vertrauter Fremder - Historical Bd 274
venezianischen Feste recht wild.“
Er neigte den Kopf, drehte sich um und ließ sie allein zurück. Kathryns Wangen brannten. Hatte sie sich verraten? Hatte er das Begehren in ihren Augen gesehen? Oh, was für eine Närrin sie war! Ihr gefiel weder, was er war, noch was er tat. Also, wie konnte sie derart intensive Gefühle empfinden, wenn er sie ansah?
Kathryn wählte ein weißes Seidenkleid aus, das mit schwarzen Schleifen geschmückt war. Ihre Maske, für die sie sich am Ende entschied, war in denselben Farben bemalt wie ihr Gewand, nur dass sie noch einige silberne Verzierungen aufwies. Sie bedeckte die obere Hälfte ihres Gesichts und wurde mit Bändern gehalten. Und ihr Umhang war aus feinem, weichem Samt gefertigt und fühlte sich herrlich warm an, denn obwohl die Sonne am Tage geschienen hatte, war die Nachtluft sehr kühl.
Sie wartete unten in einem der Salons, als Michael kam, um sie abzuholen. Er trug ein schwarz-weißes Harlekinkostüm, das perfekt zu ihrem Kleid passte. Darin wirkte er wie ein Höfling aus dem Bilderbuch. Der Mann sah unverschämt gut aus, und seine dunklen Haare und Augen genügten, um die Herzen der meisten Damen in Aufruhr zu versetzen. Kathryn fragte sich, warum sie nicht mehr für ihn empfinden konnte, denn er war wesentlich freundlicher und höflicher als sein Kommandant.
„Wir geben ein hübsches Paar ab, Sir“, bemerkte sie und machte vor ihm einen Knicks.
„Ihr seid wunderschön, Mistress Rowlands“, sagte er. „Ich bin nur ein einfacher Schiffskapitän, aber Ihr seid eine Dame und steht weit über mir.“
Kathryn wusste nicht, wie sie ihm antworten sollte. Seine Worte überraschten sie, da sie etwas viel Tieferes und Stärkeres als eine einfache Freundschaft anzudeuten schienen. Sie lächelte und reichte ihm die Hand, wobei sie errötete, als er diese an seine Lippen führte. Anschließend begleitete er Kathryn zum Vordereingang des Palazzos hinaus und die Stufen hinunter zu der wartenden Gondel.
„Ich dachte, dass Ihr vielleicht noch ein wenig die Stadt bewundern möchtet, bevor wir uns am Markusplatz unter die Feiernden mischen“, sagte er. „Denn dieser Abend ist ein einziges Fest, und alle Gebäude sind herausgeputzt.“
Kathryn ließ sich von ihm in das Boot helfen. Der Gondoliere ruderte sie durch die schmalen Kanäle, die von zahllosen winzigen Laternen und Fackeln erleuchtet und mit Bändern, Blumen und Fahnen geschmückt waren.
Als sie den Markusplatz erreichten, war er bereits voller Menschen. Es wurde Musik gespielt, und einige Leute tanzten, alle waren kostümiert und trugen Masken. Manche von diesen waren sehr exotisch und ähnelten Tierköpfen oder Fabelwesen, andere wirkten traurig oder komisch, die meisten jedoch waren eher schlicht.
Sie tanzte dreimal mit Michael, dann stellte sie sich an den Rand der Menge und sah den anderen Paaren beim Drehen und Herumwirbeln zu, während er ihr ein kühles Getränk mit süßen Früchten brachte. Sie nippte daran und stellte das Glas genau in dem Moment ab, als jemand ihren Arm ergriff und sie wieder in den Strom der Tanzenden gezogen wurde. Ihr Herz raste bei dem Gedanken, es könnte ein neuer Entführungsversuch sein, doch als sie zu dem maskierten Mann hochblickte, erkannte sie ihn.
„Amüsiert Ihr Euch, Madonna?“
„Ja, sehr“, erwiderte sie. „Ich dachte, Ihr wärt zu beschäftigt, um mit uns zu kommen?“
„Meine Angelegenheiten waren schneller erledigt, als ich dachte“, erklärte Lorenzo mit einem Lächeln. Seine Maske war ebenso einfach wie ihre und bedeckte auch nur die obere Hälfte seines Gesichts. Aber er war ganz in Schwarz gekleidet, nur die Schärpe um seine Taille war silbern. „Ich dachte, ich schaue mir einmal selbst an, was in dieser geheimnisvollen Nacht geschieht.“
„Warum geheimnisvoll?“
„Kennt Ihr nicht die Legende des Siebenten Mondes?“
Kathryn schüttelte den Kopf, ihre Augen wurden groß vor Neugier. „Was ist der Siebente Mond?“
„Man sagt, dass eine Jungfrau, die den vollen Mond ohne Fehl sieben Nächte lang in einer Wasserschale betrachtet, in der letzten Nacht das Gesicht ihres Liebsten sieht – und des Morgens soll sie keine Jungfrau mehr sein.“ Er sprach in einem neckenden Tonfall, der sie zum Lachen brachte. „Habt auch Ihr nach dem Antlitz Eures Liebsten gesehen, Madonna? Und natürlich frage ich mich, zu wem es wohl gehören könnte.“
„Oh!“ Kathryn spürte, wie ihre Wangen heiß wurden. Sie blickte hastig weg, denn sie wusste nicht,
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