Geheimnisvoll Vertrauter Fremder - Historical Bd 274
geschehen war. Das hatte aber auch damit zu tun, dass kaum Nachrichten über diesen Krieg zu ihr durchdrangen.
„Elizabeta!“, rief Adriana Botticelli. „Ihr seid ganz abscheulich kokett. Wenn ich Euer Gemahl wäre, so würde ich Euch schlagen.“
„Wenn Marco nicht so langweilig wäre, müsste Elizabeta nicht Caius Antonio schöne Augen machen“, kicherte Isabella Rinaldi. Sie war die jüngste der anwesenden Damen und unverheiratet. „Wenn mein Vater für mich einen dicken alten Händler zum Mann wählt, nehme ich mir auch einen Liebhaber.“ Sie wedelte arglos mit ihrem Fächer, und ihre Augen leuchteten schelmisch. „Ich hoffe, dass er jemanden wie Euren Gemahl aussucht, Kathryn. Wäre ich an Eurer Stelle, so würde ich vor Glück sterben.“
„Aber die arme Kathryn war erst ein paar Stunden verheiratet, als ihr Mann sie wieder verlassen hat“, wandte Elizabeta ein. „Habt Ihr noch immer nichts von ihm gehört, Kathryn?“
„Gar nichts. Lorenzo ist immer so beschäftigt. Er wird kommen, wenn er es für richtig hält.“ Sie blickte auf, als ihre Anstandsdame in den Salon trat. „Geht es Eurem Kopf besser, Veronique?“
„Viel besser, Kathryn, danke.“ Madame de Bologna setzte sich ans Fenster und wollte gerade ihre Stickerei aufnehmen, als sie jemanden sah, der sich der Villa näherte. „Oh, ich glaube, wir bekommen Gesellschaft“, sagte sie. „Meiner Treu, es ist Signor Santorini. Kathryn, Euer Gemahl ist hier!“
„Lorenzo ist hier?“ Kathryns Herz setzte einen Schlag aus. „Seid Ihr Euch sicher, dass er es ist, Veronique?“
„Ja, ganz sicher.“
Kathryns erster Impuls war, ihm entgegenzulaufen, aber sie unterdrückte das Verlangen und tat, als arbeite sie weiter an ihrer Näherei. Sie durfte sich nicht verraten. Lorenzo würde nicht wollen, dass sie bei seiner Rückkehr zu viele Gefühle zeigte. Er hatte sie aus Mitleid geheiratet. Er wollte keine Frau, die Liebe forderte.
„Wir sollten gehen“, stellte Elizabeta fest. Sie spürte die Gefühle, die Kathryn zu verbergen suchte. „Euer Ehemann wird mit Euch alleine sein wollen.“
Kathryn schüttelte den Kopf, aber die übrigen Damen waren bereits Elizabetas Beispiel gefolgt. Sie verließen geschlossen den Raum, Veronique im Schlepptau. Kathryn blieb, wo sie war. Ihr Herz klopfte so heftig, dass es wehtat. Sie konnte hören, wie ihre Freundinnen miteinander redeten und lachten, dann vernahm sie die tieferen Klänge einer Männerstimme.
Ihr Puls raste, als Lorenzo in den Salon trat. Er ließ seinen Blick an ihr herunterwandern, als suche er etwas, irgendein Zeichen, aber sie wusste nicht, was er von ihr wollte.
„Geht es dir gut, Kathryn?“
„Ja, Lorenzo. Ich bin froh zu sehen, dass du wieder hier bist. Ich war in Sorge, ob du sicher zurückkehren würdest. Wir haben nur wenige Neuigkeiten über den Krieg gehört.“
„Das liegt möglicherweise daran, dass es auch kaum Neuigkeiten gibt. Die Türken haben Famagusta und weiterhin Nikosia eingenommen. Die Liga sprach davon, eine Blockade über Rhodos zu verhängen, aber als Zypern gefallen war, wurde der Plan aufgegeben. Doria hat beschlossen, auf Sizilien zu überwintern. Ich zog es vor, nach Rom zurückzukehren, denn ich muss Galeeren reparieren lassen und Proviant aufstocken, und das kann ich hier besser.“
„Ich bin froh, dass du gekommen bist.“
„Bist du das, Kathryn?“ Sein Ausdruck war ernst, als er sie eindringlich ansah.
„Ja. Das musst du doch wissen.“
„Es wird guttun, eine Weile hier bei dir zu sein. Wir werden lange auf See ausharren müssen, wenn wir im Frühjahr wieder die Anker lichten.“
Sie stand auf und ging zum Tisch hinüber, wo ein Tablett mit Gläsern, Weinkaraffen und Fruchtsäften für ihre Gäste bereitgestellt worden war. Sie nahm einen tiefen Atemzug, um ihre schwachen Nerven zu beruhigen, dann wandte sie sich um und blickte ihn an.
„Darf ich dir etwas Wein einschenken?“
„Ja, danke.“ Er stand da und sah ihr zu, wie sie den Wein kredenzte und ihm brachte. „Was hast du getan, während ich fort war?“
„Ich habe mich mit den Damen angefreundet, die du vorhin gesehen hast. Sie haben mich mit zum Einkaufen genommen und mich in ihre Häuser eingeladen.“
„Also warst du nicht unglücklich?“
Sie hatte ihn furchtbar vermisst und viele einsame Stunden in der Villa und den Gärten verbracht und sich nächtelang in den Schlaf geweint, aber das würde sie ihm nicht sagen. Er wollte keine Frau, die sich an ihn klammerte und
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