Geheimnisvoll wie der Orient
auf den Hauch von einem Umhang und antwortete schließlich: „Dann lieber gar nichts.“
Tair zuckte auf seine unnachahmliche Art die Schultern. „Wie du willst.“
„Gut, also dann …“
„Mir persönlich macht es nichts aus, doch die etwas konservativer Gesinnten haben möglicherweise etwas dagegen einzuwenden, dass du hier nackt herumläufst.“
„Du weißt ganz genau, dass ich nicht vorhabe, unbekleidet vors Zelt zu treten“, erwiderte sie und ärgerte sich, dass sie schon wieder errötete.
Sein Blick glitt langsam von ihrem schmalen Nacken über den Hals bis zu ihren Brüsten. „Als Mann darf man sich auch einmal seinen Fantasien hingeben.“ Nie hatte er damit gerechnet, dass seine Träume von einer unerfahrenen jungen Frau erfüllt werden würden, deren Zunge so scharf wie ihre Haut zart war.
Molly wusste, es war nur eine Redensart, gleichwohl genoss sie die Vorstellung, dass seine geheimen Fantasien sich um sie rankten.
„Der Gedanke erregt mich.“Seine Miene nahm einen begehrlichen Ausdruck an, und seine tiefblauen Augen leuchteten.
„Und ich finde die Vorstellung abstoßend“, sagte sie rasch. „Nie würde ich nackt vor einem Mann herumlaufen.“ Ich verfüge weder über das nötige Selbstvertrauen noch über einen umwerfenden Körper, den ich zur Schau stellen möchte, dachte sie verzagt.
„Das will ich auch hoffen. Aber es würde mir gefallen, wenn du es vor mir tätest.“
Ihr lag bereits eine Erwiderung auf der Zunge, doch als sie seinen Gesichtsausdruck sah, der Verlangen spiegelte, schwieg sie.
„Männer haben nun mal einen ausgeprägten Jagdtrieb“, bemerkte sie schließlich.
„Ich weiß, dass du nicht aus persönlicher Erfahrung sprichst.
„Willst du damit sagen, kein Mann würde sich für mich interessieren?“
Sie merkte sofort, dass sie ihn mit ihren Worten verärgert hatte. „In diesen beigefarbenen Sachen bestimmt nicht“, bestätigte er auch prompt. Dann betrachtete er sie ernst. „Ich weiß nicht, warum du so hart gegen dich selbst bist. Du versteckst deine Schönheit unter übergroßen Kleidern, du bindest dein wundervolles Haar zu einem schlichten Knoten zusammen. Und dennoch ist deine Sinnlichkeit unübersehbar. Und du hast nicht ganz unrecht, was Männer und die Jagd angeht. Wir sind tatsächlich darauf programmiert, und manchmal ist die Phase des Kennenlernens erregender als das, was darauf folgt. Aber nicht in deinem Fall. Du bist eine wundervolle Frau, und nie zuvor war die Liebe für mich so erfüllend.“ Damit drehte er sich um, ging aus dem Zelt und ließ Molly zutiefst erschüttert zurück.
Der mit Perlen bestickte Saum des seidenen Gewands schwang beim Gehen elegant um ihre Beine. Das Material fühlte sich kühl und sinnlich auf ihrer nackten Haut an. Vielleicht bildete sie es sich auch nur ein, aber Molly hatte den Eindruck, plötzlich ganz anders auszuschreiten und sich in den Hüften zu wiegen.
Während sie noch darüber nachdachte, was es letztlich war, das ihre Sinnlichkeit geweckt hatte, der Stoff, der beim Gehen ihre bloßen Beine umspielte, oder die Erlebnisse der letzten Nacht, entdeckte sie in einiger Entfernung eine unverwechselbare große und schlanke Gestalt.
Schlagartig vergaß sie alles andere, selbst ans Atmen dachte sie nur noch sporadisch.
Er sieht göttlich aus.
Er ist mein Geliebter.
Aber nicht mein Ehemann.
Sie hatte die Hände so fest zu Fäusten geballt, dass ihre Nägel halbmondförmige Abdrücke in ihren Handflächen hinterließen, während sie wie angewurzelt dastand und zu Tair hinüberblickte.
Er unterhielt sich gerade mit einem Mann, der zwei Pferde an kurzen Führstricken hielt. Beide Tiere scharrten unruhig mit den Hufen, während der Beduine lauthals über eine Bemerkung Tairs lachte.
Unvermittelt, als spürte er ihren Blick, drehte Tair abrupt den Kopf und sah in Mollys Richtung. Aus der Entfernung konnte sie seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen, doch selbst aus der Nähe hätte seine Miene nicht viel verraten, denn er trug eine dunkle Designersonnenbrille.
Bewegungslos blickte er zu ihr herüber, und Mollys Herz machte einen Hüpfer.
Um sie herum herrschte rege Betriebsamkeit. In ihrem Inneren aber breitete sich eine große Stille aus, und sie fühlte sich völlig entrückt. Sie kehrte erst in die Realität zurück, als eines der Pferde, durch ein Geräusch erschreckt, unruhig zu tänzeln begann. Nervös beobachtete sie das Schauspiel. Während der Beduine sich bemühte, das zweite Tier zu
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