Geheimnisvoll wie der Orient
doch gesagt, Tariq und Khalid sind meine Halbbrüder.“
„Jetzt sag endlich die …“ Sie spürte die plötzliche Anspannung in seinem Körper. „Mein Gott, es ist möglich. Susan Al Kamal, die Frau, die sich vom König scheiden ließ … Hat sie wieder geheiratet?“
Molly nickte.
„Und du bist ihre Tochter?“
Molly schmiegte sich an ihn, atmete den warmen Duft seines Körpers ein. „Das ist alles sehr heikel und ein wenig unangenehm für die Al Kamals. Deshalb wollten sie es nicht an die große Glocke hängen.“
Er stöhnte auf und fluchte leise in seiner eigenen Sprache. „Was habe ich nur getan?“
„Du hieltest dich die ganze Zeit für allwissend“, neckte sie ihn. Dann fuhr sie ernster fort: „Spielt es denn eine Rolle, wer meine Mutter war?“
Er umfasste ihr Kinn und bog ihren Kopf zu sich. „Verstehst du denn nicht? Es war für dich das erste Mal.“ Er ließ sich mit einem lauten Stöhnen auf den Rücken fallen und breitete die Arme aus.
„Stimmt, ich hatte noch keine Erfahrung.“ Molly ließ ihren Blick über seinen athletischen Körper gleiten, bevor sie sich zur Seite drehte und sich auf dem Ellbogen abstützte.
„Du warst noch Jungfrau.“
„Du hast nichts getan, was ich nicht wollte, selbst wenn es für mich das erste Mal war.“ Sie wusste: Intuitiv hatte er gespürt, wie er ihr Lust bereiten und sie über die Schwelle führen konnte. „Sieh mich doch an!“
„Das tue ich ununterbrochen.“ Er glaubte, den Blick nie mehr von ihr abwenden zu können. „Dir muss schließlich klar sein, welche Konsequenzen das hat. Tariq ist dein Halbbruder. Du hast unter dem Schutz der königlichen Familie gelebt, und ich habe dich entführt.“
„Wir müssen es nicht so darstellen. Ich werde Tariq sagen, ich sei freiwillig mitgekommen, so wie du es in dem Brief geschrieben hast.“
Ein gequältes Lachen entfuhr ihm. „Glaubst du wirklich, das würde etwas ändern? Du bist nicht irgendeine Frau. Ansonsten würde ich dich zu meiner Geliebten machen.“ Das war bis vor dreißig Sekunden noch sein Plan gewesen. „Doch das geht jetzt natürlich nicht mehr.“
„Habe ich in der Angelegenheit vielleicht auch ein Wörtchen mitzureden?“ Er verhielt sich so, als würde ein Wort von ihm genügen, und sie würde alles stehen und liegen lassen und ihr bisheriges Leben für ihn aufgeben.
Tairs Miene hatte einen konzentrierten Ausdruck angenommen, und er reagierte überhaupt nicht auf ihre bissige Frage. „Wir müssen natürlich heiraten.“
Sie betrachtete seine Gesichtszüge, sah, dass er blass geworden war und äußerst angespannt wirkte. „Das ist nicht dein Ernst?“
„Ich war in meinem ganzen Leben nie ernster.“
Molly schüttelte den Kopf, schob die seidene Zudecke beiseite und schwang die Beine aus dem Bett. Sie zitterte. Wie sollte sie diesem Mann, der eindeutig noch in einem längst vergangenen Jahrhundert lebte, beibringen, dass heute andere Regeln galten? Sie bemühte sich, ruhig zu sprechen.
„Sei nicht so verbohrt. Ich kann dich nicht heiraten. Wir kennen uns kaum, du liebst mich nicht einmal und …“
Ungehalten fiel er ihr ins Wort: „Um Liebe geht es dabei nicht.“
Genau die richtige Formulierung für einen Heiratsantrag. Ungläubig starrte sie ihn an.
„Das Ganze ist eine Sache der Ehre.“
„Deiner Ehre vielleicht, nicht meiner. Ich lebe nämlich im einundzwanzigsten Jahrhundert.“
Kopfschüttelnd fuhr er fort: „Ich weiß, es klingt ungewöhnlich, und wir haben es beide nicht so geplant, aber du wirst dich wohl oder übel an den Gedanken gewöhnen müssen.“
„Hast du mir überhaupt zugehört?“
„Es gibt Frauen, die meinen Antrag nicht vorschnell ablehnen würden.“
„Ich bin keine von denen.“ Die Erregung trieb ihr die Röte ins Gesicht.
„Du bist meine Frau …“
„Sei nicht albern.“
Ihre kindische Weigerung, den Ernst der Lage zu erkennen, frustrierte ihn. „Werd’ erwachsen, Molly. Keiner von uns hat es darauf angelegt. Aber wir müssen die Konsequenzen für unser Verhalten tragen. Glaubst du, ich bin glücklich über diese Situation?“, schrie er plötzlich und zeigte ihr damit, dass er längst nicht so gelassen an die Sache heranging, wie er vorgab.
„Vielen Dank! Vor ein paar Minuten hatte ich noch den Eindruck, als seist du sehr glücklich über deine Lage!“
Er warf ihr einen verärgerten Blick zu. „So habe ich das nicht gemeint. Man hat immer von mir erwartet, dass ich eines Tages mit der Wahl meiner Ehefrau den
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