Geheimnisvolle Beruehrung
Erinnerungen dauerhaft zu schädigen, gilt dein Argument nicht mehr, er sei lebendig nützlicher als tot.«
Deshalb brauchte sie ja sein Versprechen. »Vergiss es. Ich will seinen Tod nicht auf dem Gewissen haben.«
Kurze Pause. »Ich werde nur zurückkehren und ihn töten, wenn er sich noch einmal als Bedrohung erweist.«
»Das kann ich akzeptieren.« Sie hielt den Atem an, als er mit der Schulter die Innenseite der Schenkel berührte. Just in dem Augenblick klingelte sein Handy.
Er meldete sich und hörte zu. »Wann?« Pause. »Ich werde kommen.« Er steckte das Handy wieder ein.
»Eine Besprechung?«, fragte sie und massierte ihn wieder, denn vor der Auseinandersetzung hatte es ihm offensichtlich gefallen. »Muss ein wichtiges Geschäft sein, wenn es deine persönliche Anwesenheit erfordert.«
»Ist nichts Geschäftliches.« Kaleb legte den Kopf zur Seite, damit Sahara eine Stelle erreichen konnte, an der die Muskeln besonders fest waren. Keinen anderen hätte er so nah an seine Kehle herangelassen. Nur Sahara. »Fester«, sagte er und knöpfte das Hemd weiter auf, damit sie die bloße Haut erreichen konnte.
»So?« Eine leise Frage, als sie genau den richtigen Druck anwandte.
»Hmm.« Mit geschlossenen Augen strich er mit dem Daumen über ihren Knöchel, vollkommen entspannt. In diesen Zustand geriet er nur mit Sahara, und bislang auch nur nach Sex mit ihr.
»Im Bad vom Baumhaus steht ein kleines Fläschchen mit Öl«, sagte Sahara leise und fuhr mit den sinnlichen Berührungen fort, bei denen selbst der Teil von ihm, der in der dunklen Leere lebte, sich faul der Länge nach ausstreckte. »Es gehört zu den Toilettenartikeln, die sie mir hingestellt haben. Kannst du es holen?«
Nachdem sie ihm telepathisch ein Bild des Fläschchens und des genauen Standorts geschickt hatte, fiel es ihm nicht schwer, es zu holen. Schon erfüllte der Duft von Vanille die Luft, doch er spürte Saharas Hände nicht mehr. »Zieh das Hemd aus, damit es kein Öl abbekommt.«
Kaleb mochte sich nicht bewegen, doch er tat, worum sie ihn gebeten hatte. Als Belohnung spürte er wieder die warmen Hände, die durch das Öl leichter über die Haut glitten, die Muskeln tiefer bearbeiteten. Bestimmte Körperempfindungen konnten offenbar süchtig machen. Doch nur, wenn Saharas Schenkel an seinen Schultern lagen, und ihre Stimme ihm zuflüsterte, wie lustvoll es war, ihn zu berühren.
»Bist du eigentlich auch auf den Rebellen ›das Gespenst‹ gestoßen, als du dich neulich im Internet informiert hast?«, fragte er ein paar Minuten später, bevor die zunehmende Erregung ihm noch den Kopf vernebelte.
»Willst du gerade jetzt über Politik sprechen, da ich dich doch nach allen Regeln der Kunst verführen will?«
Er zog die lachende Sahara von der Liege auf seinen Schoß. »Du musst mich nicht verführen.« Er gehörte ihr. Auf immer und ewig. »Allerdings macht es großen Spaß.« Körperliche Intimität besaß doch mehr Nuancen, als er bislang angenommen hatte – für ihn war sie immer mit Sex verbunden gewesen.
Saharas Mundwinkel hoben sich. »Dann werde ich weitermachen.« Ein langer Kuss, ebenso besitzergreifend wie die Hände auf seinen Schultern, als sie sich zurücklehnte. »Was deine Frage betrifft … einigen weiter zurückliegenden Berichten des
Bake
zufolge war das Gespenst vor der Auflösung des Rats für eine Reihe von Lecks in der Geheimhaltung verantwortlich, die den Rat in Erklärungsnöte brachten. Außerdem«, sagte sie und rieb mit den Daumen über Kalebs Nackenmuskeln, »war das Gespenst gerüchteweise in die Explosion eines Labors verwickelt, in dem an einem neuronalen Chip geforscht wurde, um Leute in Silentium zu zwingen.« Ein Schauder lief durch Saharas Körper, so abstoßend war der Gedanke. »Meiner Meinung nach hat er das Medialnet gegen den Rat als Gesamtheit aufgewiegelt und so dessen Machtbasis von innen zerstört. Sein Ziel ist es wahrscheinlich, Silentium zu Fall zu bringen.«
»Genau.« Kaleb erstaunte nicht, dass es ihr in so kurzer Zeit gelungen war, so viele Informationen zu sammeln – Sahara Kyriakus war von Geburt an wissensdurstig und konnte unheimlich schnell einmal aufgenommene Informationen verarbeiten. »Das Gespenst ist gefährlich für jeden, der an der Macht ist.«
Sahara hörte auf, ihn zu massieren, die blauen Augen blickten besorgt. »Du darfst diesem Wesen nichts tun. Ihr habt doch viele gemeinsame Ziele – das Gespenst kämpft gegen die Fäule im Kern unserer Gattung, genau wie
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