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Geheimnisvolle Beruehrung

Geheimnisvolle Beruehrung

Titel: Geheimnisvolle Beruehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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sie war keinem kranken Hirn oder reinem Überlebenswillen entsprungen.
    Kaleb war ihr tatsächlich schon einmal begegnet. Vor langer Zeit.
    Und nicht nur einmal.
    Viele Male.
    Jedes Jahr hatte er an ihrem Geburtstag an einer Stelle gewartet, wo der Weg durch den Park eine Kurve machte, und …
    Sahara riss die Augen auf. Sie warf die Decke vom Bett, hob die Matratze hoch und zog den kleinen Schatz hervor, den sie aus Gewohnheit versteckt hatte, den sie so lange beschützt hatte. Als einer der Wärter ihn ihr zur Strafe hatte wegnehmen wollen, war sie so an den Rand einer Psychose geraten, dass man ihn gefeuert hatte, weil sie tagelang zu nichts mehr nutze gewesen war.
    Zu jener Zeit hatte sie noch teilweise kooperiert, immer in der Hoffnung, ihre Entführer dadurch in falscher Sicherheit wiegen zu können. Ihr Kalkül war nicht aufgegangen, aber nach ihrer manischen Reaktion hatte es niemand mehr gewagt, ihr den Schatz wegzunehmen, selbst wenn man sie in schlimmster Weise bestrafte – als hätten sie Angst, sie vollkommen zu brechen. Doch sie hatte den Schmuck nicht mehr angelegt, sondern in einem Knoten in ihrer Kleidung versteckt.
    Nun glitzerte das Bettelarmband aus Platin im Schein der Nachttischlampe.
    »Dreizehn«, flüsterte sie und berührte den kleinen Schlüssel, der die unendlichen Möglichkeiten repräsentierte, die vor ihr gelegen hatten.
    »Vierzehn.« Ein aufgeschlagenes Buch. In dem Jahr hatten sich ihre exzellenten Sprachfähigkeiten gezeigt. Französisch war ihr ebenso leichtgefallen wie Kantonesisch oder Ungarisch – wenn es jemand lehrte, der die Sprache fließend beherrschte. Mit Computerprogrammen funktionierte ihre Gabe nicht. Die faszinierten Lehrer hatten überlegt, ob es einer bislang unbekannten Fähigkeit zuzuschreiben war, die ihr erlaubte, unbewusst Sprachen aus ihrer Umgebung aufzunehmen. Sie hatten nicht geahnt, wie gefährlich nahe sie der Wahrheit gekommen waren.
    »Fünfzehn.« Eine Miniaturweltkugel, denn sie hatte davon geträumt, die ganze Welt zu sehen.
    »Sechzehn.« Staunend fuhren ihre Finger über die Tänzerin, die mit erhobenen Armen ins Nichts sprang, ein Ausdruck reiner Freude.
    Vier, es waren nur vier.
    Und alle stammten von dem Mann, der sie gefangen hielt.
    Sie saß auf der Bettkante, die wunderhübsch geformten Anhänger lagen warm in ihrer Hand. Ein Geschenk, das man auf viele Arten deuten konnte, die meisten davon waren beunruhigend, wenn man Kalebs Verbindung zu Santano Enrique in Betracht zog und die sechs Jahre Altersunterschied zwischen Kaleb und ihr. Nun waren sie beide erwachsen, aber als alles angefangen hatte, war er bereits neunzehn und sie erst dreizehn gewesen.
    Doch … für sie stand das Armband für Hoffnung und helle, sehr seltene Freude. Kein Hauch von etwas Hässlichem klebte daran, auch nicht der Gedanke, Kaleb habe sie zum nächsten Opfer auserkoren. Ihr wurde geradezu übel bei der Vorstellung, als hätte sie etwas Kostbares in den Schmutz gezogen.
    Kaleb würde mir nie wehtun.
    Sie schloss die Finger um das wunderbare Geschenk, das ihr ein vertrauter Fremder gegeben hatte, den dunkle Schatten umgaben. Sie musste eine Entscheidung treffen, musste entweder den Gefühlen trauen, für die das Armband stand, das sie sieben furchtbar einsame Jahre lang beschützt und wie einen Schatz gehütet hatte – oder auf die kühle Vernunft hören, die ihr in Erinnerung rief, dass Kaleb von Kindesbeinen an an der Seite einer mörderischen Bestie gelebt hatte.
    Trotz der späten Stunde saß Kaleb noch am Schreibtisch im leicht gelblichen Licht einer Lampe, das Haar streng gescheitelt, das stahlgraue Hemd ohne eine einzige Falte. Er sah hoch, als sie eintrat, aus seinen Augen hatte sich das Dunkle noch nicht ganz zurückgezogen. »Ja, bitte?«
    Sie zögerte bei dem gefährlich ruhigen Ton, hätte es nicht ertragen, wenn die schmerzliche Hoffnung in ihr zerstört worden wäre.
    »Wenn du etwas sagen möchtest, dann raus damit. Wenn nicht, dann geh wieder.«
    Sie schluckte, denn sie hatte die Drohung sehr wohl verstanden, doch dann setzte sie sich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch. Sein Blick war der eines Raubtiers, das auf der Welt nicht seinesgleichen hatte. Sahara versuchte, sich die staubtrockene Kehle mit ein wenig Speichel anzufeuchten. »Wo … wo sind die anderen?«
    Er ließ sie nicht aus den Augen.
    Innerlich zitternd hob sie die Faust. Platin glitzerte, als sie die Finger öffnete. Vollkommene, schier endlose Stille, dann blinzelte Kaleb, und die

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