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Geheimnisvolle Beruehrung

Geheimnisvolle Beruehrung

Titel: Geheimnisvolle Beruehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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leise.
    »Ja.« Er öffnete das Kästchen und nahm den Anhänger heraus. »Falls dein Vater es dir noch nicht sagen konnte, gestern ist eine Überweisung auf deinem Konto eingegangen – das Einkommen aus einer Investition, die er gemacht hat, als du noch ein Kind warst, und die an deinem dreiundzwanzigsten Geburtstag fällig wurde.« Er machte eine kurze Pause. »Eigentlich sollte das Geld ausgezahlt werden, als du achtzehn wurdest, als Grundstock für die Ausbildung, doch Leon hat den Termin immer wieder verschoben.«
    Sahara musste schlucken, ein dicker Kloß steckte in ihrer Kehle. Erneut hatte ihr äußerlich so distanzierter Geliebter bewiesen, dass er wusste, was sie brauchte, und ihr etwas mitgeteilt, was andere vielleicht verschwiegen hätten. Sie hielt ihm die Hand mit dem Armband hin und fragte: »Hast du eine Scheide für das Schwert besorgt?« Das Armband glitzerte im Sonnenlicht.
    »Sie ist noch nicht fertig.« Er ergriff ihr Handgelenk und fuhr mit dem Daumen über den flatternden Puls. »Du musst noch bis zum nächsten Jahr warten.«
    Nächstes Jahr.
    Ihre Erleichterung war so groß, dass ihr die Knie weich wurden, und es nur gut war, dass sie bereits auf dem Bett saß. »Und der einsame Stern?«
    »Scheint keinen tödlichen Schaden erlitten zu haben.«
    Ein prekäres Gleichgewicht. So viele Leben hingen von ihrer geistigen Gesundheit ab, obwohl in ihrem Geist noch immer Chaos herrschte. »Zeig es mir«, bat sie den Mann, der die Welt in Schutt und Asche legen würde, nur um sie zu retten.
    Erneut reckte sie den Hals, sah jedoch nur breite Schultern und schwarzes Haar.
    Sanft strich sie ihm über den bloßen Nacken. Kaleb erstarrte kurz, dann wurde ihr Handgelenk ganz warm, und er gab den Blick darauf frei.
    Ein Adler mit ausgebreiteten Schwingen.
    Freiheit.

Makellose Mediale
    Mediale verbrannten ihre Toten. Das war die wirkungsvollste Möglichkeit, Leichen zu entsorgen, und Vasquez’ Gattung brauchte keine Gräber, an denen sie trauern konnte. Dennoch hatte Vasquez den zerstörten Leichnam des ehemaligen Ratsherrn Henry Scott nicht verbrannt, sondern an einer einsamen Stelle tief in der Hohen Tatra begraben.
    Nicht aus sentimentalen Gründen oder um sich Absolution zu erhoffen. Vasquez’ Silentium war makellos. Er hatte Henry begraben, um ihm Bericht zu erstatten. Natürlich war ihm bewusst, dass viele das für ein irrationales Motiv halten könnten, doch seit Henrys Ableben hatte Vasquez niemanden mehr, dem er vollkommen anvertrauen konnte, was er plante. Er fühlte sich … sicherer, wenn er an der letzten Ruhestätte seines Anführers darüber sprechen konnte, anstatt alles nur im eigenen Kopf hin und her zu wälzen.
    Er stand vor dem Grab, auf dem frisches Gras spross. Vielleicht hatten Menschen und Gestaltwandler in dieser Hinsicht doch nicht so unrecht. Vasquez negierte keinesfalls die Stärken und Qualitäten der anderen Gattungen, wenn sie ihm nutzten – doch sie standen nicht auf einer Stufe mit den Medialen und würden auch nie gleichwertig sein.
    Seine Gattung konnte in den Geist der anderen Gattungen eindringen, konnte sie versklaven, die Autonomie von Menschenfamilien und Gestaltwandlerrudeln untergraben und ihre Gesellschaft quasi auslöschen. Deshalb durfte man den gefühlsbetonten Gattungen keinesfalls gestatten, sich zu Herrschern der Welt aufzuschwingen.
    Allerdings waren sie auch nicht für den unangebrachten Dünkel verantwortlich, der sie seit Neustem befallen hatte. Die Verantwortung dafür lag bei den Schwachen im Medialnet, die den niederen Gattungen gestattet hatten, zu einer Macht aufzusteigen, die sie gar nicht begreifen konnten. Deshalb war Henrys Entscheidung falsch gewesen, die Rudel der Leoparden und Wölfe direkt anzugreifen.
    »Sie sind Tiere«, sagte Vasquez leise, der seinen Anführer immer noch respektierte, obwohl er in diesem Punkt anderer Meinung war. »Sie wissen gar nicht, in welch tiefe Gewässer sie sich begeben haben.« Und die Menschen? Schwach und schutzlos wie Neugeborene waren sie. »Wir können jederzeit in ihre Köpfe, können ihre ganze Existenz verändern.«
    Silentium war die einzige Antwort, die er kannte, und er spürte den tiefen Frieden, den ihm die Einsicht verschaffte, auf dem richtigen Weg zu sein. »Wir sollten die niederen Gattungen nicht angreifen, sondern sie behüten. Disziplinlosigkeit muss natürlich bestraft werden, aber nur, um ihnen schlechte Gewohnheiten auszutreiben.« Man musste kein Blut vergießen, wenn man das Bewusstsein

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