Geheimnisvolle Botschaften
nichts anderes, als dass der richtige Zeitpunkt gekommen war. Sie winkten dem Kellner, kratzten mühsam das Geld für den Hawaiitoast und die Getränke zusammen und legten ein karges Trinkgeld obendrauf.
Sie gingen zur Hotellobby, von wo sie sowohl die Aufzüge als auch den Eingang in den Restaurantbereich im Auge behalten konnten. Ihren Plan hatten sie in aller Kürze abgesprochen.
Bob blieb zurück und setzte sich möglichst lässig, aber mit aufgeregt klopfendem Herzen, in einen der breiten Ledersessel. Er griff nach einer Zeitschrift und schlug sie auf, um nicht zu auffällig zu wirken. Alles in allem wollte er den Eindruck erwecken, ein Gast des Hotels zu sein, der auf jemanden wartete. Vielleicht auf die Rückkehr seiner Freunde, die soeben zu den Aufzügen gingen und den Rufknopf drückten.
Justus und Peter hatten Glück. Mit einem Ping sprang eine der Türen sofort auf. Eilig drängten die Jungen ins Innere und wählten die oberste Etage.
Während sie nach oben rauschten, stellten sie ihre Handys auf stumme Vibration und ließen sie in ihren Hosentaschen verschwinden. Sollten Jones oder seine Begleiterin unerwartet nach oben kommen, würde Bob sie schnell anrufen.
Das Obergeschoss präsentierte sich noch nobler als die Empfangshalle. »In dem Teppich versinkt man ja«, meinte Peter.
Justus legte den Kopf in den Nacken und musterte das runde Fenster in der Decke, das einen Blick in den wolkenlosen Himmel erlaubte. Es war so hell, dass er niesen musste. »Verflixt noch mal!«
»Sei doch leise! Mit dem Trompetenstoß lockst du noch die anderen Gäste heraus. Hat Barbara dich angesteckt, oder was?«
»Das Licht ist mir seitlich ins Auge gefallen und …«
»Just! Jetzt kein Vortrag, bitte!«
Der Erste Detektiv räusperte sich. »Nun geh schon! Nummer 908. Dort hinten.« Er blieb zurück, um im Hotelflur Schmiere zu stehen.
Den eigentlich gefährlichen Teil übernahm Peter. Vor der Tür zur Suite blickte er sich kurz um und zückte seine Spezialsammlung von Dietrichen. Zu seinem Glück gab es in diesem Hotel noch normale Schlüssel und nicht diese speziell codierten Chipkarten. Dann wäre es um einiges schwieriger gewesen, die Tür zu öffnen.
Während er an die Arbeit ging, regte sich sein schlechtes Gewissen, doch er sagte sich, dass er im Prinzip keinen Einbruch beging, sondern lediglich Diebesgut in Sicherheit bringen wollte. Alles außer dem Pergamentbuch würde er unangetastet lassen.
Er widmete sich konzentriert dem Schloss. Es klackte und die Tür sprang auf. Noch während er sich wunderte, wie einfach es gewesen war, schlüpfte er ins Zimmer und zog die Tür hinter sich zu. Die Sicherheitsstandards in diesem Nobelschuppen mussten dringend überprüft werden.
Peter schaute sich um. Er stand in einem Flur. Dem Schrank gegenüber führte eine halb offen stehende Tür in ein kleines Badezimmer. Als er kurz hineinlinste, erschrak er für eine Sekunde. Er blickte sich selbst aus einem blitzblank geputzten Spiegel entgegen.
Doch im Badezimmer würde Shu Liin das Buch kaum abgelegt haben. Er ging weiter und staunte, wie wohnlich eine solche Hotelsuite sein konnte. Auf einer äußerst bequem aussehenden Ledercouch türmten sich Kissen. Auf einem flachen Podest stand ein Glastisch samt drei Stühlen. Ein frischer Blumenstrauß strahlte in Rot und Gelb. Dahinter erstreckte sich in dem halbrunden Zimmerteil eine breite Fensterfront mit hellblauen Vorhängen.
Doch weder auf dem Tisch noch auf dem Sekretär an der Wand lag das gesuchte Buch. Ebenso wenig auf dem Schränkchen daneben, auf dem ein Breitbildfernseher stand. Auf dem kleinen Beistelltischchen neben der Couch befand sich nur ein Handy.
Peters Herz schlug rascher. Er fühlte sich alles andere als wohl, auch wenn so schnell nicht mit einer Rückkehr der beiden Bewohner zu rechnen war.
Er öffnete eine geschlossene Tür und kam in ein Schlafzimmer. Auf dem breiten Doppelbett lagen die Decken unordentlich und verknittert. Ein Blick auf die Nachttische zu beiden Seiten – nichts. Das Fenster stand gekippt. Von draußen drang das Hupen eines Autos herein.
Eine weitere Tür führte vom Schlafraum in ein zweites Badezimmer. Auch hier war verschwenderisch mit dem Platz umgegangen worden. Neben einem doppelten Waschbecken stapelten sich Zeitschriften. Ohne große Hoffnung durchsuchte er den Stapel. Nichts.
Der Zweite Detektiv rief sich zur Ordnung. Wo würde er an Shu Liins Stelle das Buch ablegen? Sicher nicht im Badezimmer. Neben dem Bett? Nein,
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