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Geheimnummer. Kein Sex nach Plan

Geheimnummer. Kein Sex nach Plan

Titel: Geheimnummer. Kein Sex nach Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Leipert
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Ratschlag gewünscht. Ich nickte. Wir sahen uns einen Moment lang stumm an. Meine Mutter wusste genau, wie ich mich fühlte. Sie lächelte mir aufmunternd zu. Und dann mussten wir beide laut lachen, weil Chris vorsichtig um die Ecke lugte. Er traute sich erst ins Wohnzimmer, als er sah, dass zwischen mir und meiner Mutter wieder alles im Lot war. Er reichte mir einen Zettel mit der Adresse. Sogar eine Wegbeschreibung von der Autobahn bis zum Haus von Tims Tante hatte er mir sorgfältig aufgemalt. Ich bedankte mich, aber als ich gehen wollte, folgte Chris mir ins Treppenhaus. Er druckste herum.
    »Karina. Ich ähm, ich wollte dir und deiner Mutter echt keinen Stress machen auf der Hochzeitsfeier. Ich meine, ich hatte ja keine Ahnung, dass sie so geschockt ist, nur weil wir mal …«
    »Chris«, unterbrach ich ihn schnell. »Ich bin ihre Tochter! Was hast du erwartet?«
    Er sah mich verständnislos an, und ich beneidete ihn fast um seine Unbekümmertheit. Ich stieg ein paar Stufen wieder hoch, um leiser mit ihm reden zu können.
    »Ich weiß, dass meine Mutter deine Ehrlichkeit besonders an dir mag, aber eins solltest du wirklich über sie wissen: Sie hasst unangenehme Überraschungen von ihren Ehemännern.«
    Chris nickte und sah bedrückt zu Boden.
    Ich sagte versöhnlich: »Was soll’s. Es war vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt, aber wenigstens ist es jetzt raus.«
    Er nickte. Ich hatte Chris selten so ernst gesehen.
    »Ist denn wieder alles klar zwischen euch?«, fragte ich vorsichtig.
    »Jetzt ja«, grinste er. »Aber in der Hochzeitsnacht musste ich stundenlang in Strapsen ums Bett herum tanzen, bevor …«
    »Chris«, rief ich angeekelt. »Solche Details kannst du mir dann auch in Zukunft ersparen, okay! Also, danke noch mal.« Ich winkte kurz mit der Wegbeschreibung, während ich die Treppe wieder hinunterging.
    »Klar, kein Problem. Hauptsache, du bringst den Kerl wieder zur Vernunft. Der ist nämlich total verrückt.«
    Ich sah Chris entsetzt an.
    »Nach dir«, erklärte er und meinte es mal wieder vollkommen ehrlich.

Der Ruf der Berge
    Um fünf Uhr konnte ich nicht mehr schlafen. Ich packte alles, was mir für eine Exkursion in die Berge wichtig erschien, in den Wagen. Ich war erst einmal in den Alpen gewesen, und zwar für meinen einzigen und äußerst erfolglosen Ski-Urlaub. Ansonsten versuchte ich alles, was höher als fünfhundert Meter war, bei Urlaubsreisen weiträumig zu umfahren. Ich hatte keine Ahnung, was für ein Wetter mich dort erwartete. Selbst in Köln war es für Mitte April noch ungewöhnlich frisch. In den Alpen herrschten sicherlich Minusgrade und Schneestürme.
    Um sechs fuhr ich los. Die Autobahn war frei, und ohne Stau hoffte ich trotz meiner unzähligen Pinkelpausen am frühen Nachmittag bei Tims Tante zu sein. Ich vertrieb jeden Anflug von Nervosität über mein bevorstehendes Gespräch mit Tim mit drei Tüten Schokolinsen und lautstarker Radiomusik. Zwischendurch kam sogar etwas Urlaubsstimmung auf. Allerdings hielt sie nur bis München. Je weiter ich ins Alpenvorland gelangte, desto klarer schob sich die eigentliche Mission meiner Reise in den Vordergrund.
    Tatsächlich stand ich schon um halb zwei bei Tims Tante auf der Matte. Oder besser, knöcheltief im Dreck vor einer über die Jahre, wenn nicht sogar Jahrhunderte, etwas verrotteten und verzogenen Holztür. Chris’ Zeichnung hatte sich als unentbehrlich erwiesen, denn Tims Tante wohnte nicht nur in einem winzigen Örtchen irgendwo am Chiemsee, das auf meiner grob geschnitzten Europakarte nicht mehr eingezeichnet war. Sie lebte noch dazu auf einem alten Bauernhof weit außerhalb dieses Hundertseelenortes. Ohne Chris’ Hinweis »Hinter der Neunziggradkurve sofort links« hätte ich den Weg glatt übersehen und wäre unverrichteter Dinge wieder umgekehrt. Selbst mit seiner Wegbeschreibung fuhr ich noch zweimal an der Auffahrt vorbei, da sie fast vollständig vom Gebüsch zugewuchert war. Aber jetzt stand ich endlich vor Tante Trudis Tür, mitten in einer teichgroßen Pfütze und klopfte mangels Klingel gegen morsches Holz. Nichts rührte sich, und ich klopfte etwas stärker. Ich kam mir vor wie in einem Horrorfilm. Gleich würde die Tür unter meinen Schlägen nachgeben, in ihre Einzelteile zerfallen und den Blick auf eine düstere Diele voller Spinnweben freigeben.
    Tim hatte mir kaum etwas von seiner Tante erzählt. Nach dem Tod seiner Eltern war sie für ihn eine Art Ersatzmutter geworden, aber ich wusste von ihr nur,

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