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Geheimnummer. Kein Sex nach Plan

Geheimnummer. Kein Sex nach Plan

Titel: Geheimnummer. Kein Sex nach Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Leipert
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Schnee. So viel Schnee hatte ich in Köln in den letzten zweiunddreißig Jahren nicht gesehen. Und natürlich war hier auch nichts gestreut oder freigeschaufelt. Ich kam mir vor wie Hillary bei der Mount-Everest-Besteigung. Keine Fußspuren verrieten, dass schon mal jemand vor mir hier gewesen war.
    Aber schließlich fand ich doch noch ein Hinweisschild auf die Alm. Noch ein halber Kilometer. Und langsam wurde es auch Zeit. Der Weg wurde immer steiler und rutschiger.

Huhn oder Ei
    Nach einer weiteren Dreiviertelstunde hatte ich den längsten halben Kilometer meines Lebens endlich hinter mir und die Alm erreicht. Trudis Holzhütte stand einsam und allein abseits vom Weg, und ich nahm eine Abkürzung über eine eingezäunte, zugeschneite Wiese. Die Hütte kam mir winzig vor, und dabei war der größte Teil davon auch noch ein Stall oder eine Scheune. Wenigstens hoffte ich, dass es nur ein Stall war, denn es sah ziemlich baufällig aus. Als ich endlich vor der Tür stand, pochte mein Herz bis in die Schläfen. Ob vor Anstrengung oder Nervosität, wusste ich nicht. Die ganze Wanderung über hatte ich den Grund für diese Strapazen verdrängt, aber zum Umkehren war es jetzt definitiv zu spät. Ohne anzuklopfen, öffnete ich vorsichtig die Tür. Tim hockte vor dem Kamin und sprang erschrocken auf, als ich eintrat.
    »Karina?«
    In meiner dicken Daunenjacke und der Wollmütze, die ich mir tief ins Gesicht gezogen hatte, musste ich eine ziemlich merkwürdige Erscheinung abgeben. Ich zog mir die Mütze vom Kopf und sagte »Hi«, als wäre es das Normalste von der Welt, sich hier oben zu treffen.
    »Was machst du denn hier?«, fragte Tim immer noch völlig perplex.
    »Dich besuchen. Und du?«
    »Ich? Wieso? Nichts.«
    »Und das kannst du nicht mehr in Köln erledigen?«
    »Doch, natürlich.« Tim fuhr sich nervös durch die strubbeligen Haare. »Aber ich musste mal in Ruhe nachdenken.«
    Er wich meinem Blick aus. »Ich weiß, ich hätte dich anrufen sollen, aber hier oben gibt es keinen Empfang. Ich wollte sowieso nicht lange bleiben.«
    »Aha.« Mehr fiel mir dazu nicht ein und Tim auch nicht. Eigentlich hätte ich wütender sein müssen, und Tim hätte mehr zu seiner Entschuldigung hervorbringen müssen als einen schlechten Handy-Empfang. Aber wir standen uns nur wortlos gegenüber. Tim vor dem Kamin, einen Holzscheit immer noch in der Hand. Ich vor der offenen Tür, eingepackt wie das Michelin-Männchen.
    Ich sah mich um. Die Hütte war genauso rustikal und spartanisch eingerichtet, wie ich es vermutet hatte. Neben dem Kamin war eine Eckbank angebracht. Davor ein Holztisch und ein paar Stühle. Alles nach bayrischer Bauernart. Direkt neben der Tür stand ein alter, verdreckter Gasherd, und ich malte mir aus, wie Tante Trudi jedes Frühjahr dafür ganz allein die Gasflasche den Berg hochrollte. Die Blechwanne daneben diente offensichtlich als Badezimmer und Spüle in einem. Der einzige Kontakt zur Außenwelt war das kleine Transistorradio auf der Fensterbank. Neben dem Kamin führte eine Holzleiter zur zweiten Etage, die allerdings nur das Bett beherbergte und so niedrig war, dass man oben kaum sitzen, geschweige denn stehen konnte. Darunter befand sich vermutlich der Stall. Im Sommer bestimmt kein Vergnügen, wenn die Sonne den Stallgeruch so richtig zum Brodeln brachte. Mit einem Blick hatte ich entschieden, dass ich so ein Leben keine zwei Tage aushalten würde, und dabei hatte ich das Plumpsklo hinter dem Haus noch nicht einmal begutachtet.
    »Du musst ja total erschöpft sein. Willst du dich nicht setzen?« Endlich hatte Tim seine Überraschung überwunden und deutete auf die Eckbank. Ich machte einen Schritt weiter in die Hütte hinein, blieb aber stehen. Tim wollte mir die Jacke abnehmen. Ich schüttelte den Kopf. Die Jacke gab mir komischerweise Sicherheit.
    Ich wartete, bis Tim die Tür hinter mir geschlossen hatte, und kam direkt zum Punkt: »Als wir gestern telefoniert haben, hast du mich gefragt, was ich von dir will. Und ich will eigentlich nur eins von dir, Tim.«
    Ungewollt machte ich eine rhetorische Pause. Tim sah mich erwartungsvoll an, fast ein bisschen nervös, als würde ich ihn jetzt um das Unmögliche bitten. »Ich will, dass du mir vertraust. Und zwar so, wie ich bin. Ohne Baby, auch wenn wir zufällig bald eins haben werden. Aber vor allem ohne Trauschein als Treuegarantie. Also, was ich dir damit sagen will … Tim, ich kann dich nicht heiraten, nur damit du dir sicher bist, dass ich nicht

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