Geheimorder Riesenauge
bemerkte er überraschenderweise.
Ich musterte ihn verblüfft, und im selben Augenblick ging mir auf, was er meinte. Trotzdem fragte ich:
»Wie ist das zu verstehen?«
»Ich kenne dich. Auf deinen Befehl hin wurden vor knapp zwanzig Minuten intelligente Wesen getötet. Wir wissen ihre Zahl nicht, aber sie wird wahrscheinlich nicht gerade niedrig sein. Und wenn die Orghs die Frist überschreiten, wirst du ihre Stadt unter Beschuß nehmen. Es wird wiederum Tote geben. Und das alles, obwohl dir nichts mehr zuwider ist als das Töten. Aber du kannst nichts dagegen machen. Du allein bist für die Sicherheit der Erde verantwortlich, und du mußt hart durchgreifen, wenn du die Orghs davon überzeugen willst, daß es gegen uns kein Aufkommen gibt. Aber wie teuer kommt dich das zu stehen? Innerlich, meine ich?«
Ich antwortete nicht. Es gab nichts, das ich sinnvollerweise hätte sagen können. Hannibal hatte recht – nicht nur in bezug auf mich, sondern auf uns alle. Wir waren gekommen, um eine Aufgabe zu erledigen. Sie konnte nur dann erfolgreich abgeschlossen werden, wenn wir die Orghs beeindruckten. Um sie zu beeindrucken, mußten wir unsere Macht zeigen. Und da sie nicht aufhörten, uns Fallen zu stellen, war das Zeigen unserer Macht gleichbedeutend mit dem Tod vieler der ihren. Es war eine tödliche, logische Kette, an der wir uns entlangarbeiteten. Der nächste Schritt folgte automatisch nach dem vorhergehenden, und am Ende stand der Tod. Ich haßte es, mir die Handlungsweise sozusagen von der Logik der Sache aufzwingen zu lassen, und dieser Haß gebar plötzlich eine Idee.
Ich hatte keine Zeit, mit Hannibal darüber zu sprechen. An der Stunde, die ich als Frist gesetzt hatte, fehlten nur noch vierzig Minuten. Ich mußte mich beeilen. Ich lehnte mich in den Sessel zurück und öffnete den Mentalblock.
»Kiny …?«
»Hier, Chef!«
»Kiny, ich habe eine wichtige Frage. Kannst du Rorrhodo-Sqyn noch empfangen, und wenn ja, will ich wissen, wie deutlich.«
»Ich habe mich … hm, wie sagt man da … auf seine geistige Stimme recht gut einstellen können. Sie ist ziemlich prägnant und zumindest aus der Nähe leicht von anderen zu unterscheiden. Inzwischen hat er sich ein ganzes Stück von uns entfernt, und der Empfang ist ein wenig undeutlicher geworden. Aber ich kann zum Beispiel den Block schließen und nach einer Weile wieder öffnen, und im Laufe weniger Sekunden habe ich Rorrhodo-Sqyn wieder aus der Menge der Bewußtseinsströme herausgefunden.«
»Vorzüglich«, dachte ich begeistert. »Was denkt er?«
»Er ist entsetzt. Sein Bewußtsein ist von Panik erfüllt. Ich glaube, er fürchtet, daß wir die Zivilisation der Orghs völlig auslöschen wollen.«
»Die erste Reaktion«, wehrte ich ab. »Er wird schon wieder zu sich kommen – oder andere werden ihn zu sich bringen. Wer ist in seiner Begleitung?«
»Er scheint unterwegs zu sein. Über seine Begleiter denkt er nicht nach, deswegen weiß ich nichts über sie. Aber er bangt vor einer Begegnung mit den übrigen zwölf Mitgliedern des Rates der Brutwächter. Dorthin scheint er unterwegs zu sein.«
Ich war wie elektrisiert. Das war die Information, die ich brauchte.
»Wie lange wird er unterwegs sein?« wollte ich wissen. »Denkt er darüber nach?«
»Nur in allgemeinen Begriffen. Es scheint sich nur um eine kurze Zeitspanne zu handeln.«
»Ausgezeichnet, Kiny! Bitte laß mich wissen, wenn er mit den übrigen Brutwächtern zusammentrifft.«
»Na klar …«, antwortete sie und schaltete ab.
Als die Starre von mir wich, die mich während telepathischer Aktivität stets befiel, sah ich Hannibals Blick fragend auf mich gerichtet.
»Neues?« fragte er lakonisch.
Ich erklärte ihm in Umrissen meinen
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