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Geheimprojekt Styx

Geheimprojekt Styx

Titel: Geheimprojekt Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Bunte
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gegenüber und sah auf die andere Seite des Ganges, wo Tobias Brauer saß und nachdenklich aus dem Fenster auf die Wolkendecke schaute, über die die Gulfstream hinweg schoss. Hendricks, inzwischen wieder nüchtern und entkatert, tauschte einige spaßige Sticheleien mit Boratto aus und beschloss, einen lockeren Smalltalk zu beginnen.
    „Poseidon“, meinte er und schielte zu Brauer herüber, dessen Spitzname schon ein wenig eigentümlich war, aber ein Produkt seiner Militärzeit. „Schon mal in Hongkong gewesen?“
    „Konnte ich bisher vermeiden. Ich mag nicht so gerne das asiatische Essen. Schnitzel sind mir lieber.“
    „Asiatisch ist aber gesünder“, meinte Boratto. „Wir hatten in Rio auch mal einen Asiaten. Hat vorzügliche Frühlingsrollen gemacht.“
    „Frühlingsrollen?“, echote Brauer. „Die mit den Sprossen?“
    „Ja.“
    „Furchtbar.“
    Hendricks zuckte mit den Achseln. „Solange es genug Proteine enthält...“
    „Kann man vergessen“, brummte Brauer. „Meine Freundin hatte mich mal zum Chinesen geschleppt. Ich habe ein Vier-Gänge-Menü bestellt und hatte hinterher immer noch Hunger. Ich bin dann drei Stunden später zur Pizzeria gegangen.“
    „Das war mit Sicherheit fatal für die Beziehung“, sagte Boratto trocken. „Frauen mögen sowas ja gar nicht.“
    „Also Nadia sieht das ja recht locker.“ Hendricks grinste. „Aber sie sieht eh recht viel ziemlich locker.“
    „Nadia ist eine absolute Ausnahme“, erwiderte Boratto grinsend. „Wobei meine Frau auch recht locker war, was meine Eigenheiten anging.“
    Brauer sah zu Boratto herüber, schien kurz zu überlegen und verwarf den Gedanken dann wieder. Vermutlich wollte er wissen, warum Boratto in der Vergangenheit von seiner Frau gesprochen hat, dachte Hendricks.
    „Nadia ist nicht mehr nur pro forma deine Chefin, Art“, mahnte Hendricks mit gespieltem Ernst. „Deine übrigens auch, Tobias.“
    „Ich ahnte da ja schon sowas in der Art, Michael“, erwiderte Brauer. Er verzog das Gesicht zu seiner Version eines dünnen Lächelns. Brauer war ein ernster Mann, immer ein wenig distanziert, und die Versuche Hendricks', den ehemalige Soldaten betrunken zu machen, um ihn ein wenig besser kennen zu lernen, waren gescheitert – Brauer vertrug schlicht zu viel, als dass er begann, unkontrolliert Dinge über sich auszuplaudern.
    „Tja, jetzt ist es real. Nad ist meine Zweitchefin, das erlaubt uns beiden, weniger Zeit zu vertrödeln, da wir uns meinen Posten schlicht teilen.“
    „Vernünftig“, meinte Boratto. „Es bleibt dabei, dass ich die Nachfolge von dir als Abteilungsleiter antreten werde?“ In einem normalen Betrieb wäre diese Frage dumm-dreist gewesen, niemand würde fragen, ob er auf den Posten eines Abteilungsleiters kommen würde.
    Doch die RGE war keine normale Firma. Und Hendricks war kein normaler Geschäftsführer, genauso wenig wie Boratto die Sorte von Mitarbeiter war, die man einfach anhand seines Lebenslaufes rekrutierte. Nein, Boratto war ein Vollprofi, gestählt in den Straßen der Favelas, und Hendricks war ein Mann, der seinen unorthodoxen Führungsstil in den schwülen Dschungeln Kolumbiens und Honduras' perfektioniert hatte – und damit unzähligen Menschen das Leben gerettet hatte.
    „Ja, definitiv. Du bist ja nicht umsonst meine rechte Hand gewesen, Art. Aber ich erwarte eine ausgezeichnete Arbeit von dir.“
    Boratto sah Hendricks an und sein Blick war schon fast arrogant. „Habe ich jemals Scheiße gebaut? So ernsthafte Scheiße?“
    Hendricks lachte laut auf und die beiden Männer knallten die geballten Fäuste gegeneinander. „Du weißt, ich hasse rhetorische Fragen.“
    „Keine Zeit für solchen Mist, wie damals, mit dem Gouverneur in Juarez, vor zwei Jahren.“
    Hendricks erinnerte sich an die wohl gefährlichste Operation in seinem Leben. Die Tochter eines Gouverneurs, der gegen die Drogenkartelle tatsächlich vorgegangen war und nicht nur so getan hatte, aus den Klauen der Kartelle zu retten, war mehr als grenzwertig gewesen. Hendricks war damals das erste und bisher einzige Mal angeschossen worden, seine kugelsichere Weste hatte das Geschoss nicht stoppen können. Sie hatten zwei Mitglieder des Teams verloren, aber schlussendlich hatten sie die Tochter gerettet. Der Mann stand, nach eigenen Worten, für sein gesamtes Leben in Hendricks' Schuld und er ahnte, dass er auf das Angebot des Mannes irgendwann einmal zurückkommen würde.
    „Ganz genau, Art, ganz genau. Bleibe mir weg mit

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