Geheimrezept zum Glücklichsein
und es wäre Sonnabend. Mit zwölf hatte ihr nichts besser gefallen als Samstage. Doch als sie sich bewegte, berührte ihr Bein das von Nathan. Es brauchte nicht mehr als das für sie, um sehr, sehr glücklich darüber zu sein, dass sie nicht mehr zwölf war. »Bist du wach?« , fragte sie, ohne die Augen zu öffnen.
»Nein . « Besitzergreifend legte er einen Arm um sie.
Noch immer verschlafen, mit dem Anflug eines Lächelns auf den Lippen, knabberte sie an seinem Ohrläppchen. »Möchtest du es sein?«
»Hängt davon ab . « Er rückte näher, genoss das behagliche Gefühl, ihren warmen Körper an seinem zu spüren. »Haben wir die Strudelkrümel aus dem Bett entfernt?«
»Ich bin nicht sicher. Soll ich nachsehen?« Und schon zog Jackie die Decke über ihre Köpfe und attackierte ihn.
Diese Frau hat mehr Energie, als ihr zusteht, dachte Nathan später, als sie auf ihm lag. Die Laken waren nun irgendwo am Fußende verheddert. Er war noch immer atemlos, während er Jackie mit halb geschlossenen Augen musterte.
Sie war hochgewachsen, schlank und sehr sanft gerundet. Ihre Haut schimmerte golden im Licht des späten Morgens, abgesehen von einem bemerkenswert schmalen Streifen an den Hüften, der weiß war, unberührt von der Sonne. Das zerzauste Haar umrahmte ihr Gesicht.
Er hatte immer geglaubt, lange Haare bei einer Frau vorzuziehen, doch ihre Frisur erlaubte ihm, ungehindert ihren Nacken zu streicheln. Er tat es nun, und Jackie schnurrte wie eine zufriedene Katze.
Was sollte er nur mit ihr anfangen? Sie sanft abzuschieben, war nicht einmal mehr eine entfernte Möglichkeit. Er wollte sie bei sich haben, brauchte sie. Brauchen. Das war ein Wort, das er stets sorgsam gemieden hatte. Nun, da es auf ihn eingestürmt war, hatte er keine Ahnung, wie er damit umgehen sollte.
Er versuchte sich auszumalen, was er am nächsten Tag, in einer Woche, in einem Monat ohne sie tun sollte. Sein Kopf blieb störrisch leer. Das sah ihm gar nicht ähnlich. Er war nicht mehr er selbst, seit Jackie sich in sein Leben geschlichen hatte.
Was wollte sie von ihm? Nathan verachtete sich selbst, weil er wusste, dass er sie nicht fragen würde. Er wusste bereits, was sie wollte, als wäre es diskutiert, überlegt und erwogen worden. Sie liebte ihn, zumindest zurzeit. Und er … mochte sie. Liebe war ein Wort, das er sich nicht gestattete. Liebe bedeutete Versprechungen. Er machte nie Versprechungen, solange er nicht sicher war, dass er sie halten konnte. Ein unbedacht gegebenes und gebrochenes Versprechen war schlimmer als eine Lüge.
Während die Morgensonne zum Fenster hereinschien und die Vögel den Frühling besangen, wünschte Nathan, dass es so einfach sein könnte, wie Jackie es sich vorstellte. Liebe, Heirat, Familie. Er wusste nur zu gut, dass Liebe nicht den Erfolg einer Ehe garantierte und dass eine Ehe nicht gleichzeitig auch »Familie« hieß.
Seine Eltern führten eine Ehe, in der Liebe nicht länger von Bedeutung war. Ich bin nicht wie mein Vater, dachte Nathan, während er Jackie im Arm hielt. Er wollte dafür sorgen, dass er niemals wie sein Vater wurde. Aber er verstand den Stolz auf den Erfolg und den Drang nach Leistung, der seinem Vater eigen war. Und ihm selbst ebenso.
Er schüttelte heftig den Kopf. Er hatte in über zehn Jahren nicht so viel an seinen Vater oder seinen Mangel an Familiensinn gedacht wie seit seiner Bekanntschaft mit Jackie. Sie brachte ihn dazu. Sie ließ ihn Möglichkeiten erwägen, die er vor langer Zeit mit Vernunft und Logik zurückgewiesen hatte. Sie ließ ihn wünschen und bedauern, was er nie zuvor gewünscht oder bedauert hatte.
Er konnte sich nicht gestatten, sie zu lieben, denn dann hätte er Versprechungen abgegeben. Und wenn die Versprechungen gebrochen waren, würde er sich hassen. Sie verdiente etwas Besseres als das, was er ihr geben konnte.
»Nathan?«
»Hmm.«
»Woran denkst du?«
»An dich.«
Als sie den Kopf hob, blickten ihre Augen unerwartet ernst. »Ich hoffe nicht.«
Erstaunt strich er ihr mit den Fingern durch das wirre Haar. »Warum nicht?«
»Weil du dich schon wieder verspannst . « Eine dunkle Regung huschte über ihr Gesicht – der erste Schatten von Kummer. »Bereue es nicht. Ich glaube, ich könnte es nicht ertragen.«
»Nein . « Er zog sie fester an sich. »Nein, ich bereue es nicht. Wie könnte ich?«
Sie drehte das Gesicht in seine Halsbeuge. Er wusste nicht, dass sie mit den Tränen kämpfte, und sie hätte es ihm nicht erklären können. »Ich
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