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Geheimsache Labskaus

Geheimsache Labskaus

Titel: Geheimsache Labskaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Martin und Rometsch Verg
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einen Abwasserkanal kletterte? In ein dunkles Loch voller Ratten? Das klang eklig. Nach brauner Brühe und Gestank.
    „Oder traust du dir das nicht zu?“
    „Doch, klar!“, sagte Oskar schnell.
    „Super, ich wusste, auf dich ist Verlass!“
    Klick. Sie hatte aufgelegt. „Okay“, murmelte Oskar düster. „Ich muss das Abwasser finden.“
    Er fing an, das Gelände des Heims zu umrunden, immer dicht am Zaun entlang, damit ihn niemand entdeckte. Zunächst war es ganz einfach, dem Zaun zu folgen, er führte ein Stück an der Zufahrtsstraße entlang. Doch dann knickte er ab und verschwand in einem scheinbar undurchdringlichen Gestrüpp aus Bäumen, stachligen Himbeersträuchern und mannshohen Brennnesseln. „Was für ein Dschungel.“ Mutig stürzte sich Oskar in die grüne Hölle. Zum Glück trug er lange Hosen. Seine nackten Arme aber brannten schon nach wenigen Minuten von unzähligen Brennnesselstichen.
    100 Meter und eine kleine Ewigkeit später wäre Oskar um ein Haar über ein dickes Rohr gestolpert, das wie eine satte Anakonda vor ihm auf dem Waldboden lag. Jenseits des Zaunes lief es schnurgerade über den kurz geschorenen Rasen des Heimgeländes und verschwand in der Rückwand des nächstgelegenen Gebäudes. Ob das wirklich das Abwasserrohr war? Oskars Laune hob sich. Allerdings fehlte noch etwas Entscheidendes: das andere Ende der Leitung.
    Abermals änderte Oskar die Richtung und folgte dem Rohr tiefer ins Gebüsch. Mühsam kämpfte er sich vorwärts. Der Untergrund wurde abschüssig, zwischen den Bäumen hindurch sah der Junge den Himmel und darunter – die Elbe. Ob die Leitung in den Fluss mündete? Oskar konnte seine Ungeduld kaum beherrschen, doch dann verschwand das Rohr mit einem Mal im Boden.
    „Das gibt’s doch nicht!“ Fluchend blickte er sich um. Unterirdisch konnte die Leitung in ungefähr jede Richtung verlaufen. Vielleicht tauchte das Rohr unten am Fluss aber auch wieder auf – Oskars einzige Chance. Er wollte den kürzesten Weg hinunter zur Elbe nehmen. Da schepperte ein Handy. Das Schlagzeugsolo! Ob das Charlie war? Oder vielleicht der erste Anrufer, der seinen Zettel vor dem Eisladen gesehen hatte? Oskar fummelte das Gerät aus der Tasche. Im Display stand „Mama“. Na, toll. „Hallo?“
    „Oskar, hier spricht deine Mutter. Du, Schatz, heute wird es später mit dem Essen, im Yogastudio werden die Matten geliefert. Und dann ist auch noch die Spülung in der Herrentoilette defekt!“
    „Mama, ich kann jetzt nicht. Hat eigentlich dein Anwalt bei diesen Behördenheinis was erreicht?“
    „Gut, dass du mich daran erinnerst! Der hat sich gar nicht mehr gemeldet. Ich versuch’s gleich nochmal, okay?“
    Oskar seufzte. Seine Mutter war wirklich keine große Hilfe.
    Eine Viertelstunde später trat Oskar, von Dornen und Zweigen zerkratzt, aus den Bäumen. Vor ihm ging es rund anderthalb Meter steil hinunter bis zum schmalen Elbstrand, auf den träge ein paar Wellen schwappten.
    Oskar blieb abrupt stehen. Zu seiner Überraschung war er nicht allein: Auf einem Holzsteg, der vom Ufer in den Fluss ragte, standen zwei Männer in weißen Kitteln. Die beiden wandten ihm den Rücken zu und starrten auf eine Boje, die wenige Meter weiter im Wasser dümpelte. Um die Männer herum standen unzählige Kanister, Käscher und kleine Flaschen.
    Plötzlich drehte sich der Größere der beiden um, ging zurück ans Ufer und marschierte auf einen weißen VW-Bus zu. Der Wagen parkte oberhalb der Stelle, wo das Ende eines anderen dicken Rohres aus dem Sand ragte.
    „Volltreffer!“ Oskar rieb sich die Hände.
    In diesem Moment sah der Mann den Jungen am Waldrand stehen. Er winkte Oskar zu, änderte seine Richtung und lief ihm entgegen. „Na, was machst du denn hier?“ Der Mann war groß und hager. Er lächelte freundlich.
    „Äh, spazieren gehen, wieso?“
    „Soso. Ich dachte, in deinem Alter unternimmt man spannendere Sachen“, lachte der Mann. „Spazierst du oft hier? Ich habe dich noch nie gesehen.“
    „Ja. Nein. Heute zum ersten Mal.“ Oskar wollte lieber nichts über die Gründe seiner Tour durch die Brennnesselhölle erzählen.
    Jetzt kam auch noch der andere Kerl den Strand hinauf. Er war klein, dicklich und trug eine gelbe Baseballmütze auf dem runden Schädel, die er nun lüpfte, um sich mit einem Stofftaschentuch den Schweiß von der hochroten Glatze zu tupfen. „Hallo“, grunzte er atemlos und setzte sich die Mütze wieder auf. „Aale Achtung“, konnte Oskar darauf lesen.
    Der Mann

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