Geheimsache Labskaus
fuhr fort: „Dose der Name.“
Dose der Name? Was wollte der Typ?
„Und wie heißt du?“
„Ach so … Dose. Verstehe. Ich bin Oskar. Oskar von Köhler.“
„Köhler als was?“ Der Dicke sah ihn erwartungsvoll an.
„Köhler als was?“ Oskar verstand kein Wort.
„Ganz einfach, als Kohl: Kohl – Köhler – am Köhlsten, hehehe. Verstehst du?“
„Schnauze, Olaf!“ Der Hagere sah Oskar entschuldigend an. Dann wandte er sich wieder dem anderen zu und sagte, diesmal etwas freundlicher: „Bitte schreck unseren Besucher nicht gleich ab!“
„Abschrecken, Pappschnecken“, kicherte Dose.
Der dickliche Kerl ging Oskar auf den Wecker. „Und Sie, was machen Sie hier?“, fragte er schnell, bevor Dose noch mehr Blödsinn reden konnte.
Der öffnete und schloss den Mund wie ein Fisch auf dem Trockenen. „Wir sind Wissenschaftler“, meinte der Hagere.
„Wissenschaftler?“
„Genau“, sprudelte Dose, „ganz forsche Forscher. Doktor Furz … äh, Kurz und ich betreuen hier einen Freiland-, also besser Wasser-, äh, Freiwasser- … wobei so richtig frei ist das natürlich nicht, sonst würden die Viecher ja –“
„Wir untersuchen Fische“, unterbrach ihn der Lange, dessen Name offenbar Kurz war. „Olaf Dose und ich züchten und beobachten Fische: Ernährung, Laichverhalten, Reaktion auf Umwelteinflüsse. Unser besonderes Interesse gilt dabei Electrophorus electricus. Zu Deutsch: dem Zitteraal.“
Oskar fiel die Kinnlade runter: „Echt, Zitteraale? Davon hat unser Biolehrer neulich erzählt. Sind das nicht diese meterlangen Teile, die mit ihren Stromschlägen sogar Pferde lähmen können?“
„Nicht schlecht, schöne Grüße an deinen Lehrer. Wobei, Pferde – naja. Wir verfüttern eher handlichere Nahrung an die Burschen: Laborratten, Mäuse. Nur gelegentlich was Größeres.“
„Aber in der Elbe? Ich dachte, Zitteraale leben nur in Südamerika. Im Orinoco und im Amazonas.“
„Eigentlich schon. Aber uns ist es gelungen, einige Exemplare … heranzuzüchten, die so robust sind, dass sie auch mit kühlerem Klima klarkommen. Und die halten wir hier in einem Spezialgehege.“
„Ist das nicht gefährlich?“
„Ach was.“ Dose fingerte plötzlich umständlich an seinem Hosenbund herum. „Siehst du das hier?“ Er hielt ein schwarzes Plastikteil in der Hand, das in etwa die Form einer Pistole besaß, aber für eine echte Waffe doch zu billig aussah.
Er fuchtelte so lange damit herum, bis Kurz ihm das Gerät aus der Hand riss. „Das hier ist ein Taser Typ M26C“, sagte er zu Oskar. „Ein Elektroschocker. Zur Verteidigung. Falls die Viecher mal zudringlich werden sollten. Was die Fische können, können wir nämlich auch. Mit 50.000 Volt – aber wirklich nur zur Selbstverteidigung.“
Dose drängte sich wieder dazwischen: „Wir haben in dem Unterwasser-Gehege extra einen Strommesser installiert. Kein Stroh-Messer, keinen Strom-Esser, sondern einen Strom-Messer, verstehst du?“ Er gluckste vor Vergnügen über dieses seiner Meinung nach besonders gelungene Wortspiel. „Siehst du die Boje da? Je stärker das Licht leuchtet, desto mehr Wumms haben die Wische, äh, Fische.“
„Aber da leuchtet doch gar nichts!“
„Leider, hehehe. Deshalb haben die auch schon lange nichts Nennenswertes mehr elektrisiert. Deren Saft reicht gerade noch, um Wasserschnecken zu erlegen. Aber das kriegen wir schon wieder hin.“
„Vielleicht ist ihnen eben doch zu kalt hier“, schlug Oskar vor. „Oder die Elbe ist zu schmutzig.“ Auch davon wurde sein Biolehrer nicht müde zu erzählen: wie giftige Einleitungen von Fabriken das Ökosystem kaputtmachten, genau wie das Altöl, das manche Schiffe heimlich in den Fluss laufen ließen, statt es teuer entsorgen zu lassen.
Kurz musterte den Jungen. „Ach, weißt du, Amazonaswasser würde ich auch nicht trinken wollen. Und in der Elbe kann man seit ein paar Jahren immerhin wieder unbesorgt schwimmen.“
„Jedenfalls da, wo es keine Zitteraale gibt, hehehe“, ergänzte Dose.
Diese beiden Wissenschaftler waren wirklich ein komisches Duo. Irgendwie erinnerten sie Oskar an Dick und Doof. Wobei Dose sowohl dick als auch doof war. Kurz dagegen schien in Ordnung zu sein. Da fiel Oskar wieder ein, warum er eigentlich hier war. Vielleicht konnten die beiden Typen ihm helfen. „Und was ist mit dem Rohr da drüben?“
„Welches – ach, das! Was soll damit sein?“ Kurz sah ihn fragend an.
„Das kommt von dem Kinderheim oben am Hang.“
„Ja, und? Da
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