Gehen (German Edition)
mit dem, was wir sehen, und wundern uns lange Zeit nicht, daß wir uns mit dem, was wir sehen, zufriedengeben, mit Millionen und Abermillionen aufeinander- und untereinanderliegenden, sich fortwährend ineinanderschiebenden und verschiebenden Bildern. Wieder können wir sagen, daß das, was einem Menschen wie mir, als außerordentlich erscheint und das ihm tatsächlich auch außerordentlich ist, weil esaußerordentlich ist, sagt Oehler, dem Staat nichts bedeutet. Denn Hollensteiner hat dem Staat nichts bedeutet, weil er der Masse nichts bedeutet hat, sagt Oehler. Aber mit diesen Gedanken kommen wir nicht weiter, sagt Oehler. Und während der Staat und während die Gesellschaft und während die Masse alles tut, um das Denken abzuschaffen, sagt Oehler, wehren wir uns mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln gegen diese Entwicklung, obwohl wir selbst die meiste Zeit an die Sinnlosigkeit des Denkens glauben, weil wir wissen, daß das Denken vollkommene Sinnlosigkeit ist, weil wir aber andererseits genau wissen, daß wir ohne die Sinnlosigkeit des Denkens nicht oder nichts sind. Wir halten uns dann an die Mühelosigkeit, mit welcher die Masse sich zu existieren getraut, obwohl sie in jeder ihrer Äußerungen diese Mühelosigkeit abstreitet, sagt Oehler, aber naturgemäß gelingt es uns nicht, in der Mühelosigkeit der Masse tatsächlich mühelos zu sein. Wir können aber gar nicht anders, als uns von Zeit zu Zeit an den Irrtum zu halten, sagt Oehler, uns dem Irrtum und das heißt, allen Irrtümern überhaupt auszuliefern und überhaupt in nichts anderem als im Irrtum zu sein. Denn genau genommen, sagt Oehler, ist, wie Sie wissen, alles irrtümlich. Innerhalb dieser Tatsache existieren wir aber, weil wir außerhalb dieser Tatsache überhaupt nicht existieren können, jedenfalls nicht die ganze Zeit. Existenz ist Irrtum, sagt Oehler. Damit müssen wir uns früh genug abfinden, damit wir eine Grundlage haben, auf welcher wir existieren können, sagt Oehler. Der Irrtum ist folgerichtig die einzige reale Grundlage. Aber an diese Grundlage als Grundsatz zu denken, sind wir nicht immer verpflichtet, das müssen wir nicht, sagt Oehler, das können wir nicht. Wir können nur immer wieder nur Ja sagen in dem, zu welchem wir bedingungslos Nein sagen müssen, verstehen Sie, sagt Oehler, das ist die Tatsache. So steht Karrers Verrücktheit mit Hollensteiners Selbstmord, der nichts mit Verrücktheit zu tun hat, sagt Oehler, ursächlich in Zusammenhang. Einer Natur, wie der Karrers,mußte eine Handlungsweise, wie die Hollensteiners, wenn man das Verhältnis Hollensteiners zu Karrer und umgekehrt in Betracht zieht, Schaden zufügen in der Weise, wie Hollensteiners Selbstmord der Natur Karrers Schaden zugefügt hat, sagt Oehler. Sehr oft habe Karrer Oehler gegenüber lange bevor Hollensteiner Selbstmord gemacht hat, von der Möglichkeit, daß Hollensteiner Selbstmord machen könne, gesprochen. Aber dabei handelte es sich um den Gedanken an einen Selbstmord Hollensteiners von innen heraus , nicht um einen solchen von außen verursacht , sagt Oehler, wenn man davon absieht, daß Innen und Außen für Naturen, wie Hollensteiner und Karrer identisch sind. Denn, so Karrer, sagt Oehler, die Möglichkeit, daß Hollensteiner aus innerer Ursache Selbstmord machen könne, habe immer bestanden, dann, mit der Ausweitung des hollensteinerschen Instituts und mit den offensichtlichen Erfolgen Hollensteiners in seiner Wissenschaft, gleichzeitig mit dem Ignorieren und Torpedieren dieser wissenschaftlichen Erfolge Hollensteiners durch seine Umwelt, auch aus äußerer Ursache. Während es aber für Hollensteiner charakteristisch und bezeichnend ist, sagt Oehler, daß er schließlich Selbstmord gemacht hat, wie wir jetzt wissen und was wir bis zu dem Zeitpunkt, in welchem Hollensteiner Selbstmord gemacht hat, nicht wissen haben können, ist es für Karrer bezeichnend, daß er nicht Selbstmord gemacht hat, nachdem Hollensteiner Selbstmord gemacht hat, sondern daß er, Karrer, verrückt geworden ist. Furchtbar ist allein der Gedanke, sagt Oehler, daß ein Mensch wie Karrer, weil er verrückt geworden ist und, wie ich glaube, tatsächlich endgültig verrückt geworden ist, dadurch, daß er endgültig verrückt geworden ist, in die Hände von Leuten wie Scherrer gefallen ist. Am vergangenen Samstag hat Oehler Scherrer gegenüber verschiedene Karrer betreffende Angaben gemacht, die, so Scherrer, sagt Oehler, für ihn, Scherrer, im Hinblick auf die
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