Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gehetzt - Thriller

Titel: Gehetzt - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Wozencraft Baerbel Arnold Velten Arnold
Vom Netzwerk:
beinahe der Bissen im Hals stecken blieb. Sie schluckte und zwang sich, weiterzukauen und woanders hinzusehen, doch sie wusste nicht wohin. Ihr Herz verwandelte sich in einen Tischtennisball, der wie bei einem Meisterschaftsendspiel zwischen ihren Lungenflügeln hin- und hersprang. Beruhige dich, alles ist in Ordnung. Sie bestellen sich einfach nur einen Kaffee. Sie nahm ihre Rechnung, schnappte sich ihren Trolley und lief zur Kasse.
    Sie waren etwa zwei Meter von ihr entfernt; keiner von ihnen sagte etwas, sie standen einfach nur da und warteten, während der Mann hinter dem Tresen ihren Kaffee in Pappbecher zum Mitnehmen füllte, die mit einem blau-weißen Motiv des Parthenon bedruckt waren. Zu wem sollte sie beten? Bitte, Zeus, hilf mir, dass ich heil hier rauskomme, und zwar schnell.
    Sie be zahlte und ging raus; sie wuss te, dass sie sie nicht behelligen
würden, konnte es aber nicht recht glauben. Gail ging links die Adams Street runter, zurück Richtung Bahnhof. Die Schuhe, die Mel ihr besorgt hatte, waren bequem; sie konnte gut darin laufen. Sie ging schnell. Aber nicht so schnell, dass es aussah, als würde sie vor etwas weglaufen.
    Taxi.
    Taxi. Taxi. Taxi.
    Bring mich weg von hier. Weg. Nichts als weg.
     
    Es war Punkt siebzehn Uhr. Diane saß auf einer Bank im Wartebereich der Autovermietung und tat so, als würde sie Zeitung lesen, während sie auf Gail war tete und sich sehnlichst wünschte, sich den Busgeruch aus den Haaren waschen zu können. In der Hertz-Agen tur an der South Canal Street, der dem Bahnhof Union Station am nächsten gelegenen Hertz-Vertretung, hatte sich vor dem Schalter eine Schlange geschäftiger Menschen gebildet, die sich fragten, warum nicht mehr Personal zur Bedienung der Kunden bereitgestellt wurde. Sie warteten ungeduldig darauf, bedient zu werden. Diane dagegen saß geduldig da. Sie wartete ebenfalls. Sie wartete einfach nur. Vielleicht auf Gail. Sie hoffte jedenfalls, dass sie auf Gail wartete.
    Diane bemühte sich, nicht alle drei Minuten auf ihre Uhr zu sehen, doch um Viertel vor sechs war sie sicher, dass Gail geschnappt worden war. Sie wusste nicht, ob sie wütend oder traurig war. Vielleicht beides ein bisschen. Doch sie würde noch eine Weile warten und Gail noch etwas Zeit geben. Wenn sie vielleicht einfach lange genug hier sitzen bliebe …
    Leute kamen und gingen, vor allem Familien und Geschäftsmänner. Ein paar Teenager verließen den Schalter und schimpften, wie ungerecht es sei, dass sie ohne Kreditkarte kein Auto leihen konnten. Im Vorbeigehen bedachten sie Dianes Stiefel mit neidischen Blicken.

    Plan A konnte sie also vergessen, grübelte Diane. Sie verfügte definitiv nicht über irgendwelche Kreditkarten. Sie hatte noch nie in ihrem Leben ein Auto gemietet. Seit sie einen Führerschein hatte, hatte sie immer ein eigenes besessen, wobei es Auslegungssache war, ob man ihre ersten Schrottkisten wirklich als Autos bezeichnen wollte. Sie sah hinab auf ihre Stiefel. Schwarze Stahlkappenschnürstiefel aus den Gefängnisbeständen. Absolut angesagt. Absolut cool. Als sie sich für den Ausbruch bereit gemacht hatten, war ihr gar nicht klar gewesen, warum sie so scharf darauf gewesen war, die Stiefel zu tragen. Sie hatte geglaubt, sie hätte sie einfach nur genommen, weil sie praktisch waren und sich gut für eine Flucht eigneten, bei der man durch weiß der Geier was für unwirtliche Gegenden rennen musste. Doch jetzt wurde ihr bewusst, dass sie sie hatte tragen wollen, weil sie etwas hatte mitnehmen wollen, das ihnen gehörte. Weil sie etwas aus dem Knast hatte klauen wollen. Bei Mel hatte sie sie auf Hochglanz poliert. Jetzt sahen sie wie neu aus, aber sie waren gut eingelaufen. Sie stellte sich vor, wie sie Gib Lowe damit einen kräftigen Tritt in den Hintern verpasste. Wie sie sich von hinten an ihn heranschlich, während er sich gerade bückte und - zong! - den Umfang seines Schließmuskels um einige Zentimeter vergrößerte.
    Ein Taxi fuhr vor. Sie war es. Es war Gail! Juhu! Diane sprang auf und war an der Tür, bevor Gail den Fahrer überhaupt bezahlt hatte. Sie stieg ein und setzte sich neben Gail.
    »Was denn nun, meine Damen, steigen Sie aus, oder wollen Sie irgendwo anders hin?« Die hervortretenden Augäpfel des Fahrers blickten sie durch den Rückspiegel an.
    »Fahren Sie los«, erwiderte Diane und fügte an Gail gewandt hinzu: »Die haben da nur noch Kleinstwagen.« Dann fragte sie den Taxifahrer: »Gibt es hier in der Nähe ein Holiday Inn oder etwas

Weitere Kostenlose Bücher