Gehetzt - Thriller
Nacogdoches.«
»Irgendwelche Verdächtigen?«
»Nichts. Deine Aktentasche war übrigens nicht mehr da. Wer auch immer sich den Wagen unter den Nagel gerissen hat, hat sämtliche Spuren sauber beseitigt.«
»Kein einziges Haar? Keine Faser?«
»Er ist von den Leuten des Sheriffs beschlagnahmt worden. Keine Ahnung, wie gründlich sie sich den Wagen vorgenommen haben. Ich weiß nur, dass sie nach Fingerabdrücken gesucht haben.«
»Die Arschlöcher wollten doch gar nicht wissen, wer es war. Das ist es, was hier abläuft.«
»Und dein Kumpel Efird hat gekündigt.«
»Efird? Ehrlich?«
»Der Chef wollte ihn zu ein paar Seelenklempnern schicken - wegen der Sauferei, du weißt schon, und dem Trauma, das er durch Linda erlitten hat. Meiner Meinung nach hätte er sich ruhig behandeln lassen sollen, aber er meinte, dass er sich damit, was seine Aufstiegschancen anging, direkt in die Warteschleife katapultieren würde.«
»Womit er wahrscheinlich recht hat.«
»Kann sein. Jedenfalls ist er draußen. Hat dem Boss gesagt, dass er für drei Leben genug Scheiße erlebt hat, seine Dienstmarke auf den Tisch geknallt und ist gegangen.«
»Er war nie mein Kumpel.«
»Das kannst du deiner Großmutter erzählen.«
»Renfro, du musst mir glauben. In meiner jetzigen Situation ist es mir wirklich wichtig, dass du mir glaubst.«
»Tut mir leid. Ver mutlich weiß ich ein fach nicht, was ich sagen soll. Ich vermisse dich total und habe eine Wahnsinnsangst um dich.«
»Ich vermisse dich auch.« Es auszusprechen, verstärkte den Schmerz noch. »Weißt du, wo Efird jetzt ist?«
»Warum interessiert dich das?«
»Weiß ich noch nicht. Aber ich würde es gern wissen.«
»Wie ich gehört habe, hat er sich irgendwo in der Nähe von Nacogdoches niedergelassen. Lebt in einem gottverdammten Wohnwagen.« Renfro seufzte, dann sagte er: »Du hättest es mir erzählen sollen.«
»Was hätte ich dir erzählen sollen?«
»Dass du was mit Efird hattest.«
»Ich habe dir doch bereits gesagt - ich hatte nichts mit ihm!«
»Außer dass du in Ohnmacht gefallen bist und die Nacht in seiner Wohnung verbracht hast. Du hast es nie auch nur mit einem einzigen Wort er wähnt.« Seine Stimme war angespannt.
»Woher, zum Teufel, weißt du das überhaupt?«
»Du kannst dir gar nicht vorstellen, was für ein Mist über dich erzählt wird, seitdem sie dich verhaftet haben.«
»Dass eine Menge Mist erzählt wird, kann ich mir vorstellen, aber deshalb musst du den Mist ja nicht glauben.«
»Erzähl es mir einfach.«
»Was?«
»Na, was mit dir und Efird war.«
»Nichts. Nada. Ich bin tatsächlich aus den Latschen gekippt, aber nicht, weil ich zu viel Alkohol getrunken habe,
sondern weil mir jemand irgendwas in den Drink gekippt hat. Ansonsten ist nichts passiert. Gar nichts.«
»Und wa rum hast du mir da mals nichts davon er zählt? Als es passiert ist?«
»Weil ich dachte, dass es dich stinksauer machen würde. So wie jetzt.«
»Ich wäre nicht sauer gewesen.«
»Und warum bist du es jetzt?«
»Du hättest es mir erzählen sollen.«
»Mein Fehler. Tut mir leid.«
»Diane! Du solltest dich stellen.«
»Spinnst du? Hast wohl schon aufgegeben, was?«
»Es muss einen Weg geben, das Ganze in Ordnung zu bringen.«
»Das aus deinem Mund - ich fasse es nicht.«
»Ich möchte, dass du am Leben bleibst.«
»Wenn es bedeutet, dass ich in einem Käfig leben muss, nein danke.«
»Di…«
»Ich muss jetzt Schluss machen. Ich rufe dich wieder an.« Sie legte auf und nahm die Umgebung ins Visier. Direkt vor ihr war der Highway. Sie könnte trampen.
Nein. Besser nicht. Sie ging wieder in den Mart und fragte nach dem Weg zum Busbahnhof.
Das langsame Knirschen von Metall auf Metall weckte Gail. Der Zug rumpelte durch eine Kurve, die Räder schabten über die Schienen. Sie zog die Jalousie hoch. Chicago.
Gail zwängte sich in den win zigen Raum vor dem Waschbecken, putzte sich die Zähne und kämmte sich. Sie hatte sich immer noch nicht ganz an ihr neues Aussehen gewöhnt, aber zumindest zuckte sie nicht mehr zusammen, wenn sie in einen Spiegel sah.
Als der Zug hielt, war sie zurechtgemacht und bereit, ihr Schlafwagenabteil zu verlassen. Aus den anderen Abteilen erschienen ebenfalls Fahrgäste, die meisten von ihnen mit verschlafenen Augen. Gail bemühte sich, so auszusehen wie sie, während sie ihren Koffer den engen Gang vor sich herschob und Dianes Koffer hinter sich herzog.
Und dann war sie draußen. Sie stand auf dem Bahnsteig und konnte
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