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Gehetzt - Thriller

Titel: Gehetzt - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Wozencraft Baerbel Arnold Velten Arnold
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sollen? Ihn im Zug lassen, damit die Bullen ihn finden? Das wäre wohl keine gute Idee gewesen.«
    »Nein. Du hast es richtig gemacht. Du hättest ihn natürlich auch auf der Straße oder sonst wo stehen lassen können, dann wäre er vielleicht niemandem aufgefallen.«
    »Ich war in Eile.«
    »Ich weiß. Ich mache dir ja auch keine Vorwürfe. Es klang
nur gerade so, als ob du we gen der Sache ein schlechtes Gewissen hättest. Ich wollte nur einen Vorschlag machen.«
    »Der kommt ein bisschen spät.«
    »Könnte ja sein, dass du noch mal in die Situation kommst. Ist schließlich gar nicht mal unwahrscheinlich.«
    »Hoffen wir, dass es nicht passiert.«
    »Gail, du musst dich nicht schlecht fühlen. Diese Leute haben da drei Stunden rumgesessen. Du hast achtzehn Jahre rumgesessen.«
    »Ich habe nicht rumgesessen«, stellte Gail klar. »Ich habe einiges erreicht.« Und jetzt, dachte sie, war es an der Zeit aufzuhören, irgendetwas zu erreichen. Sie würde nichts mehr tun, das dazu angetan war, irgendwelche Aufmerksamkeit auf sich zu len ken. Nicht einmal mehr hilfsbereit sein. Sie würde sich in Susan Q. verwandeln. Eine Bürgerin. Sie würde in einem solchen Maß den Erwartungen der Gesellschaft genügen, dass es Zeiten geben könnte, in denen sie ihre eigene Existenz in Frage stellte, ihren tatsächlichen Status als lebendes Wesen auf dem Planeten Erde.
    Diane mochte immer noch im Sinn haben, mit großem Trara wild um sich schießend nach Texas zurückzukehren und alle aufzumischen, obwohl sie ein wenig zur Vernunft zu kommen schien. Doch ungeachtet dessen, was Diane vorhatte, hatte Gail ihre eigenen, wenn auch noch vagen Pläne. Sie war sich noch nicht sicher, wohin sie ge hen oder wie lange sie an einem Ort bleiben würde.
    Aber wohin auch immer sie ginge und wo auch immer sie landete, sie würde so vorsichtig sein, dass sie niemals Spuren hinterließe.

KAPITEL 12
    Gail linste durch den Spion der Hotelzimmertür. Der Mann im Flur trug Anzug und Krawatte und hatte makellos geschnittenes, nach hinten gegeltes schwarzes Haar. Eine breite Stirn und durchdringende, aber freundliche Augen. Er hielt eine Aktentasche aus weichem Leder in der Hand. Dass sie nicht in Panik ausbrach, sondern einfach nur Vorsicht walten ließ, sagte ihr, dass sie dabei war, sich auf ih ren neuen Status einzustellen. Sie rief durch die Tür: »Wer ist da?«
    »Rick Reed!« Gail er kannte die Stim me von ih rem Telefonat wieder, das sie kurz zuvor mit ihm geführt hatte. Sie musterte ihn erneut und brauchte einen Moment, doch schließlich fügte sie das Bild des Mannes im Flur mit ihrer Erinnerung an jenen Rick aus sei nen Tagen bei Free Now zusammen. Sie machte ihm auf und schloss die Tür hinter ihm sofort wieder ab. Sie standen einen Moment da und sahen einander an, dann kam Rick auf sie zu und umarmte sie.
    »Was haben sie dir Unrecht getan, Gail. Sie haben dir so Unrecht getan!«
    »Und hätten es weiter getan.« Gail lächelte und bedeutete ihm, ins Zimmer zu kommen. Diane löste sich vom Fernseher. Sie sah nun schon seit Stunden CNN, seitdem Gail ihr von dem Koffer er zählt hatte. Jedes Mal, wenn das Laufband unten über den Bildschirm lief, sagte sie: »Da ist es wieder. Wie oft wollen sie es denn noch bringen?« Dabei kannte sie die Antwort: bis etwas Aufregenderes passierte.
    Gail machte die beiden miteinander bekannt, nannte jedoch
nur die Vornamen, obwohl sie si cher war, dass Mel Rick über Diane informiert hatte. Rick schüttelte Diane die Hand und setzte sich an den klei nen Glastisch, der in der Ecke des Zimmers stand. Auf dem Tisch lag ein Faltblatt, in dem das Hotelrestaurant und megamäßige Alkoholdröhnungen angepriesen wurden, die als tropische Cocktails getarnt waren. Ein bisschen komisch für Chicago, dachte Diane, andererseits hatten sämtliche Holiday Inns auf der ganzen Welt in diesem Monat vermutlich die gleichen Angebote. Sie setzte sich wieder auf ihr Bett, von wo aus sie gleichzeitig CNN im Auge behalten und Gail und Rick zuhören konnte.
    »Du siehst gut aus«, sagte Rick, aber Gail war sich sicher, dass er es nur aus Höflichkeit sagte. Die Jahre im Gefängnis hatten ihren Tribut gefordert, und das wusste sie. Rick hingegen sah wirklich gut aus. Gesund, mit lebendigen blauen Augen und Lippen, die sogar dann zum Anflug eines Lächelns geformt waren, wenn er nicht lächelte. Jetzt lächelte er gerade nicht, sondern holte zwei neue Identitäten aus seiner Aktentasche. Es waren Pässe. An Pässe war nicht leicht he

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