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Gehetzt - Thriller

Titel: Gehetzt - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Wozencraft Baerbel Arnold Velten Arnold
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von Cleveland. Sie schlenderte die Straße entlang wie in ihrer Vorstellung ein mit Mitteln aus einem Wohltätigkeitsfonds gefördertes Schulmädchen im Sommer durch Paris flanieren würde. Doch nach ei ner Weile ging sie wieder so, wie sie immer ging, und betrachtete die Umgebung mit den Augen einer Künstlerin.
     
    Es war weiter gewesen, als es ausgesehen hatte. Diane fragte den Kassierer nach dem Schlüssel. Er reichte ihr einen großen Slurpee-Becher, in den unten ein Loch hineingeschnitten war, aus dem an einem Band der Toilettenschlüssel heraushing. Ein dicker Knoten in dem Band sorgte dafür, dass es nicht durch das Loch rutschte.
    »Den kann man jedenfalls nicht so leicht verlieren.«
    Der picklige weiße Junge hinter dem Tresen nickte und
wandte sich dem nächsten Kunden zu. Diane huschte um die Ecke und öffnete die Tür.
    Die Tür verriegelte sich automatisch hinter ihr. Diane trat ans Waschbecken und betrachtete sich in dem glänzenden Spiegel. Kein Wunder, dass der Typ nicht mit ihr hatte reden wollen. Ihr kurzes Haar stand wild ab und war von getrocknetem Schweiß verfilzt. Ihr Gesicht war dreckverkrustet. Oje! Sie sah aus, als wäre sie gerade aus der Hölle zurückgekehrt … Sie spritzte sich Wasser ins Gesicht und zog ein Papierhandtuch aus dem Spender. Dann kämm te sie mit den Fingern ihr Haar und sah noch ein mal in den Spiegel. Schon besser. Sie pinkelte - eine herrliche Erleichterung -, zog ihre Kleidung glatt und klopfte sich den Staub von der Jeans.
    Zurück im EZ Mart zog sie einen Zwanziger aus dem Bündel Dollarnoten, das Gail ihr gegeben hatte, und kaufte sich eine Telefonkarte.
    Draußen roch es nach Ben zin, der Asphalt unter ihren Füßen war von der Hitze des Tages noch aufgeheizt. Sie stand einen langen Augenblick da und fragte sich, ob sie einen Fehler beging. Auf der anderen Seite der Schnellstraße glitzerten die Türme des Zentrums von Cleveland, dem modernisierten Cleveland, dem neuen Cleveland. Es war kein Fehler. In zehn Minuten würde sie von hier verschwunden sein. Solange sie in Bewegung blieb, würden sie sie vermutlich nie schnappen können. Es sei denn, jemand verpfiff sie, und sie würde dafür sorgen, dass das nicht passierte. Bleib einfach in Bewegung. Diane nahm den Hörer ab.
    Sie hörte ein schlaftrunkenes Hallo? und sagte: »Renfro«.
    »Diane?« Er war schlagartig hellwach. In Alarmbereitschaft. Vielleicht sogar besorgt. »Wo, zum Teufel, bist du?«
    »Am anderen Ende der Leitung«, erwiderte sie.
    »Alles in Ordnung mit dir? Klar, was sonst? Es ist doch alles in Ordnung, oder?«

    »Ja. Alles klar. Wie geht es dir?«
    »Mir geht’s … gut.« Dann Schweigen. Keiner von ihnen wusste, was er sagen sollte.
    »Hast du eine neue Freundin?« Sie versuchte, einen Witz zu machen.
    »Ein halbes Dutzend.« Er räusperte sich. »Diane, was machst du denn für Sachen? Ich meine, ich hab’s gelesen, und sie haben es im Fernsehen gebracht. Verdammt, Mädchen, bist du denn des Wahnsinns?«
    »Ich konnte nicht einfach dableiben und vor mich hinfaulen.«
    »Aber du hast doch die Unterlagen bekommen, die ich dir geschickt habe, oder etwa nicht? Es gibt rechtliche Wege.«
    »Tja, also, ich bin in einer Sackgasse gelandet.«
    Er gab ein Geräusch von sich, als versuchte er zu lachen. »Du musst zurückkommen. Du musst gegen das Urteil angehen.«
    »Aber erst, wenn ich mir sicher sein kann, dass sie mich nicht wieder einsperren.« Sie holte Luft. »Pass auf, sag nein, wenn du nicht willst, aber ich brauche Hilfe.«
    »Das kann ich mir vorstellen!«
    »Ich brauche das Ver handlungsprotokoll von Churchpins Verhandlung. Oder als was auch immer man diese Farce bezeichnen soll.«
    »Da bist du nicht die Einzige. Aber die verdammte Gerichtsschreiberin ist noch nicht fertig mit der Abschrift.«
    »Und wann soll das Protokoll vorliegen?«
    »Sogar der Richter schreit schon danach. Müsste jeden Tag so weit sein.«
    »Ich brauche es unbedingt.«
    »Wie soll ich es dir zukommen lassen?«
    »Ich rufe dich an, wenn ich eine Idee habe. Aber es kann eine Weile dauern.«

    »Wie lange?«
    »Keine Ahnung. Aber besorg es so schnell wie möglich!«
    »Sie haben deinen Streifenwagen gefunden.«
    Sie spürte, wie ihr Gesicht zu glühen begann, als sie sich an die Schmach erinnerte, wie sie Lowe, diesem Schuft, hatte beichten müs sen, dass sie sich ih ren Wagen hatte abnehmen lassen.
    »Wo?«
    »Ein paar hundert Kilometer von hier. Irgendwo in den Wäldern östlich von

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