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Gehetzt - Thriller

Titel: Gehetzt - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Wozencraft Baerbel Arnold Velten Arnold
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es kaum fassen, dass keine Polizisten da waren, um sie in Empfang zu nehmen. Menschenmengen schoben sich an ihr vorbei. Bestimmt war sie von verdeckten Ermittlern umzingelt. Sie hatte Angst, sich zu bewegen, weil sie fürchtete, dass sie ihre Waffen ziehen würden und … Ihr lief ein kalter Schauer über den Rücken. Doch dann schüttelte sie den Kopf, zuckte mit den Achseln und zwang sich loszugehen.
    Niemand nahm von ihr Notiz.
    Sie folgte verschiedenen Hinweisschildern durch einen überfüllten Bereich des Bahnhofs und bemühte sich, nicht all die Leute mit Handys am Ohr anzustarren. Was für ein seltsamer Anblick, wie sie alle im Gehen in die kleinen Handgeräte sprachen. Was hatten sie bloß ge macht, als es sie noch nicht gegeben hatte? Vielleicht über irgendetwas nachgedacht? Über den Sinn des Lebens zum Beispiel? Gail wünschte, sie könnte all die Funkwellen sehen und die Un mengen von Worten, die mit den Wellen von den Telefonen fort- und zu ihnen zurückgetragen wurden. Die Luft um sie herum musste mit Worten gesättigt sein, mit Millionen von Worten, die mittels einer Art technischer Alchemie in elektronische Impulse umgewandelt und mit für sie unvorstellbarer Geschwindigkeit über den Äther gejagt wurden.
    Dann öffnete sich das Gebäude und ging über in einen schön gestalteten Wartebereich mit ei ner gewölbten Travertindecke und sich in die Wölbung einfügenden Milchglasfenstern an beiden Seiten des Raums, durch die das Licht hi neinflutete.
Auf den in Reihen aufgestellten polierten Holzbänken saßen Reisende; einige dösten vor sich hin, einige lasen, andere plapperten in ihre Handys. Gail hätte auch gern eins gehabt, aber wie es hieß, waren die Behörden imstande, einen Handytelefonierer innerhalb weniger Sekunden zu lokalisieren. Sie wusste nicht, ob das stimmte, hielt ihre diesbezügliche Paranoia jedoch für berechtigt.
    Gail entdeckte die Damentoilette und schob mit ihren Rollkoffern hinein. Sie entschied sich für die Be hindertenkabine.
    Als sie wieder herauskam, hatte sie nur noch ihren eigenen Koffer bei sich. Dianes Koffer hatte sie in der Behindertentoilette stehen lassen, direkt neben dem Klo. Dianes Schuhe warf sie in den Mülleimer und bedeckte sie gerade mit ein paar Papierhandtüchern, als jemand die Damentoilette betrat. Gail ging schnell nach draußen und sah beim Rausgehen an sich hinunter, während sie ihr T-Shirt glättete, nicht um es zu glätten, sondern damit die hereinkommende Frau ihr Gesicht nicht sehen konnte. Schon in dem Augenblick, in dem sie es tat, hielt sie es für unnötig. Aber gleichzeitig auch für notwendig. So notwendig, wie in Bewegung zu bleiben. Genau das war jetzt das Wichtigste überhaupt: dass sie in Bewegung blieb.
    Im Wartebereich gab es ein Starbucks. Wie es schien, waren sie überall, zumindest in New York wa ren sie allgegenwärtig gewesen, und jetzt gab es hier schon wieder eins. Am liebsten hätte sie sich irgendetwas gegönnt, aber noch mehr drängte es sie weiterzukommen, raus aus dem Bahnhof. Sie ging schnellen Schrittes, vorbei an der Elgin-Uhr, die 7.22 Uhr anzeigte, vorbei am Starbucks und durch die schwere Holztür hinaus in die Morgenluft. Große steinerne Säulen ragten vor ihr auf, nicht unähnlich den allgegenwärtigen Säulen der Justiz, die den Eingang eines jeden Bundesgerichts zierten, das es wert war, diesen Namen zu tragen.
    Gail wusste nicht, wohin sie gehen sollte. Sie hatte eine Telefonnummer,
die sie sich bei Mel eingeprägt hatte, aber sie wollte mit dem Anruf noch warten. Mel hatte ihr auch eine Telefonkarte gegeben, die er in ei ner Drogerie gekauft hatte, sodass bei ihrem Einsatz weder Käufer noch Telefonierender zurückzuverfolgen waren. Aber sie wollte warten, bis Diane entweder wieder aufkreuzte oder auch nicht. Gail ging die Adams Street entlang, bis sie einen Coffeeshop entdeckte, und huschte hinein.
    Das Café war klimatisiert und von Bacongeruch erfüllt. Sie ließ sich in einer Sitzecke nieder und nahm eine Speisekarte aus dem Halter. Das Coffeeshop-Standardangebot, doch auch diesmal war Gail von der Auswahl überwältigt. Sie entschied sich für eine Tasse Kaffee und einen Bagel. Gail fragte sich, wo Diane wohl war, und überlegte, ob sie sich eine Zeitung kaufen sollte, doch selbst wenn Diane geschnappt worden wäre, stünde es noch nicht in der Morgenausgabe.
    Sie hatte ihren Bagel fast aufgegessen, als ihr beim Anblick zweier Chicagoer Polizisten, die durch die Glastür das Restaurant betraten,

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