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Gehetzt - Thriller

Titel: Gehetzt - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Wozencraft Baerbel Arnold Velten Arnold
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irgendwo da in der Gegend. Die Waffe saß dort bequem, obwohl sie sich ganz leicht in ihre Haut grub. Es war merkwürdig, auf diese Weise zurückzukommen. Als Outcast. Als Flüchtige. Als in Ungnade gefallene Polizeibeamtin. Sie erinnerte sich an ihr Bewerbungsgespräch, es war
das allererste gewesen, nachdem sie die schriftliche Prüfung, den körperlichen Leistungstest und den Test auf dem Schießplatz mit Bravour bestanden hatte. Ein Lieutenant hatte hinter einem Tisch gesessen und sie gefragt, was sie glaubte fühlen zu werden, wenn sie in Ausübung ihrer Dienstpflichten als Po li zistin ei nen Menschen würde töten müssen. Ob sie glaube, sie könne überhaupt in Ausübung ihrer Pflichten als Polizeibeamtin einen Menschen töten. Sie hatte bereits vor dem Gespräch über diese Frage nachgedacht, doch da sie sich ihrer Worte absolut sicher sein wollte, hatte sie sich bei ihrer Antwort so viel Zeit gelassen, dass der Lieutenant schon die Geduld zu ver lie ren schien. Doch als sie schließ lich geantwortet hatte, war sie sicher gewesen, dass sie es könnte, absolut sicher. Sie hatte nicht nur irgendetwas dahingesagt, um den Job zu bekommen. Und jetzt, na ja … wäre es in Ausübung ihrer Dienstpflichten als Polizeibeamtin, wenn sie in Gib Lowes Büro spazierte und ihn abknallte und anschließend mit dem Aufzug zum Büro des Bezirksstaatsanwaltes fuhr und Al Swerdney erschoss? Auch wenn sie keine Polizistin mehr war, wusste sie, dass die beiden Betrüger waren. Dass sie unfähig waren, ihre Jobs ehrenhaft zu erledigen. Die niederträchtigsten Gelüste machten sich in ihr breit, sie wollte die beiden abknallen, das konnte sie nicht abstreiten. Sie konnte es sich selbst eingestehen und wusste, dass es die Wahrheit war, aber dass sie tatsächlich ernsthaft Mord in Erwägung zog, erschreckte sie zu Tode. Erwog sie das wirklich? Sie spürte einen Knoten in ihrer Kehle und versuchte, ihn herunterzuschlucken, stellte jedoch fest, dass sie nicht schlucken konnte. Sie saß da und erstickte beinahe an der Erkenntnis, dass sie dazu fähig war. Dass sie es, wenn es keine andere Möglichkeit gab, tun würde. Dass sie einen kaltblütigen Mord in Erwägung zog. Keine irrationale, durch Wut ausgelöste, im Affekt begangene Tat mit Todesfolge. Sie dachte ernsthaft, dass Gib
Lowe und Al Swerdney es verdient hatten zu sterben und niemand anderer als sie war bereit, den Job zu erledigen. Es gab nichts, was sie tun konnte, um die beiden anstelle von Rick Churchpin in den Todestrakt zu bringen. Renfro hatte einmal gesagt, dass sie als Polizistin, die die Todesstrafe ablehne, auf die Liste gefährdeter Arten gehöre. Er hatte es sogar gesagt, nachdem sie ihm erklärt hatte, dass es in ih ren Augen eine viel härtere Strafe sei, jemanden für den Rest seines Lebens in einen Käfig zu sperren, als ihn auf den elektrischen Stuhl zu setzen oder ihm eine Giftspritze zu verpassen. Die Todesstrafe bedeutete, der Einkerkerung zu entrinnen.
    Aber jetzt? Mit dem Wissen, was für eine Katastrophe es bedeutete, unschuldig eingesperrt zu sein, mit dem Wissen, wie es war, wenn einem sein Leben genommen wurde? Mit dem Wissen, dass all dies zwei in der Öffentlichkeit sehr angesehene Männer zu verantworten hatten, zwei Ritter in glänzender Rüstung, zwei Gute, zwei Pfeiler der First Baptist Church von Bolton, zwei unaufrichtige, verschwörerische, gierige, machtgeile, verlogene, gemeine Arschlöcher, die sich einen Dreck darum scherten, wer in die Scheiße geritten und als Leiche zurückgelassen wurde, solange nur sie selbst ihre Ziele erreichten. Dies al les wissend, dachte Diane, während sie in der Nachmittagshitze unter dem endlosen Himmel den Highway entlangfuhr, durch ein Territorium, das sie einst geschworen hatte, unter Einsatz ihres eigenen Lebens zu schützen - dies alles wissend, dachte sie: Ja, sie konnte es. Sie konnte auf die altmodische Weise Gerechtigkeit üben, auf die Weise, in der Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit in Texas und westlich davon über viele Jahre hinweg geübt worden war. Sie konnte zu Gib Lowe hochgehen, ihm in die Augen sehen und diesen erbärmlichen Dreckskerl einfach abknallen. Und dann konnte sie den Aufzug zum Büro des Bezirksstaatsanwalts nehmen und den guten alten, mit glühendem Eifer das Evangelium
verkündenden Al Swerdney direkt über die Rückenlehne seines ledergepolsterten Bürostuhls pusten. Und damit wäre sie mit den beiden fertig. Vielleicht würde sie sogar davonkommen. Und wenn nicht, war es auch

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