Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gehetzt - Thriller

Titel: Gehetzt - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Wozencraft Baerbel Arnold Velten Arnold
Vom Netzwerk:
kaufen. Das Logo, das für Billigarbeit und Ausbeuterbetriebe im Ausland stand und für ach so supercoole, megaangesagte, wahnsinnig hippe Schuhe. Aber im Moment hatte sie das Gefühl, dass sie, wenn sie sich nicht auf der Stelle ein verdammtes Paar Schuhe, eine verdammte kurze Laufhose und ein verdammtes Tanktop kaufen würde, es gleich ganz lassen und stattdessen zur Fressmeile hinübergehen und ein paar Brezeln verschlingen würde, die zwar cholesterinfrei waren, aber so kalorienhaltig, dass man von einer einzigen eine ganze Woche leben konnte. Und danach noch einen TCBY-Joghurt, der in Wahrheit gar kein Joghurt war. Sie behaupteten zwar, die Abkürzung stünde für ›The Country’s Best Yogurt‹, aber ein Blick auf die Liste der Inhaltsstoffe genügte, um zu wissen, dass sie in Wahrheit für ›This Can’t Be Yogurt‹ stand. Und nicht zu vergessen KFC und die moderne Legende, der zufolge die Firma den Namen geändert hatte, um sich vor Anwälten zu schützen, die auf die Idee kommen könnten, die Firma wegen des Verkaufs vorgeblicher Hähnchen zu verklagen. Weil die Dinger, die sie in Form von Hähnchenschenkeln, Hähnchenflügeln und Hähnchenbrüsten verkauften in Wahrheit von Kreaturen stammten, die so stark genetisch verändert worden waren, dass sie im rechtlichen Sinne nicht mehr als Hähnchen bezeichnet werden konnten. Ob sie Hähnen auch das Krähen abzüchten konnten?
    Endlich. Endlich war das Lied in ihrem Kopf verstummt.
Gail starr te ins Schaufenster des Nike Stores. Der Nike Store. Irgendwann würden sie es abkürzen und ihn nur noch Der Store nennen. Und eines Tages würde draußen nur noch das Logo prangen. Der Swoosh. Keine Worte. In einer Welt, die sich über graphische Symbole mitteilte, waren Worte überflüssig. Es war wie eine Rückkehr ins siebzehnte Jahrhundert. Nur dass die Menschen damals Buntglasfenster in riesigen gotischen Kathedralen betrachtet hatten, Fenster, auf denen die Geschichte von Gottes Liebe und Gottes Grausamkeit erzählt wurde. Es bestand keine Notwendigkeit für Worte, nicht für das gemeine Volk. Seht euch einfach nur die Bilder an, die Symbole. Dann wisst ihr, was es drinnen zu kaufen gibt, und das ist alles, was ihr braucht, um glücklich zu sein: die Marke wiedererkennen und kaufen, kaufen, kaufen.
    Gail betrat den Laden. Sie brauchte dringend Schuhe, aber genauso dringend musste sie wieder hier raus, und zwar schnell. Ein Verkäufer kam zu ihr. Sie zeigte ihm einen Schuh und verlangte ein Paar in Blau, Größe 40, und ein pfirsichfarbenes, Größe 40½. Er verschwand. Sie ging zu den Ständern mit den T-Shirts und wählte zweimal Größe M. Dann ging sie zu den Shorts und wählte wiederum zwei mal Größe M. Hellblau für sich selber, pfirsichfarben für Diane, ein etwas anderes Modell. Aber sie sahen alle ziemlich gleich aus. Auf wirklich allem prangten Logos. Auf allem. Sie sollten die Leute dafür bezahlen, dass sie ihre Klei dung trugen, schließlich liefen sie als wandelnde Werbeflächen herum. Gail ging zurück zur Schuhauslage und setzte sich. Der Verkäufer kam zurück. Sie probierte einen der hellblauen Schuhe an. Er passte. Sie nickte, bedankte sich und sagte, dass sie beide Paare nehme. Er legte die Schuhe in ihre jeweiligen Kartons und trug sie zur Kasse, Gail zahlte bar, nahm ihre Einkaufstüten entgegen und verließ den Laden.

    Als Nächstes ging sie zu Filene’s und kam in Rekordzeit mit Jeans und ein paar unscheinbaren Sommertops für sich und Diane wieder heraus.
    Sie sah den Gang hinauf. Sie sah den Gang hinunter. Ihr war zum Schreien zumute.
    Sie er innerte sich, an einem Spencer-Gifts-Laden vorbeigekommen zu sein, aus dessen Innerem dunkles Licht geschienen hatte und dessen Schaufenster mit Postern dekoriert gewesen war. Einige Dinge konnten offenbar dem Zahn der Zeit standhalten. Sie sah das Schild und steu erte darauf zu, zurück zu dem Eingang, durch den sie das Einkaufszentrum betreten hatte.
    Als sie hinaustrat, war es, als hätte sie eine Ofentür geöffnet. Ein Schwall sengend heißer Luft schlug ihr entgegen. Sie hielt den Atem an; die Hitze versuchte, ihn aus ihren Lungen zu saugen. Autos glitzerten auf dem Parkplatz und blendeten sie. Sie wandte die Augen ab, überquerte die riesige Parkplatzfläche in die Richtung, aus der das Brummen des Verkehrs kam, der die Interstate entlangbrauste, und steuerte die Ampel an, an der die schmale Unterführung mündete.
    In der Hotellobby würde sie sich eine Zeitung nehmen. Dort waren

Weitere Kostenlose Bücher